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Viva La Vida
-Coldplay

Blaine's Pov:

Erschöpft, nervös, gestresst, übel zugerichtet und komplett durch mit den Nerven kam ich nach Hause. Es hatte keinen Anruf gegeben, dass irgendwas passiert war, was schonmal so ziemlich das Beste war, was mir an diesem Tag hätte passieren können. Ich schlurfte ins Wohnzimmer, nachdem ich meine Jacke und Schuhe an die Garderobe gebracht hatte, und wäre eigentlich auch direkt weiter in die Küche gegangen, wenn mir nicht aufgefallen wäre, dass der Fernseher lief. Mein Blick ging zur Couch und auf meinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Nate und Cynthia lagen aneinander gekuschelt auf der Couch, schliefen beide tief und fest. Vor ihnen auf dem Tisch lagen zwei leere Pizzakartons, die die beiden offensichtlich nicht wegräumen wollten.

Kopfschüttelnd und zugleich lächelnd ging ich zum Tisch und begann aufzuräumen. Ich hielt Ausschau nach der Fernbedienung, was nicht viel brachte, da ich sie schließlich neben meiner schlafenden Schwester auffand. Als auch der Bildschirm an der Wand ausgeschaltet war und ich die Kartons in die Mülltonne gedrückt hatte, nahm ich mir ein Glas Wasser und lugte während dem Trinken auf die Uhr, nur um meine Augen zu weiten. Verdammt, ich musste Melli noch abholen! Das war das Problem daran, der älteste Bruder und gleichzeitig der einzige zu sein, der die Zulassung zum Pkw fahren hatte.

Also stellte ich das Glas wieder weg, verließ die Küche und warf noch einen letzten Blick auf meine schlafenden Geschwister, bevor ich auch das Wohnzimmer verließ, erneut in meine Schuhe schlüpfte und bereits wieder draußen war. Ich fühlte mich, wie bei einem 24 Stunden Dienst.

Luce's Pov:

Sie sind nicht zu Hause - war mein erster Gedanke, als ich meinen Wagen parkte. Eine Zeit lang war ich in der Stadt herum gefahren und inzwischen war es 18:52 Uhr.

Vielleicht würde ich ja dieses Wochenende verschont davon kommen, wenn ich mich unauffällig verhalten würde - war mein zweiter Gedanke, als ich aus meinem Wagen ausstieg, mich umsah und meine Sachen nahm. Dann schloss ich den Wagen ab - welcher um ehrlich zu sein für mich mein Leben bedeutete, da er mich in den Genuss der Freiheit brachte - und überquerte die Straße. Meine Schritte wurden immer langsamer, je näher ich diesen Haus kam  und schließlich blieb ich vor der Tür stehen. Wenn ich alleine hier war, fühlte ich mich unsicher, gestresst und überfordert. Mich überforderte alleine die Entscheidung, durch die Haustüre oder den Hintereingang ins Haus zu gehen - welche heute eigentlich nicht nötig zu treffen war.

Also schloss ich nach einigen Sekunden des Zögerns die Haustüre auf, trat in den dunklen Flur ein und verschloss die Tür wieder. Jetzt konnte mich niemand mehr sehen. Niemand könnte mir helfen, sollte hier etwas passieren und vorallem würde mir niemand helfen. Mein ganzes Leben könnte innerhalb von einem Wimpernschlag vorbei sein.

Mit schnellen Schritten ging ich die Treppe hoch und verschwand oben angekommen sofort in meinem Zimmer. Als ich das Licht anmachte und mich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte, seufzte ich leise und holte dann erleichtert Luft. Vielleicht rannte ich ja bei der Schulstaffel mit, weil mir rennen den Arsch retten konnte? Die Schulstaffel waren vier der schnellsten und ausdauerndsten Läufer aus der Schule, die jedes Jahr entweder vor oder nach den Sommerferien - das variierte immer - gegen die Schulstaffel einer anderen Schule antraten. Mein letzter Lauf mit der Oberstufe würde direkt die zweite Woche nach den Sommerferien sein - ab da würde ich kein Training mehr bekommen, was mich ziemlich traurig stimmte. Das Rennen war mein Leben - neben meinem Auto und ... zugegebenermaßen auch Nate. Um ehrlich zu sein wusste ich nichtmal, wie ich auf diesen Gedanken überhaupt kam.

Ich ließ meine Tasche auf den Boden fallen, zog meine Schuhe aus, ging zu meinem Bett und ließ mich in dieses hinein fallen. Die letzten Tage hatten sich so warm, so schön und so glücklich angefühlt, doch jetzt schien es abgekühlt zu sein. Sobald ich an Nate - an seine Berührungen, wie er mich in den Arm nahm, wie er mich küsste und manchmal auch einfach nur wie er mich stumm aber liebevoll ansah - musste ich lächeln und in mir entstand wieder dieser kleine Funken Wärme. Ich begann über alles nachzudenken. Alles, was mit ihm passiert war. Und mein Lächeln wurde immer breiter, bis ich an den Punkt kam, an dem ich ihm dabei zugesehen hatte, wie er sich umzog. Mein Lächeln verschwand augenblicklich. Er hatte mich immernoch nicht beantwortet, wie er auch auf seinem Rücken so viele Narben bekommen hatte. Natürlich hatte ich zuerst daran gedacht, dass auch er häufig verprügelt wurde, doch jemanden durch Prügeleien solche Schäden zuzufügen war fast schon unmöglich. Und dann dachte ich an deine Arme. Auf seinen Oberarmen hatte er viele Narben, die man noch von weitem sehen konnte. Hatte er ... sich selbst verletzt, ohne ... dass ich es mitbekommen hatte? Wieso war ich so ein schlechter Freund, dass es mir davor nicht klar wurde oder auffiel? Ich hatte die restlichen - inzwischen gut abgeheilten - Narben auf seinen Unterarmen immer ignoriert oder ausgeblendet, weshalb es mir erst jetzt richtig klar wurde.

Und so einfach wollte ich wieder zu ihm, wollte wissen, ob ich richtig lag mit meiner 'Vermutung' und wollte ihn in den Arm nehmen und ihm sagen, dass er immer mit mir reden könnte.

Leise seufzend nahm ich mein Handy, entsperrte es und fand mich schließlich mit dem Problem wieder, welches ich 'Anrufen oder Schreiben?' nannte. Irgendwas in mir war nervös, doch ich wusste genau, was ich ihm schreiben wollte. Wie ich diese Nachricht formulieren sollte, ohne das sie komisch klang, war jedoch ein anderes Problem, wie sich schließlich herausstellte. Doch vielleicht war es auch gar nicht so wichtig, jetzt direkt herauszufinden, was passiert war. Ich müsste mich einfach nur mal in Geduld üben.

Also legte ich mein Handy wieder weg, sah kurz an die Decke und dann viel mein Blick auf die spärliche Bücherauswahl, die ich hatte. Sechs Bücher standen in einer Reihe in meinem Regal. Fünf davon hatte ich gelesen. Also wurde es wohl mal langsam Zeit, dass ich mir das letzte auch mal nahm und wenigstens den Klappentext durchlas.

Ich stand seufzend auf, ging zwei Schritte zu dem Regal und hörte dann, dass ich eine Nachricht bekam. Und so schnell schmiss ich mich dann wieder auf mein Bett, nur um direkt zu grinsen, nachdem ich das Handy entsperrt hatte. Nur eine Person konnte mir sogar durch eine simple Nachricht, ohne Emojis oder sonstigen Schnickschnack, ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

N: Hast du Lust, demnächst mit mir zu meiner alten Arbeit zu kommen? Muss da noch was abholen und danach können wir meinetwegen auch noch in ein Café oder Restaurant...

L: Ist das ne Anspielung auf ein Date🤭🥹

Grinsend sah ich, dass Nate die Nachricht gelesen hatte und unter seinem Namen tauchte 'schreibt...' auf. Dann bekam ich eine Antwort.

N: Nenn es wie du willst

L: Also ja?🥹

N: Luce...

L: Hast du mich gerade wirklich auf ein Date eingeladen? Ich fühle mich geehrt🤭

N: Luce, wenn du jetzt nicht aufhörst mich zu nerven, dann überleg ich mir das nochmal

L: Ich mag dich auch🫶

N: Dir auch noch eine gute Nacht

L: Danke, dir auch

Und ich konnte nicht mehr aufhören zu grinsen, nachdem wir diese wunderschöne, kleine 'Konversation' geführt hatten.

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Alles wie immer: Ein neuer Tag, ein neues Kapitel☺️ Eigentlich mag ich tatsächlich mal, was ich geschrieben habe und ich hoffe natürlich, dass ihr es genauso mögt, wie ich es tue. Für eventuelle Schreib- oder Logikfehler möchte ich mich entschuldigen, doch von mir aus könnt ihr mich gerne korrigieren, wenn euch etwas auffällt. Über Votes und Kommentare freue ich mich natürlich wie immer, und ich wünsche euch noch einen wunderschönen Tag🙈🫶

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt