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Luce's Pov:

Es klingelte, wir fuhren auseinander und ich seufzte genervt. Konnte man uns nicht einfach in Ruhe lassen? Nate turnte mich an, wenn wir uns alleine nur leidenschaftlich küssten, genau das wusste er. Etwas unausgesprochenes lag zwischen uns, wir beide schienen zu wissen, dass es da war, doch niemand sprach es aus. Wir waren quasi eine Affäre, die nicht übers Küssen hinaus ging.

»Hattest du jemals ein Mädchen, bei dem es mehr als nur Küssen und Ficken war?« »Redest du über Gefühle?« Er verzog leicht das Gesicht und ich konnte seine nächsten Worte förmlich sehen. »Also, wenn du es so ausdrücken möchtest, dann ja.« Ich grinste kopfschüttelnd und spürte seinen Blick auf mir. »Nein. Um ehrlich zu sein, bist du der Einzige, bei dem ich etwas fühle.« Er lächelte, obwohl er offensichtlich nicht wollte, weshalb auch ich lächeln musste. Es war offensichtlich, dass er meine Worte schätzte. Und gerade als er etwas erwidern wollte, hörte man ein Klopfen an der Tür. Sie wurde geöffnet und ein bedrückt aussehender Blaine steckte den Kopf ins Zimmer.

»Nate ... ähm ... wir haben Besuch« Er sah verwirrt aus, doch als er Blaine ins Gesicht sah, schien er zu realisieren, wer der Besuch war. Er nickte in meine Richtung, während ich verwirrt zwischen den beiden hin und her sah, Blaine seufzte. Abschätzig wurde ich angesehen, Nate stand wortlos auf und wandte sich an mich. Er ging um sein Bett herum, beugte sich zu mir runter an mein Ohr und begann zu reden. »Entweder, du springst aus dem Fenster und rennst weg von hier, ohne deinen Wagen zu nehmen, da es zu auffällig wäre, oder du versteckst dich in meinem Zimmer, machst nicht auf dich aufmerksam, hinterfragst nichts und hälst dir die Ohren zu, verstanden?« Geschockt sah ich ihn an, wie er sich wieder aufrichtete, durch seine Haare fuhr und sich zu Blaine umdrehte. Wortlos verließen die Brüder das fremde Zimmer, ich sah ihnen geschockt hinterher. Nachdem mein Herz kurz ausgesetzt hatte und ich die ersten schweren Schritte hörte, begann alles in meinem Körper zu rasen. Mein Kopf lief auf Hochtouren und mein Herz schlug so schnell, als würde ich nen Marathon mitlaufen.

Dadurch, dass ich hier bleiben wollte und auch musste, da ich meinen Wagen nicht hier lassen könnte und nirgends wirklich erwünscht war, sah ich mich schnell um und blieb mit dem Blick an Nate's Kleiderschrank hängen. Ein Basic Versteck, doch ich war beweglich genug, um mich darein zu quetschen. Im Flur waren Stimmen zu hören, von denen eine Blaine und eine Nate gehörte. Doch dort war noch jemand. Ein Mann mit einer tiefen Stimme, die darauf schließen ließ, dass er seit ein paar Jahrzehnten Raucher war und vermutlich auch nicht damit aufhören würde.

Ich fand genug Platz, um mich vernünftig zu verstecken und trotzdem noch einen kleinen Teil des Gesprächs vor der Tür mitzubekommen. Der Wortwechsel war fast schon gruselig düster.

»Was machst du hier?«, fragte Blaine mit belegter Stimme nach. »Nur meinen Rundgang, ob unser Nathan sich auch gut Zuhause macht, richtig Nathan?«, sagte der Mann mit der tiefen Stimme. »Lass mich in Ruhe! Was willst du bei uns, wenn du das Geld nicht hast?«, meinte Nate. Und dann hörte ich den ersten Schlag und ein Geräusch, dass sich wie ein schmerzhaftes Keuchen anhörte. »Ihr seid gierig, für das bisschen, was dein Bruder bei mir leistet, Nathan! Ich wurde geschickt, um euch zu zeigen, was passiert, wenn niemand aus dieser Familie vernünftig arbeitet! Drohungen tun es bei euch ja offensichtlich nicht, richtig?« Jemand fiel auf den Boden und ich hörte Schläge, die auf jemanden einprasselten, bis sie plötzlich aufhörten und jemand anderes scheinbar gegen die Wand gedrückt wurde. Die Wände waren so hellhörig, dass ich sogar noch ein leises Zischen von jemandem hörte. Und ich hoffte, dass es nicht Nate war, der verprügelt wurde.

»Halt dich von ihm fern!«, raunte Nate, dessen Stimme so düster war, wie bei meinem Vater. Wieder wurde jemand zu Boden gebracht, man hörte die Schläge, das Zischen, einen kleinen Schrei und schmerzhaftes Stöhnen, sowie Keuchen. Dies ging einige Minuten lang, bis eine kurze Pause entstand und sich jemand keuchend aufrichtete, dann noch jemand und der Letzte. Leichte Angst um Nate und Blaine machte sich in mir breit, als der Mann mit der düsteren Stimme ein »so, da wir das jetzt geklärt hätten, kann ich ja wieder gehen. Das Geld bekommt ihr vielleicht in zwei Wochen«, äußerte. »Du mieser Dreckssack!«, raunte Nate und man hörte einen erneuten Schlag, der sich wie eine Ohrfeige anhörte, bevor die Wohnungstür geöffnet wurde und schließlich wieder ins Schloss fiel.

Mein Herz raste, mein Atem ging schnell und stoßweise. Draußen hörte ich ein Keuchen und Schritte, die in einen anderen Raum gingen. Dann wurde es kurz still und ich lehnte meinen Kopf an das Holz, welches mich umzingelte. Zum Glück war meine Platzangst ein wenig besser geworden, sonst hätte ich nun mindestens meine erste Panikattacke.

Es war ein unverständlicher Wortwechsel zwischen Blaine und Nate zu hören, dann schien einer der beiden auf den Tisch zu schlagen und ich hörte Schritte, die auf Nate's Zimmer zu kamen. Ich krabbelte geschockt aus meinem Versteck und ließ mich quasi sofort auf den Fußboden fallen. Mich hatten die Worte geschockt und verunsichert. Das waren keine normalen Arbeitsbedingungen. In was war diese Familie verwickelt, dass sie eigentlich mit allem und jedem zu kämpfen hatten?

Nate's Pov:

Blaine sah übel aus, doch wie eigentlich immer stritt er ab, dass die Verletzungen weh taten und später würde er sich einfach mit Schmerztabletten betäuben. Das mit dem Betäuben hatte er von mir, doch manchmal wünschte ich mir wirklich, dass wir niemals damit hätten anfangen müssen.

Als ich in mein Zimmer trat und mich räusperte, schoss ein Schatten förmlich auf mich zu und umarmte mich so fest, dass ich daran erinnert wurde, dass meine Magengegend getroffen wurde. Ich legte meine Arme ebenfalls um den leicht zitternden Körper, zog ihn ganz nah an mich und hielt ihn stumm, sowie er mich. Die Sache mit Cameron war heute noch relativ gut gelaufen, an manchen Tagen rastete er komplett aus und das wir dann noch überlebten schien jedesmal an ein Wunder zu grenzen. Ebenfalls war Cameron nicht sein echter Name, sondern soetwas wie ein Künstlername. Niemand kannte seinen echten Namen, doch niemandem war es wichtig genug, diesen in Erfahrung zu bringen.

»Was ist passiert?«, fragte Luce leise, ohne sich von mir zu lösen. Ich seufzte leise, löste einen Arm von ihm und schloss meine Zimmertüre. Alles was zwischen uns nun passieren würde, wäre nicht für die Augen anderer bestimmt, so wie immer. Und eigentlich schien alles zwischen uns hinter verschlossenen Türen zu geschehen, niemand sollte jemals irgendwas mitbekommen.

»Wir wurden verprügelt, mehr nicht.« Meine Stimme hörte sich angeschlagen an, Luce löste sich von mir und sah mich an. Ich konnte den leichten Schock in seinen Augen bei meinem Gesichtsausdruck, erkennen. Dann spürte ich, wie seine Finger sanft meine Haare aus meiner Stirn strichen. Und dann folgte die nächste Umarmung seinerseits.

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Und, irgendwelche Vermutungen, was passiert sein könnte? Wer ist Cameron wohl?🤫
Ich hoffe natürlich, dass es euch gefallen hat, und die Verwirrung nicht allzu groß ist. Hinterlasst gerne ein Vote und/oder einen Kommentar, und dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag🫶

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt