Keyla
Mein Herz begann vor Glück zu kribbeln, doch mein Verstand schrie vor Schmerz, den dieser Kuss verursachen könnte. Plötzlich begannen sie einen Kampf, der kaum zu lösen schien, aber am Ende gewann mein gesunder Menschenverstand, und ich schob Roi von mir weg.
„Ich kann das nicht", atmete ich erschwert auf, während ich von Bett stieg und meine Kleidung wieder in Ordnung brachte.
"Was genau kannst du nicht, Keyla?" Roi musterte mich mit einem Ausdruck der Besorgnis, während er nervös begann, seine Hände zu kneten. Die Erinnerungen an jenen Abend, als er mir eine Abfuhr erteilt hatte und Zoe die ganze Zeit über für mich da sein musste, drängten sich in meinen Gedanken. Seine Ablehnung hatte mich verletzt, und obwohl er sich jetzt bemühte, würde ich nicht so schnell wieder nachgeben.
"Genau das hier. Dieses ständige Hin und Her zwischen uns, Roi", sagte ich und deutete mit meiner Hand zwischen uns hin und her, während sich die ersten Tränen in meinen Augen sammelten. Allein darüber zu sprechen, wie ich mich ihm gegenüber fühlte, verursachte einen stechenden Schmerz in meinem Herzen, der sich durch meinen ganzen Körper zog.
"Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht, aber die Wahrheit ist, dass es nicht meine Entscheidung war, Keyla", erklärte Roi, während er sich vom Bett abstützte und langsam auf mich zukam. "Endlich bin ich dir nahe gekommen, nachdem ich Nächte davon geträumt hatte und dann soll alles bedeutungslos sein? Ich musste dich von mir stoßen, um dich, meine Mutter und meine Vergangenheit zu schützen."
"Ich habe mich aber umentschieden, habe mir geschworen, dass niemand über meine Zukunft oder mein Leben bestimmen soll und jetzt bist ausgerechnet du das. Die Art, wie du mich küsst, wie du riechst, wie du mich berührst und wie es sich anfühlt, bei dir zu sein – ich kann das nicht einfach loslassen. Ich will es nicht aufgeben!", beendete er seine überwältigende Ansprache. Doch ich war so überwältigt von all diesen Gefühlen, von Angst und Schmerz, dass ich unter Tränen aus dem Zimmer stürmte, weg von ihm. Draußen traf mich die warme Luft und die letzten Sonnenstrahlen, aber meine Beine trugen mich weiter. Ich kannte mich nicht aus, wusste nur, dass ich in London war, aber ich war sicher, dass ich Zeit für mich brauchte.
Ich fand eine Bar, nur einen Block von seiner Tante entfernt und ließ mich dort nieder, bestellte einen Drink nach dem anderen. Mein Geheimnis: Ich hatte kein Geld dabei, aber für den Moment war mir das egal. Einsam saß ich auf einem Barhocker, wie die Alkoholiker in Filmen und hob mein Glas, sobald es wieder gefüllt werden musste. Nach dem fünften Drink hatte ich aufgehört zu zählen und auch die Zeit war mir entfallen. Normalerweise war ich keine Person, die übermäßig trank oder darin ihren Kummer ertränkte, aber... Nein, ich hatte keine Entschuldigung dafür, warum ich hier war. Es war einfach, weil ich es wollte, weil ich es brauchte. Mein Fuß wippte leise zur Musik. Es war ganz anders als in Paris, aber mir gefiel es hier. Ich fühlte mich gelassen, wohl und warm.
Besser gesagt, ich fühlte mich heiß, nachdem ich im Takt der Musik auf und ab gesprungen war, während die Leute mir zujubelten. Ich genoss den Frieden, diese Freiheit, als könnte es immer mein Leben sein und doch spürte ich den Funken tief in mir glühen. Dieses kleine Stück, das ihn vermisste und ihm eine Chance geben wollte. Es war ein Verlangen, das, was ich mit Remi erlebt hatte, mit ihm zu erleben. Seine Lippen überall auf meinem Körper zu spüren, zu hören, wie er meinen Namen stöhnte oder an meinen Haaren zog, damit ich ihm in die Augen sah. Diese unzähligen Bilder schwebten vor meinem geistigen Auge, ohne je die Erfahrung gemacht zu haben und doch verspürte ich die Lust darauf. Ich wollte alles mit ihm erleben, zum ersten Mal.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken, schloss meine Augen und spürte, wie sich der Raum um mich zu drehen begann. Es war ein atemberaubendes Gefühl, als wäre ich in einer anderen Welt, ohne Schmerz und ohne Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Doch mein Herz hatte längst entschieden und mein Verstand rang ebenfalls mit sich. Die endgültige Entscheidung wurde in meinem Inneren gefällt, als die Tür zur Bar aufging und ein wütender Roi vor mir stand. Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln, hob mein Glas an und stieß es sanft gegen seinen Brustkorb. Ein Lachflash überkam mich, als sich sein wütender Gesichtsausdruck in Entsetzen verwandelte. Es wurde immer schwieriger, mein Gleichgewicht zu halten, aber dennoch gelang es mir, mein leeres Glas nachfüllen zu lassen. Doch einen Moment später wurde es mir aus der Hand geschlagen und fiel zu Boden.
"Kontrolliert hier niemand Ausweise? Sie ist erst 17 Jahre alt!", rief Roi und lenkte damit die Aufmerksamkeit der gesamten Gesellschaft auf uns.
"Setz dich und trink mit mir einen, Riii und spiel nicht den Spielverderber", lallte ich, denn die Worte waren in meinem betrunkenen Gehirn kaum zu finden. Roi reagierte nicht mit Worten, sondern packte mich kurzerhand und warf mich über seine Schulter, während er einen 100-Sterling-Schein auf die Theke warf. Mit einer zappelnden Keyla oder Kröte, wie er mich manchmal nannte, verließ er den Laden. Draußen traf mich die kühle Luft, die meinen Magen kräftig zum Rumpeln brachte und ich begann zu würgen. Roi ließ mich herunter und hielt meine Haare, während ich den Alkohol aus meinem Körper entleerte. Nach einer Weile kam nichts mehr und meine Beine versagten vor Erschöpfung, sodass Roi mich hochhob und die Straße entlang trug.
„Warum hast du ein Gänseblümchen als Tattoo?", wollte ich neugierig wissen, als mir die schwarzen Linien an seinem Oberarm auffiel.
„Es ist deine Geburtsblume", antwortete er, als wäre es nichts Besonderes, als wäre es vollkommen normal, meine Blume als Tattoo zu haben.
"Wo sind die anderen?", murmelte ich, immer noch kämpfend, die Worte richtig zu formen.
„Was meinst du?"
„Die Geburtsblume deiner Mutter zum Beispiel", antwortete ich und suchte seinen Oberkörper ab, als würde ich zwischen den vielen Linien etwas übersehen.
„Es gibt nur deine"
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𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁
Teen Fiction𝗦𝗵𝗲 𝗳𝗲𝗹𝗹 𝗳𝗶𝗿𝘀𝘁, 𝗯𝘂𝘁 𝗵𝗲 𝗳𝗲𝗹𝗹 𝗵𝗮𝗿𝗱𝗲𝗿 - 𝗦𝘁𝗼𝗿𝘆 Haus / Straße / Haus - Balkon / Straße / Balkon Die Beziehung zwischen Keyla und ihrem Nachbarn war von gegenseitigem Hass geprägt, bis sich Roi im letzten Sommer drastisch...