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IDGAF
- Hugo Gray

Luce's Pov:

Irgendwie war ich ungewöhnlich aufgeregt, wenn ich daran dachte, dass ich Nate gleich wiedersehen würde. Wir hatten uns zwar erst vor wenigen Minuten verabschiedet, doch wir hatten uns länger nicht mehr außerhalb der Schule gesehen und es war irgendwie ... besonders für mich. Ich verstand selbst nicht, wieso mein Körper so verrückt spielte. Was war nur los mit mir? Wieso war ich so verdammt komisch drauf?

Wir hatten uns am Skaterplatz verabredet, welcher ziemlich gut erreichbar für mich war. Ich würde extra eine halbe Stunde vor unserer Verabredung losgehen, damit ich noch einen kleinen Spaziergang machen könnte. Also nahm ich um halb 3 meinen Schlüssel, mein Handy und mein Portemonnaie, bevor ich das Haus verließ. Meine Eltern waren noch nicht Zuhause, doch vermutlich würde es sie sowieso nicht interessieren, wenn ich länger als geplant weg wäre. 

Die Sonne strahlte in einer angenehmen Wärme auf mich herab. Es war kein allzu heißer Tag, und doch sah man immer mal wieder Menschen mit kurzen Hosen und Tops herumlaufen. Doch wirklich darauf achten tat ich nicht, ich war in meinen eigenen Gedanken gefangen. In Gedanken über Nate. In Gedanken über die Gefühle, die ich für ihn übrig hatte. Fühlte sich eine gute Freundschaft so an oder ... war dort ... mehr? War ich vielleicht doch so ... ein bisschen schwul? War dieses Kribbeln im Bauch, der beschleunigte Herzschlag, dass Starren, dass beeindruckt sein und ständig etwas mit ihm machen wollen, nur eine gute Freundschaft? Zum ersten Mal hinterfragte ich das alles und übersah den Fakt mal nicht, dass ich jede Sekunde meines Lebens mit ihm verbringen wollte und unsere Umarmungen mehr genoss, als alles andere. Ich bekam ihn einfach nicht aus meinem Kopf, doch dann dachte ich wieder an Cassie. Häufig hatte ich Nate's Freundin noch nicht getroffen, da ich sie meistens nicht treffen wollte, doch sie war - wie bereits erwähnt - Nate's feste Freundin. Wieso also hatte ich mich so auf ihn fixiert?

Autos fuhren an mir vorbei, Menschen gingen in alle Richtungen auseinander oder zueinander, während meine Schritte dem Skaterplatz und dem damit verbundenen Park immer näher kamen. Ich war nervös, hatte inzwischen sogar irgendwie Angst vor dem Treffen, da mir eine Sache langsam aber sicher mal klar wurde; Die Gefühle, welche ich für Nate empfand, waren nicht nur freundschaftlich. Nun seine Freundin zu treffen, machte die ganze Situation nun auch wirklich nicht besser.

Ich ließ mich auf eine der Bänke fallen, sah mich auf dem Platz um und war ziemlich froh, dass er soweit leer war. Am anderen Ende des Platzes standen ein paar Jungen - vielleicht in meinem Alter - welche etwas sehr offensichtlich tranken und Drogen nahmen, doch mein Problem war es nicht.

Im Hintergrund hörte ich Nate's Stimme, wie sie genervt ein »Nein, wir gehen heute nicht mehr feiern! Trotzdem kannst du nicht zu mir kommen, ich möchte dich nicht nochmal mit meiner Familie in Kontakt bringen!«, sagte. Mein Blick lag auf meinem Handy, ich scrollte durch Snapchat und sah mir die Snaps meiner Freunde an. Sie schickten viel dummes Zeug, doch im Grunde genommen machte es mir auch nichts aus. Die Stimme von Nate und die leisere Stimme eines Mädchens verstummten hinter mir, dann legten sich zwei große und muskulöse Hände auf meine Schultern, die mich scheinbar erschrecken sollten, doch sie ließen nur einen Schauer über meinen Rücken laufen. Nate hatte kalte Hände, wie eigentlich immer. Trotzdem lächelte ich verwirrt zu ihm hoch, hob meinen Kopf und sah, wie er mit auf mein Handy sah.

»Ihr seid ...«, ich sah wieder auf mein Display. »... 8 Minuten und ungefähr 23 Sekunden zu spät.« Nate verdrehte die Augen und hinter ihm hörte ich ein Kichern. »Hättest du mal besser nicht zehn Jahre zum Essen gebraucht und wir hätten auch früher los gehen können!« Überrascht und geschockt lugte ich an Nate vorbei und sah seine Freundin an. Ihre Stimme ... kannte ich. Auch ihre Augen lagen auf mir und sie sah schamlos auf meine Lippen. Mit ihrem Blick begann sie quasi, mich wieder auszuziehen, doch ich sah weg. Verdammte scheiße! Hatte ich im ernst ... scheiße nein!

Nate ließ sich neben mich auf die Bank fallen, während ich begann auf der Innenseite meiner Wange zu kauen und über die Nacht im Club nachzudenken, während ich auf den asphaltierten Boden sah. Warum hatte ich mir das Mädchen nicht richtig angeschaut? Warum verdammt war ich so dumm gewesen und hatte nicht mehr auf sie geachtet? Zwar hatte sie sich innerhalb von 1 ½ Jahren - wo ich sie offiziell zuletzt gesehen hatte - ziemlich verändert, doch erkannt hätte ich sie, wäre ich nicht so gierig an diesem Abend gewesen.

»Ey, Luce! Du sorgst für die gute Stimmung hier, nicht ich oder Cassie, schon vergessen?« Ich setzte mein Grinsen auf, sah Nate an und bemerkte, wie er Cassie zu uns herüber winkte, weshalb ich ein wenig mehr Platz auf der Bank machte. »Was habe ich gerade gehört Nate? Du hast gegessen?«, meine Stimme war sarkastisch und ich zog die Augenbrauen hoch. »Oh ja, kaum zu glauben, oder?«, mischte sich Cassie ein, welche sich nun neben Nate auf die Bank setzte und ihren Kopf auf seine Brust legte. Er legte seinen Arm um ihre dünnen Schultern und ich hatte das Gefühl, dass Eifersucht in mir aufstieg. Doch warum? Ich hatte keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Er war nicht meines. Er gehörte Cassie. Ich schluckte das Gefühl herunter, genau wie das Kribbeln und den beschleunigten Herzschlag. Doch meine Gedanken kreisten um die Nacht im Club, um Cassie und vorallem um Nate und wie sehr ich ihm weh tun würde, wenn ich ihm von der Nacht erzählen würde.

Mein bester Freund verdrehte die Augen, sah genervt zwischen Cassie und mir hin und her und legte sein Kinn auf ihren Kopf, ohne, dass er sich dazu verbiegen musste. Für ein Mädchen war Cassie wirklich groß, doch auch ziemlich dünn und einfach nicht mein Typ. Ihre Haare waren schulterlang geschnitten und blondiert, ihr Ansatz war bereits wieder ein wenig dunkelbraun. Sie trug nicht so viel Makeup, wie einige andere Mädchen, doch man sah deutlich, wie sie sich heute aufgebrezelt hatte. Als ob dieses Treffen wichtig wäre ...

Die Stimmung lockerte sich auf und schließlich begannen wir - wie immer - über Gott und die Welt zu reden. Die einzigen Tabus waren Beziehungen, Schule und Sex. Eine unausgesprochene Regel, die Cassie gekonnt ignorierte.

»Also Luce«, begann sie mit ihrer hohen Stimme. »Nate hat erzählt, dass du so ziemlich der größte Fuckboy bist?« Seufzend wandte ich meinen Blick von ihr ab, sah wieder zu der Stelle, an der die Jungs bis vor zehn Minuten waren. Sie hatten sich inzwischen weiter zurück gezogen, sodass wir sie nicht mehr sahen. »Ja, so könnte man es sagen« Ich hatte nicht vor, sie erneut anzusehen - zumindest nicht in den nächsten zehn Minuten -, bis sie ihre nächste Frage stellte. »Na dann ... wie hoch ist denn so dein Bodycount?« Überfordert sah ich sie erneut an, sah dann zu Nate, der sie kaum hörbar ermahnte, sich zusammen zu reißen, doch sie interessierte sich dafür relativ wenig.

»Nur so ungefähr, damit ich mir ein Bild davon machen kann«, fügte sie hastig hinzu, doch das machte die ganze Sache nicht besser. Ich hatte mit den meisten Mädels meiner Stufe und mit ein paar der Stufe unter uns geschlafen. Dazu kamen noch die aus dem Club, zu denen leider auch Nate's Freundin zählte.
»Cassie!«, zischte Nate seine Freundin an, als sie wieder ansetzen wollte. Ich überlegte weiter, wie hoch mein Bodycount ungefähr sein könnte.
»Würde mal schätzen irgendwas zwischen 30 und 60 oder sowas« »Hm«, machte das Mädchen nur. »Das ist für mich noch kein Fuckboy.« Nate und ich sahen uns an und auch er schien von seiner Freundin genervt zu sein. Mein Blick wurde fragend und für Nate war es offensichtlich, dass ich zurückschießen wollte. Er zuckte nur die Schultern und nickte dann, um mir zu signalisieren, dass es ihm nun auch egal war.

»Wie hoch ist denn deiner bitte?« »Was?«, fragte das Mädchen zurück. »Du hast mich schon verstanden!« Das Mädchen wurde kurz still, sah dann ihren Freund vorwurfsvoll an, welcher einfach nur geradeaus sah. Wie immer hatte der andere Junge sein perfektes Pokerface aufgesetzt, sodass man ihm nichtmal mehr eine einzige Emotion aus den Augen ablesen konnte.
»Und zu ihm sagst du nichts?«, fragte die Freundin empört, er zog die Augenbrauen hoch und schüttelte einmal leicht den Kopf, Cassie stöhnte genervt auf.

»Weiß nicht, hab nicht mitgezählt. Vielleicht so zwanzig?« Nate sah sie überrascht und forschend an, ebenfalls wurde er ein wenig misstrauisch. »Mit wem bitte?«, seine Stimme war bedrohlich tief, Cassie lachte nervös und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Na mit dir, Babe! Du weißt doch selbst am besten, dass wir keine Gelegenheit ausgelassen haben!« Ich verdrehte nur die Augen, denn offensichtlich wusste ich es besser. Doch es war fast schon offensichtlich, dass auch Nate wusste, wie dreist seine Freundin ihn gerade belog. Trotzdem verließ kein Wort seine Lippen.

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt