Mutter und Tochter

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Keyla

Ich schlug meine Augen auf und spürte immer noch die Nachwirkungen der vergangenen Nacht. Es war eindeutig zu viel Tequila, zu viel Blamage. Remi, Zoe und ich waren anschließend gegangen und hatten uns noch bei mir zu Hause in den Garten gesetzt, wo meine Mutter plötzlich Tequila ausschenkte. Es war eine angenehme und humorvolle Situation, welche eigentlich ständig bei uns herrschte. Remi hatte sich irgendwann in der Nacht verkrochen und war zu sich nach Hause, während Zoe neben mir lag und schnarchte. Mein Kopf dröhnte, was an dem jämmerlichen Flüssigkeitshaushalt lag, was ich auch an meinem trockenen Rachen spürte. Ich setzte mich langsam auf, betrachtete die leichten Sonnenstrahlen zwischen den Fugen der Jalousie und stieg aus dem Bett. Leise tapste ich durch mein Zimmer, zog mir mein Bademantel an und suchte die Küche auf, wo der Rest meiner Familie am Frühstücken war.

„Guten Morgen", sagte ich mit rauer Stimme. Meine Mutter erhob sich vom Stuhl und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.

„Guten Morgen, Süße. Willst du ein Croissant oder einen Bagel?" Ich entschied mich für ein herzhaft belegtes Croissant und setzte mich mit einem Glas Wasser an den Tisch. Das Reihenhaus war nicht riesig, bot dennoch genügend Platz. Wenn man durch die Haustür hereinkam, präsentierte sich ein schmaler Flur, welchen meine Mutter in einem schlichten Cremetönen schmückte. Bis auf ein paar seltene, aber helle Kunstwerke, war Platz für unsere Schuhe und Jacken. Durch die rechte Abzweigung kamen wir in die Küche mit angrenzendem Esszimmer, wo ihre Liebe zur Kunst deutlich wurde. Von peripheren bis zu exquisiten Gemälden. Durch den Flur, dann rechts, war unser Wohnzimmer, ebenso hell und klassisch eingerichtet. Manchmal war es bei uns, wie in einem Museum, so schlicht, aber besonders. Am Ende des Durchgangs befand sich eine schmale, aber recht steile Treppe hinauf zu unseren Schlafzimmern.

„Heute Abend kommen Valentina und ihre Söhne zum Abendessen, Keyla", gedanklich war ich abgedriftet, wurde aber bei ihren Worten wieder in die Realität katapultiert.

„Was ist mit Ciel?", wollte ich neugierig, wie ich eben war, wissen und von dem eigentlichen Thema ablenken.

„Er ist noch bis Morgen in Deutschland. Was hältst du davon, wenn wir beide später einkaufen gehen und dir für den Sommer noch ein paar hübsche Kleider suchen?", genüsslich zerkaute ich mein Croissant, während meine Mutter mir ihre Hand reichte und liebevoll mit dem Daumen über meinen Handrücken strich. Mit einem sanften grinsen, damit meine Mahlzeit zwischen den Zähnen blieb, stimmte ich ihr zu. Nachdem ich mein Frühstück aufgegessen hatte, entließen mich meine Eltern und ging zurück in mein Zimmer, um Zoe zu wecken, allerdings war sie schon wach.

„Guten Morgen, Schlafmütze", begrüßte ich sie und schmiss mich neben ihr ins Bett. Meine beste Freundin kuschelte sich an mich und schloss stöhnend ihre Augen.

„Nicht so laut" Ich versuchte mein Lachen zu unterdrücken, was mich grunzen ließ. Zoe stimmte nun mit ein, doch kurz danach wurde es wieder still um uns herum, da wir einnickten. Ungefähr eine Dreiviertelstunde später wurde ich wieder wach und weckte das hübsche Mädchen neben mir. Nacheinander gingen wir duschen und verabschiedeten uns bis Morgen. Fertig gekleidet und geschminkt ging ich hinunter und fand meine Mutter im Wohnzimmer, welche in einem Klatschblatt blätterte.

„Ich wäre so weit, Mama", sie faltete ihr Heft zusammen, lag es ordentlich auf dem schwarzen Glastisch zurück. Wir verließen das Haus und wollten in unser Auto steigen, als Remi aus der Haustür kam. Er kam auf uns zu gerannt und hielt auf der anderen Seite des Autos.

„Hallo Izabell. Na, Keyla", durch das sanfte Lächeln traten seine Grübchen hervor.
„Nimmt ihr mich mit in die Stadt?"

„Natürlich. Steig ein, Remi", er setzte sich nach hinten, während ich vorne auf dem Beifahrersitz Platz nahm. In leisen Klang der Musik fuhren wir in die nahegelegene Stadt. Nachdem Remi sich von uns getrennt und wir in ein Einkaufszentrum gegangen waren, konnte man uns wie in einem Film zuschauen.

Gemeinsam mit meiner Mutter schlenderte ich durch die Menschen gefüllten Gänge, betrachtete die wunderschöne Kleidung im Schaufenster und probierte das ein oder andere an. Während ich ein rotes Sommerkleid im Fenster betrachtete, stellte ich mir die Frage, welche Musik wohl in meinem Film laufen würde, wo diese Szene käme. War es etwas Ruhiges, eher klassisches oder doch etwas mit mehr Rhythmus? Mir kamen mehrere Liedtexte in den Sinn. Ich drehte mich um meine eigene Achse und bewegte ohne Laute meine Lippen, da ich die Zeilen im Kopf mitsang.

„Zeig mal her, Süße", hörte ich meine Mutter mich meine Gedanken unterbrechen. Ich schob den Vorhang beiseite und trat aus der winzigen Kabine hinaus. Die Augen meiner Mutter funkelten, wie bei fast jedem Kleid. Sie war so gütig. Liebevoll.
Egal in welcher Situation ihre Kinder steckten, oder die Williams, war sie für einen da. Sie fand, wenn wir es benötigten, immer eine Lösung und war keineswegs dabei vorwurfsvoll. Gelegentlich war ihr Verständnis nervenaufreibend, denn eine Standpauke wäre gelegentlich angebracht gewesen, doch war sie der Meinung, unsere Fehler und die Konsequenz waren Lehre genug.

„Das kaufen wir" Ich stimmte ihr zu, zog mich wieder um, damit wir noch eine Kleinigkeit essen gehen konnten. An einem Asiaten holten wir uns gebratene Nudeln und liefen mit den zwei Aufbewahrungsboxen, samt herrlichen Duft, zum Auto. Mein Magen knurrte, als ich den Deckel öffnete und mit zwei Stäbchen das erste Stück Fleisch stibitzte. Nebenbei zückte ich mein Handy und betrachtete die Nachrichten. Erschrocken fuhr ich zusammen, als die Autotür hinter mir aufgerissen wurde.

„Typisch Keyla, wenn sie essen hat, bekommt sie nichts mehr mit", lachte Remi und meine Mutter stimmte mit ein. Es war unangenehm, aber er hatte recht. Bei diesen Nudeln konnte ich die Umgebung nicht wahrnehmen.

„Ha Ha, Remi", meinte ich mit vollem Mund.

„Wie war die Fahrschule?", begann meine Mutter ein Gespräch, wo ich aber nicht sonderlich zuhörte, denn wie ich bereits sagte, mein Essen war zu köstlich. Ich bemerkte erst die Anwesenheit der beiden, als Remi sich über die Lehne zu mir nach vorne beugte und etwas Hühnchen klaubte.

„Ey", rief ich und stieß seine Hand von meinen Nudeln, doch dieser fand es ziemlich amüsant und versuchte es erneut, nicht ohne mir nochmal etwas ins Ohr zu flüstern.

„Nicht so Eigen, Sweetheart"


A/n: bin nicht so richtig zufrieden, aber ich hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat.

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt