Genug

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Roi

Mein Kopf pochte, ein dumpfer Rhythmus, der den Puls meiner Gedanken zu übertönen schien. Trotz des Schmerzes und der Verwirrung war Keyla in meinen Gedanken gefangen. Jeder Schlag meines Herzens erinnerte mich daran, dass ich lebte, kämpfte und mich dem Licht meiner Zukunft nähern musste, selbst inmitten der Dunkelheit, die mich umgab.

Flatternd öffnete ich meine Augen und entdeckte meine Mutter am Rand meines Bettes. Ihr besorgter Blick traf meinen und für einen Moment fühlte ich mich von ihrer Gegenwart getröstet.

„Ich habe mir Sorgen gemacht, Roi", begann sie flüsternd. "Aber ich habe genug von dem Drama, das sich über die Familie legt, nur weil du und dein Bruder einen Machtkampf ausübt", fuhr sie fort, ihre Stimme nun mit einem Hauch von Enttäuschung gefärbt. Ihre Worte trafen mich wie ein kalter Windstoß.

"Mama, es tut mir leid", begann ich, aber sie unterbrach mich, indem sie ihre Hand erhob. Der Ausdruck in ihren Augen sagte mehr als Worte es je könnten.

„Geh duschen und pack deine Sachen -", diesmal war ich es, der sie unterbrach.
„Wirst du mich herausschmeißen?"

"Wie kannst du so etwas denken, Roi? Ich bin deine Mutter und dies hier ist dein Zuhause!" Ein Gefühl der Reue erfüllte mich.

"Du fliegst nach England zu deiner Tante und ich hoffe, du bringst die Sache mit Keyla in Ordnung, damit die Familie in Frieden weiterleben kann", erklärte meine Mutter mit einem Hauch von Entschlossenheit in ihrer Stimme. Ihr Vorschlag überraschte mich, doch gleichzeitig erkannte ich die Möglichkeit darin. Ich nickte langsam.

"Keyla fliegt mit?" Mein Herz begann zu rasen bei dem Gedanken. Die Vorstellung, sie wiederzusehen, weckte ein Sturm der Emotionen in mir. Trotz des Konflikts, der zwischen uns lagen, war da immer noch eine tiefe Sehnsucht, sie zu halten und die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Ein Funken Hoffnung flackerte in mir auf.

„Ja, deine Tante braucht nach einem Sturz eure Unterstützung, also fliegt ihr für eine Woche dorthin und klärt eure Angelegenheit alleine und in Ruhe", erklärte meine Mutter weiter.

"In acht Stunden geht euer Flug. Es wäre ratsam, jetzt aufzustehen. Bitte achte darauf, deinem Bruder aus dem Weg zu gehen. Ich möchte nicht noch einmal eine Situation wie gestern erleben"

Ich tat, was meine Mutter verlangte, ging duschen und begann meinen Koffer zu packen. Ich wollte Keyla unbedingt wiedersehen und mich bei ihr entschuldigen, denn ich fasste den Entschluss, ihr die Wahrheit zu sagen. Sowohl über mein Verhalten im Auto als auch über meine Vergangenheit. Erst wenn Keyla die Wahrheit kannte und mir meine Fehler verzieh, würde ich meiner Mutter ein Geständnis machen, aber jetzt für den Moment lag meine Priorität bei meiner Kröte.

Später stand ich vor dem Flughafen und betrachtete das Auto der Familie Flamming, da sie darauf bestanden hatten, alleine zu fahren, um unnötigen Stress zu vermeiden. Ein Räuspern lenkte meine Aufmerksamkeit um. „Roi? Es ist in Ordnung, den Weg des Lebens nicht zu kennen, aber es ist nicht in Ordnung, Diamanten liegenzulassen, weil man denkt, sie könnten Steine sein"

Bevor ich die Worte richtig verarbeiten konnte, tat ich das einzig Richtige und zog meine Mutter in eine Umarmung. „Hab dich lieb, Mama und danke für alles"

Als ich die Ankunft von Keyla und ihrer Mutter bemerkte, die aus dem Auto stiegen, um sich ein letztes Mal in den Arm zu nehmen, schnappte ich mir meinen Koffer und machte mich auf den Weg zu ihnen. Keyla hatte mich bereits entdeckt und war in das Flughafengebäude gegangen, ohne zu wissen, wohin wir mussten, aber irgendetwas wirkte anders an ihr. Mit schnellen Schritten folgte ich ihr und beobachtete dabei, wie ihr Haar in einem dunkleren, kürzeren Stil schwungvoll hin und her schwang, während sie vor mir flüchtete. Ich konnte nicht anders, als sie am Arm zu packen und sie zu mir herumzureißen, um den neuen Look genauer zu betrachten. Sie sah verdammt sexy aus. Das kürzere Haar verlieh ihr eine gewisse Lässigkeit und veränderte ihren gesamten Ausdruck. Die Art, wie es um ihr Gesicht fiel, betonte ihre sanften Züge und verlieh ihr eine unwiderstehliche Ausstrahlung. Es war, als hätte sie eine neue Selbstsicherheit gefunden, die mich faszinierte. Es war schwer, meinen Blick von ihr abzuwenden.

„Wir müssen in diese Richtung, Kröte", flüsterte ich, meine Lippen ganz nah an ihren. Keyla drückte mich von sich, ihr Blick wutentbrannt und ging dann in die von mir gezeigte Richtung. Etwa eine Stunde später hatten wir alle notwendigen Dinge erledigt und saßen im VIP-Bereich, wartend darauf, endlich in unser Flugzeug zu gelangen. Keyla hatte sich absichtlich zwei Reihen vor mir platziert und strahlte eine Selbstsicherheit aus, die mich verrückt machte. Doch ich wartete geduldig, denn ich wusste, dass der Moment kommen würde, an dem sie sich zu mir umdrehen würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann endlich so weit. Mit verschränkten Armen stellte sie sich vor mir auf.

„Können wir uns bitte darauf einigen, friedlich miteinander umzugehen, wie Freunde? Ich möchte nicht, dass meine Mutter mitbekommt, wie wir die ganze Zeit streiten, denn dann streicht sie mir das Sommercamp. Kannst du einmal etwas für andere tun, bitte?" Langsam erhob ich mich aus meinem Stuhl, überbrückte die Distanz zwischen uns und drängte sie gegen die Wand, sodass sie zwischen der weißen Wand und mir gefangen war.

„Freunde, also? Ich weiß nicht, ob ich das kann und ob du das wirklich willst", erwiderte ich schelmisch. Keyla versuchte mich von sich zu drücken, aber ich packte ihre Hände und hielt sie mit einer Hand fest. Mit dem Daumen strich ich über ihre sinnlichen Lippen, hinüber zu der Stelle unter dem Ohrläppchen, die jedes Mal eine Gänsehaut bei ihr verursachte.

„Hör auf damit, Roi!"

„Womit soll ich aufhören, Kröte?"

"Hör auf, mich zu berühren, als gehöre ich dir", versuchte sie erneut, sich von ihren Fesseln zu befreien, doch ich war zu stark, um es zuzulassen.

"Und was, wenn ich möchte, dass du mir gehörst? Was muss ich dafür tun, Liebling?" Vorsichtig brachte ich meine Lippen näher an ihre und hauchte einen kurzen Kuss auf ihre Lippen, den sie zuließ, aber anschließend bereute es zugelassen zu haben.

"Es ist zu spät dafür", hörte ich sie entschlossen sagen.

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt