Market

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Roi

Am nächsten Morgen lief ich wie ein alter Opa nach unten in die Küche, wo meine Tante bereits beim Frühstück saß. Die Nacht auf dem Boden war schmerzhaft, aber nötig gewesen, um Keyla ihren Freiraum zu lassen.

„Guten Morgen. Wie geht es Keyla?" hörte ich Vera sich erkundigen, während ich mir gerade Kaffee einschenkte. Ich blickte zu meiner Tante auf, denn ich hatte mich letzte Nacht bemüht, leise zu sein und hoffte, wir hatten sie nicht geweckt.

„Sie war in meiner Stammkneipe", beantworte sie meine unausgesprochne Frage.

„Warum behauptet meine Mutter, du wärst verletzt, wenn du es nicht bist?" Jetzt war ich an der Reihe, die Fragen zu stellen. Vera seufzte und legte ihre Zeitung beiseite, bereit, mir eine Erklärung zu geben.

„Sie wollte dir und Keyla die Möglichkeit bieten, eure Angelegenheiten endlich zu klären. Dadurch wusste ich auch, dass ihr kein Paar seid. Aber du hast es wirklich überzeugend gespielt," erklärte Vera, ein kleines Lächeln auf den Lippen.

„Was daran liegt, dass ich wirklich etwas für sie empfinde", erwiderte ich auf ihre Worte, die mich wütend machten. Vera sah mich einen Moment lang an, dann nickte sie langsam.

„Ich wusste es, seit ich euch gesehen habe, genauso wie deine Mutter, als eure Streitigkeiten sich veränderten. Sie waren weniger mit Hass gefüllt, eher mit Leidenschaft, sagte sie." Es war ungewohnt, aber es tat gut, mit jemand anderem über diese Dinge zu sprechen.

„Dieser Kuss im Keller hat etwas ausgelöst, was so lange verborgen lag", begann ich, während ich mich an das Straßenfest zurückerinnerte. „Ich habe nur zu lange gebraucht und zu viele Fehler gemacht, bis ich es gemerkt habe."

„Die Art, wie sie dich ansieht, ist dieselbe, wie du sie ansiehst. Ihr müsst es nur schaffen, euren Hass endlich loszulassen und euch dem neuen Gefühl zu widmen", erklärte sie mir und schenkte mir Kaffee nach, da meiner bereits leer war.

„Warum geht ihr heute nicht auf den Borough Market, besorgt mir die berühmten Zimtschnecken und nutzt diese Gelegenheit für etwas Zweisamkeit?", schlug sie vor. Ich nahm den Vorschlag dankend an. Als ich zurück ins Zimmer kam, war Keyla gerade unter der Dusche. Geduldig wartete ich darauf, dass sie fertig wurde, was gefühlt eine Ewigkeit dauerte.

„Vera will, dass ich für sie zu diesem berühmten Markt gehe und Zimtschnecken besorge. Willst du mit?", erkundigte ich mich, als sie in einem sommerlichen Outfit vor mir stand. Mir blieb beinahe die Spucke weg, so hinreißend sah sie aus. Die langen Beine, die gebräunte Haut, die perfekten Kurven und ihr Dekolleté – alles war perfekt.

„Fragst du mich gerade nach einem Date?", schmunzelte sie und war dabei in bester Laune, obwohl sie eigentlich einen Kater haben müsste, so wie sie letzte Nacht roch. Aber sie ließ sich davon nichts anmerken. Keylas Frage löste ein breites Grinsen bei mir aus.

„Willst du auf ein Date mit mir gehen?" fragte ich und ging auf sie zu, bedacht darauf, Abstand zu halten, denn diesmal wollte ich alles richtig machen.

„Nein", antwortete sie, woraufhin ich entsetzt meine Augen aufriss, denn ich hatte mit einer anderen Antwort gerechnet.

„Nicht auf einen Markt, wo hunderte Menschen herumwuseln. Lieber etwas Privates", sagte Keyla lachend, löste die letzte Entfernung zwischen uns und strich mir über die Wange.

„Dieses Mal will ich es richtig, Roi, wenn ich dir diese Chance gebe", hauchte sie. Ich umgriff ihre Hand, bevor sie diese zurückziehen konnte und genoss den Moment der Zweisamkeit.

„Dann geh heute Abend mit mir aus, Kröte. Nur du, ich und diese andere Welt, ohne Realität", bat ich sie, woraufhin sie zu nicken begann. Ich freute mich wie ein kleines Kind über den Weihnachtsmann und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich bin schnell duschen, dann können wir los, Zimtschnecken kaufen", eilte ich an ihr vorbei, zückte mein Handy im Bad, statt mich meiner Kleidung zu entledigen, und suchte auf jeder möglichen Internetseite nach einer perfekten Dateidee. Es verging einige Zeit, bis ich etwas Passendes fand und duschen konnte.

Eine knappe Stunde später betraten wir den Borough Market, wo die Menschen wie Ameisen zwischen den Ständen umherwuselten und alles von Kleidung bis Fastfood begutachteten. Keyla war fasziniert und inspizierte jeden Stand genau, während sie offensichtlich die Umgebung genoss. Ich hielt ihre Hand, als wären wir ein Paar. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, da ich noch nie zuvor Händchen gehalten hatte, aber es fühlte sich wunderschön an. Die Wärme ihrer Hand zu spüren, wie sie mich durch die Gänge zog, und jedes Mal ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen, wenn ich ihr etwas kaufte, das sie interessierte, war einfach unbeschreiblich.

„Wollen wir uns die Erdbeeren teilen?" Ihre Engelsstimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah einen Meter langen Stand mit Erdbeeren in einem Becher, welche für eine ganze Nation reichte und wie die warme Schokolade zum Abschluss herüberkam.

„Wenn ich an das letzte Mal zurückdenke, ist das keine so gute Idee, wenn wir uns etwas zu essen teilen, Kröte", sagte ich, während ich an die Situation im Auto dachte, als ich mir eine Pommes klauben wollte und wir am Ende auf dem Boden landeten. Schon damals hatte sie mich wahnsinnig gemacht, als ihr Herz gegen meine Brust polterte und sie mich intensiv ansah. Mir wurde bewusst, dass ich ihr da bereits verfallen war, eigentlich schon immer. Es war mehr als nur ein Kribbeln im Bauch oder ein flüchtiger Gedanke. Es war ein Gefühl, das tief in mir verwurzelt war, eine Verbindung, die nicht erklärt werden konnte, sondern einfach existierte.

Meine Mutter erzählt immer wieder gerne, wie ich ihr die Zunge herausgestreckt habe, als ich meine Kröte zum ersten Mal sah. Es war der Moment, als unsere Liebe entstanden war. Dieser Moment, als ihre nussbraunen Augen meine fixierten, sie nach Baby roch und dieses Lächeln schenkte, das Babys in den ersten Wochen haben. Sie war ein Geschenk Gottes. Keyla wurde für mich erschaffen. Es war, als hätte das Universum sich verbündet, um uns zusammenzubringen, als wären unsere Seelen füreinander bestimmt. Und jetzt, während ich hier neben ihr stehe, fühle ich dieses Gefühl noch intensiver. Es ist nicht nur Liebe, es ist Hingabe, Vertrauen, Geborgenheit. Es ist das Gefühl, endlich angekommen zu sein, wo ich hingehöre.

„Ey, das ist nicht fair, du hast mir einfach meine Pommes geklaut", lachte sie und ihr Lachen erfüllte die Luft um uns herum mit Leichtigkeit und Freude. Doch für mich war sie mehr als nur wunderschön. Sie war ein Wunderwerk der Natur, eine Seele von solcher Tiefe und Schönheit, dass das Wort wunderschön viel zu simpel erschien, um sie zu beschreiben.

Ich zog Keyla zu mir heran, sodass sie mit dem Rücken gegen meine Brust stieß und umschlang sie fest mit meinen Armen. Ihre Wärme und Nähe erfüllten mich mit einem Gefühl der Geborgenheit. Ganz sanft flüsterte ich ihr ins Ohr, meine Lippen kaum einen Hauch von ihrem Ohr entfernt.

„Es war eine verdammt gute Pommes", hauchte ich, während sie ihren Kopf gegen meinen Brustkorb lehnte und versuchte, zu mir hochzuschauen.

„Kann ich nicht beurteilen, hatte dank dir zu wenig davon", konterte sie mit einem neckischen Unterton. Unsere kleinen Neckereien machten den Moment noch lebendiger.

„Es war ein verdammt guter beinahe Kuss", hauchte ich, während meine Lippen absichtlich an ihrem Ohrläppchen entlangglitten. In diesem Moment war meine Vernunft dahin. Scheiß auf Abstand! Plötzlich wirbelte ich Keyla herum presste meine Lippen auf ihre, in einem Moment reiner Leidenschaft und Hingabe.

A/n: Meine Termine diese Woche rauben mir den letzten Nerv und meine Zeit😣 eventuell schaffe ich es noch diese Woche ein Kapitel zu schreiben, aber versprechen kann ich nichts🙈
Außerdem war das Ende von diesem Kapitel so nicht geplant, aber die beiden haben sich einfach verselbstständigt 😂

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt