nächtlicher Ausflug

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Keyla

Dieser Tag gestaltete sich immer verrückter. Erst war ich mit Roi eingesperrt, der mich geküsst hatte. Dann war da Remi und seine unbändige Wut, die erst verpuffte, als er mich ebenfalls geküsst hatte. Zum Abschluss dieses ganzen Durcheinanders kam der Albtraum und Roi in meinem Zimmer. Der besagte Mann führte mich jetzt durch die leeren Straßen von Paris, weil er mir etwas zeigen wollte. Verrückter konnte all das nicht mehr werden, deshalb gab ich den inneren Kampf auf und ließ dieses Chaos geschehen.

Seit all den Küssen hatte sich etwas zwischen uns dreien verändert. Ich wollte Roi auf Abstand halten, denn endlich hatte ich kapiert, dass mir seine Nähe nicht guttat, nicht so, wie ich seit letzten Sommer gehofft hatte. Die elektrisierende Stimmung zwischen Remi und mir wollte ich weiterhin erkunden, aber statt jetzt bei ihm zu sein, war ich hier.
„Wie weit ist es noch?" Stöhnend gab ich einen genervten Laut von mir, denn meine Füße schmerzten bereits vom vielen Laufen.

„Noch etwas. Willst du Wasser?" Roi hielt mir die Wasserflasche entgegen, die ich dankend annahm. Ich trank einen Schlug, verschloss die Flasche und hielt sie weiterhin in der Hand fest, denn niemand hatte an eine Tasche oder Ähnliches gedacht.

„Warum machst du das?", wollte meine neugierige Zunge wissen.

"Ich erkenne an, dass meine Handlungen dich verletzt haben. Normalerweise entsprechen sie nicht meinen persönlichen moralischen Grundsätzen, daher fällt es mir schwer zu verstehen. Dennoch bedauere ich zutiefst, was ich gesagt habe", ich konnte Roi zwar schwer folgen, aber dennoch nickte ich verständnisvoll.

„Glaubst du, es macht das alles wieder gut?", fragte ich ihn ehrlich, besonders weil er gerade ziemlich aufrichtig auf mich wirkt.

"Ich bin skeptisch, weil ich bemerke, wie du mich ansiehst und darauf achtest, keinen zu nahen Kontakt herzustellen. Also glaube ich kaum, dass dieser kleine Ausflug die Wunden heilen kann. Dennoch wäre es töricht, es nicht zumindest versucht zu haben."

„Schöne Worte", hauchte ich unabsichtlich, da mein Herz auf seine aufrichtige, offene Art reagierte, während mein Verstand sich dagegen sträubte. Ich hatte das Thema bereits abgehakt. Roi sollte nur mein Nachbar sein, ein Junge von gegenüber, doch hier stand er nun, mich mit seinen unglaublich schönen Augen betrachtend und ließ mich zu Wachs in seinen Händen werden.

"Wir sind da", unterbrach er den intensiven Blickkontakt nicht, der plötzlich zu intim wurde, weshalb ich mich von ihm löste und nach vorne schaute. "Du wolltest mir den Eiffelturm zeigen?", meine Stimme bebte vor Überraschung. "Roi, wir leben in Paris. Ich habe ihn schon hunderte Male gesehen."

"Komm, warte einen Moment, Kröte", ich gehorchte, obwohl ich nicht wusste, auf welchen besonderen Moment ich warten sollte. In der Stille des schimmernden Morgengrauens bemerkte ich den leichten Nieselregen, den ich zuvor ignoriert hatte.

Im Morgengrauen erhebt sich der Eiffelturm majestätisch über den Horizont, während die ersten zarten Sonnenstrahlen seine eiserne Struktur sanft beleuchten. Der Himmel nimmt eine Palette pastellfarbener Töne an, durchsetzt mit dunklen Wolken, während Paris langsam erwacht. Unter dem Morgengrauen und dem leichten Regen erscheint der Eiffelturm wie ein stiller Wächter, umgeben von den glitzernden Lichtern der Stadt.

Schockiert riss ich meine Augen auf, als die Lichter des Turmes aufleuchteten und zu flackern begannen. Die Regentropfen glitzerten im Licht der Straßenlaternen und verliehen der Szenerie eine romantische Atmosphäre. Das Licht des Turmes spiegelte sich auf dem nassen Boden und erzeugte ein funkelndes Mosaik aus Farben und Schattierungen. Trotz des Regens bewahrte der Eiffelturm seine majestätische Erscheinung und strahlte eine zeitlose Schönheit aus, die die Herzen der Betrachter berührte. In der Stille des Morgens verlieh die leichte Brise dem Erlebnis eine gewisse Magie, während der Eiffelturm ruhig über die Stadt wachte, bereit, einen neuen Tag zu begrüßen.

„Wunderschön", das Gefühl von Freiheit kam wie ein sanfter Wind, der durch die Seele wehte und einen Schwung der Leichtigkeit brachte. Es ist das Gefühl, vollkommen authentisch und unbeschwert zu sein, ohne Zwänge oder Einschränkungen. Es war der unendliche Horizont, der keine Grenzen kannte und plötzlich verspürte ich die Möglichkeit, das Leben in vollen Zügen genießen zu können, auf eine Art, die mir zuvor verborgen blieb.

"Ich bin nicht unglücklich, weil ich zu Hause bin, Kröte. Es sind diese einzigartigen Momente, die es schaffen können, mir das Funkeln in den Augen zu entlocken", unterbrach er die angenehme Stille, während wir zurück nach Hause liefen. Wir waren beide völlig durchnässt und sehnten uns nach einer heißen Dusche. Als wir zwischen unseren Häusern standen, mitten auf der Straße, kam er mir näher.

"Gerade war ich glücklich", hauchte er. Sein Arm bewegte sich, seine Hand legte sich auf meine Wange, und seine Lippen schienen näher zu kommen, als plötzlich mein Verstand reagierte. Ich löste mich aus seiner Berührung und wich einen Schritt zurück.

"Tu das nicht, Roi", versuchte ich, ihn aufzuhalten, doch er ignorierte meine stumme Bitte. Die Lösung, die Flucht aus dieser Situation, erschien mir, als Remi aus der Haustür kam.

„Ich bin mit deinem Bruder zusammen"

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt