Revue ~ 3

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Keyla

𝙳𝚎𝚛 𝚃𝚊𝚐 𝚜𝚎𝚒𝚗𝚎𝚛 𝚁𝚞̈𝚌𝚔𝚔𝚎𝚑𝚛

Ich hatte gerade Maila im Kindergarten abgegeben und war auf dem Weg zum Supermarkt, als meine Gedanken an Roi zurückkehrten. Er kam zurück. Heute. Es waren nur noch wenige Stunden, bis wir wieder vereint waren, zumindest in meiner Traumvorstellung, denn immerhin musste ich ihm endlich die Wahrheit sagen.

Doch bevor all das geschehen konnte, war ich unachtsam, von meinen Gedanken an ihn zu sehr eingenommen. Ich fuhr über die rote Ampel und krachte in ein anderes Auto. Sofort war alles schwarz um mich herum. Mein Kopf prellte gegen das Lenkrad, der Airbag ging auf und schleuderte mich zurück. Dann kam die Ohnmacht.

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Langsam kehrte das Bewusstsein zurück, begleitet von einem dumpfen Schmerz in meinem Kopf und einem scharfen Ziehen in meinem Nacken. Ich öffnete meine Augen und sah verschwommenes Licht über mir. Stimmen drangen an meine Ohren, gedämpft und weit entfernt.

„Bleiben Sie ruhig, Sie sind im Krankenhaus", sagte eine sanfte Stimme. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was passiert war. Der Unfall. Die roten Ampeln. Roi. Panik überkam mich.

„Maila... Wo ist Maila?" Meine Stimme klang fremd in meinen Ohren, schwach und brüchig.

„Ihre Tochter ist in Sicherheit", versicherte mir die Stimme. „Sie war nicht bei Ihnen im Auto."

Erleichterung durchströmte mich, doch sie wurde schnell von Sorge um Roi verdrängt. „Roi... Ich muss... ich muss ihn sehen."

„Sie müssen sich ausruhen. Ihr Zustand ist zurzeit stabil, aber Sie brauchen Zeit zur Erholung."

Ich wollte widersprechen, doch die Erschöpfung holte mich ein. Meine Augen schlossen sich wieder und ich fiel in einen unruhigen Schlaf, durchzogen von Bildern von Roi und Maila, und der ungesagten Wahrheit, die zwischen uns stand.

„Ihr Körper ist zu schwach, damit sich ihr Gehirn einigermaßen von dem Aufprall erholen kann, weshalb wir sie vorübergehend in ein künstliches Koma versetzten, um eine weitere Schwellung am Gehirn zu vermeiden, Frau Flamming" Mama... Mama, schrie ich, doch niemand hörte mich.

𝙸𝚖 𝙺𝚘𝚖𝚊 ...

Im Koma zu liegen war wie ein endloser Traum, aus dem ich nicht entkommen konnte. Es gab keine klare Trennung zwischen Realität und Illusion, nur ein endloses Meer aus Schatten und undeutlichen Bildern, die vor meinen geschlossenen Augen vorbeizogen.

„Bitte komm zu mir zurück, Kröte" Ich hörte gelegentlich vertraute Stimmen, die durch den dichten Nebel drangen. Stimmen, die mich beruhigen wollten, die mich zurückholen wollten.

„Mama vermisst dich" Doch ich konnte nicht antworten, konnte nicht darauf reagieren.

„Ich bereue, was ich zu dir gesagt habe, Sweetheart" Alles fühlte sich weit entfernt an, wie durch einen dichten Schleier. Die Worte vermischten sich zu einem unverständlichen Murmeln, das mich gleichzeitig tröstete und verzweifeln ließ.

„Ich liebe dich" Manchmal glaubte ich, Roi's Stimme zu hören, sanft und besorgt. Er sprach von Liebe und Verzeihen, von einer Zukunft, die wir zusammen haben könnten. Dieser Moment gab mir Hoffnung, doch das war so flüchtig wie der Wind, der durch die Bäume streicht. Ich konnte ihm nicht antworten, konnte ihm nicht sagen, dass ich ihn hörte und ihn liebte.

Die Zeit verlor jede Bedeutung. Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen vergingen ohne jede Wahrnehmung. Meine Gedanken drifteten zwischen Erinnerungen und Träumen hin und her. Glückliche Momente mit Maila, meine ersten gemeinsamen Tage mit Roi und der Schmerz der Trennung, der alles überschattete.

In diesen dunklen, stillen Momenten erkannte ich meine tiefsten Ängste und Hoffnungen. Ich war gefangen in einem Zustand zwischen Leben und Tod, wo ich weder ganz hier noch ganz dort war. Es war, als würde ich auf einem schmalen Grat balancieren, immer kurz davor, ins Nichts zu stürzen.

Aber inmitten dieses endlosen Dunkels gab es auch Licht - kleine, helle Funken der Liebe, die mich am Leben hielten.

𝙷𝚎𝚞𝚝𝚎

Zunächst war da nur Dunkelheit, die allmählich von einem dumpfen Bewusstsein durchbrochen wurde. Meine Sinne kehrten schrittweise zurück, als würde ich aus einer tiefen, zähen Flüssigkeit auftauchen.

Das Erste, was ich wahrnahm, war ein leises Piepen in regelmäßigen Abständen. Es klang wie das entfernte Ticken einer Uhr, beruhigend und gleichmäßig. Dann spürte ich ein schweres Gefühl in meinen Gliedern, als wären sie aus Blei. Ich konnte mich nicht bewegen, meine Muskeln gehorchten nicht.

Langsam, ganz langsam, begann ich meine Augen zu öffnen. Ein blendendes Licht traf meine Netzhaut und ich blinzelte mehrfach, um meine Augen daran zu gewöhnen. Die Welt war verschwommen, alles war ein einziges Durcheinander von Farben und Formen. Doch nach und nach klärten sich die Konturen und ich erkannte das sterile Weiß eines Krankenhauszimmers.

Ein Gesicht erschien über mir, besorgt und gleichzeitig erleichtert. Es war vermutlich eine Krankenschwester. Sie nahm meine Hand, die sich kühl und schwach anfühlte.

„Können sie mich hören?" Ihre Stimme war sanft, aber eindringlich, als ob sie sich vergewissern wollte, dass ich wirklich zurück war.

Ich wollte antworten, aber meine Kehle fühlte sich trocken und rau an. Nur ein schwaches Krächzen kam über meine Lippen.

Die nächsten Minuten waren ein Wirbel aus Aktivitäten. Ärzte und Krankenschwestern kamen und gingen, überprüften meine Vitalwerte, stellten Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Doch inmitten dieses Chaos war ein Gedanke immer bei mir, seine Liebe, seine Wärme, seine Augen voller Glück.

„R... R... Ro... Roi... Roi"

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt