Peinlich

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Keyla

Die Augen meines Exfreundes trafen direkt die meine. Das Gefühl erwischt worden zu sein, von dem kurzen Blickkontakt, drehte ich mich weg, besser gesagt zu meiner besten Freundin.

"Nein! Niemals werde ich den ansprechen!", belustigt über meine Reaktion fing Zoe an zu lachen und hielt sich den Bauch. Mich stattdessen verärgerte ihr Verhalten, obwohl ich wusste, dass sie mich nur hereinlegen wollte, also nahm ich mir meinen Becher und hielt nach Remi Ausschau. Er war mit dem ausgewählten Mädchen sich am Unterhalten, doch plötzlich drehte er seinen Kopf, sah mich an und schenkte mir ein perfektes Lächeln.

"Ich meinte es dennoch ernst, KeyKey. Einen Typen musst du noch ansprechen, sonst wäre das Spiel ja langweilig", durch ihre Worte löste ich meinen Blick von Remi und konzentrierte mich auf sie. Ich zuckte mit den Schultern und stimmte schließlich zu.

"Gut. Also entweder ihn..." Zoe zeigt mit dem Finger auf meinen Exfreund.
"Oder ihn!", wie in Zeitlupe erhob sie erneut ihre Hand und streckte den Finger aus. Ihre Auswahl war dieses Mal um einiges beschissener, weshalb ich heftig mit dem Kopf schüttelte.

"Nur über meine Leiche"

„Es könnte lustig werden und das ist es, was wir diesen Sommer wollten. Spaß haben. Außerdem biete ich dir die Chance, auf welche du schon so lange wartest", genervt stieß ich die Luft aus und entschied mich über meinen eigenen Schatten zu springen, weshalb ich Zoe meinen Becher in die Hand drückte und auf ihn zulief. Zunächst langsam, da ich wirklich versuchte, die Ruhe zu bewahren oder einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, allerdings rettete mich niemand. Also gab ich gedanklich auf und lief normalen Schrittes und wäre beinahe bei ihm angelangt, wäre da nicht ein Stock aus dem Lagerfeuer gefallen. Ich verhedderte mit meinem Schuh an dem Ast und stolperte. Nicht in seine Arme. Nein. Ich versuchte, Halt an seinen Arm zu finden, streifte stattdessen seine Hand und riss den roten Becher mit hinunter. Die Flüssigkeit, vom Duft her Bier, ergoss sich über mich. Einige Leute standen um mich herum und lachten. Wem sollte ich es verübeln? Ich selber hätte wahrscheinlich auch gelacht, dennoch war es mir mehr als peinlich, besonders, als ich meinen Kopf leicht aus dem Sand anhob und mit den Augen zu Roi blickte.

Unterhaltsam sah er zu mir hinunter, verdrehte die Augen und bekam ein neues Getränk gereicht. Arrogant wie er eben war, legte er seinen Arm auf ihrer Schulter und wich einen Schritt zurück, um von mir Abstand zu schaffen, statt mir seine Hand zu reichen. Ich schluckte den dicken Kloß hinunter und kniete mich hin. Mit den Händen klopfte ich den Sand ab, wobei es nichts brachte, da die feinen Körper mit dem Getränk an mir klebten.

„Komm' ich helfe dir, wenn es mein Bruder schon nicht tut" Remi war schon immer der vernünftigere. Ein Gentleman.

„Danke", hauchte ich etwas beschämend.
„Jetzt verpasst du deine große Möglichkeit" Ich deutete auf das Mädchen, welches noch immer am selben Ort stand, nur jetzt ohne Remi.

„Ach, das würde eh nichts werden", er klopfte zaghaft aber bestimmend meinen Rücken ab und ging dann mit seinen Fingern durch meine Haare.

„Warum?", wollte ich neugierig von ihm wissen und drehte mich zu ihm herum.

„Niemand kann dein Herz gewinnen, wenn es bereits vergeben ist", unsere Augen trafen sich, verhakten miteinander. Es war intensiv. Innig. Niemand unterbrach den Moment, indem er ein Wort sagte. Die Leute um uns herum verstummten, einzig die Flamme des Feuers flackerte geräuschvoll.

„Du hast da noch Sand im Haar", es war Roi der plötzlich neben uns stand und belustigt musterte. Dabei hatte ich noch eine Frage an Remi.

„Kannst du es nicht einmal gut sein lassen, Roi?", schnauzte Remi seinen älteren Bruder an und baute sich vor ihm auf. Humoristisch klopfte der große Bruder dem kleinen Bruder auf die Schulter, weshalb etwas in Remi durchbrannte und Roi mit bestimmender Wucht zurückschubste. Die beiden hatten eigentlich, obwohl sie Halbbrüder waren, immer ein sehr gutes Verhältnis, im Vergleich zu mir und meiner Schwester. Zwar liebte ich sie, doch seit sie mich als ihre nervige große Schwester sah und sie zickiger durch die Pubertät wurde, hatte sich etwas in unserer Beziehung geändert. Nichts, was sich wieder richten lassen würde. 

„WOH WOH WOH. Mach mal halblang. Ich wollte keinen Streit anzetteln", beschwichtigend hob Roi seine Hände, während die ersten Leute uns umzingelten, da sie auf eine Prügelei warteten.
„Dann solltest du nur einmal deine verfickte Fresse halten!" 

„Komm, Key. Wir hauen ab", Remi griff nach meiner Hand und zog mich aus dem von Menschen gebildeten Kreis heraus. Ich hörte Roi noch etwas sagen, war mir aber nicht sicher, ob ich es richtig verstanden hatte, als er meinte: „Viel Spaß den Turteltauben"

„Was für eine dumme Idee, Zoe. Wie kommt dir sowas in den Sinn? Hast du gesehen, wie er Keyla bloßgestellt hat? Was hast du dir dabei gedacht?", hielt mein bester Freund meiner besten Freundin einen Vortrag, während ich in meinen Gedanken versunken war. Ich blickte hinüber zu Roi, stellte mir dabei die Frage, wieso er so war. Ich mein, ich mochte ihn nie wirklich leiden und fair waren wir auch nie zueinander, aber in prekären Lagen hatten wir uns immer geholfen. Dieses Mal war er zu weit gegangen. Die Weiber umzingelten ihn nur so. Berührten seine muskulösen Arme oder den Brustkorb, welchen er entblößt zur Schau stellte. Eine Brünette gab ihm sogar einen Kuss auf die Wange, während mein Herz schneller zu schlagen begann. Ich verspürte die Funken der Eifersucht, wie Partikel, welche aus dem Feuer sprühten und dabei die Welt in Brand setzten. Und dann, traf mich seine Augen unverhofft. Ich hielt dem Stand, obwohl ich am liebsten weggesehen hätte, aber irgendwas tief in mir drinnen erhoffte sich etwas aus diesem Blickkontakt, bis ...

Bis er eine andere vor meinen Augen küsste. Mit Zunge, genauer gesagt. Ich spürte das Messer durch mein Herz bohren, die Eifersucht überkochen und die Tränen in meinen Augen. Noch schlimmer machte es, dass er den Blickkontakt zu mir standhielt, obwohl er die Blondine beinahe aufaß.

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt