Aussprache

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Keyla

Es waren ein paar Tage seit der Aussprache mit meinen Eltern vergangen, die ich ausschließlich im Bett verbracht hatte. Über Paris hatte sich eine graue Wolke gelegt, die uns seit Stunden mit übermäßig viel Regen versorgte. Selbst die wenigen Sonnenstrahlen zwischendurch konnten meine Laune nicht heben, auch wenn Zoe und Roi sich fast ständig bei mir abwechselten, um mich aufzumuntern.

Leise klopfte es an der Tür und Remi trat mit gesenktem Kopf hinein. Die Stille, die ihm folgte, war schwer, fast greifbar.

„Keyla", begann er zögernd, seine Augen suchten meine. „Ich... ich wollte nur sehen, wie es dir geht."

Ich setzte mich langsam auf, zog die Decke enger um mich. „Mir geht es... einigermaßen", antwortete ich leise.

„Ich weiß, es war nicht fair, wie ich dich und meinen Bruder behandelt habe. Ich war wütend und verletzt und das hat mich blind gemacht für das, was du durchmachst" Er trat näher, sein Blick war voller Schuld und Bedauern. Ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen, den inneren Kampf, den er durchmachte.

„Ich will meine beste Freundin nicht verlieren"

„Es ist in Ordnung, Remi", sanfte ich, meine Stimme sanft. Remi setzte sich auf die Bettkante, sein Blick immer noch fest auf mich gerichtet.

„Ich möchte für dich da sein, Keyla. Auch wenn ich es nicht immer richtig mache, ich will es versuchen" Eine Träne rollte über meine Wange und ich lächelte schwach.

„Komm her", flüsterte ich. Er nickte und griff vorsichtig nach meiner Hand, um mich in eine Umarmung zu ziehen. Seine Umarmung war fest und zugleich behutsam, als wollte er mich nicht zerbrechen.

„Wir werden das gemeinsam durchstehen. Als Familie", hauchte er an meinen Hals. Die Wärme seiner Worte und die Nähe seines Körpers brachten eine Welle der Erleichterung mit sich. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er drückte mich noch ein wenig fester und für einen Moment schien der Regen draußen nur noch ein leises Rauschen zu sein.

„Keyla... Ich mag ja nichts sagen, aber es wird Zeit, dass du duschen gehst", lachte er auf. Ich konnte nicht anders, als gegen seine Schulter zu schlagen und ebenfalls zu lachen. Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich mich wieder leicht fühlte.

„Okay, okay, du hast ja recht", gab ich schmunzelnd zu. „Und danach sollten wir endlich über unseren achtzehnten Geburtstag nächste Woche reden."

Remis Augen leuchteten auf. „Ja, das sollten wir. Wir müssen doch planen, wie wir diesen besonderen Tag feiern. Was hast du im Sinn?"

Ich überlegte kurz, während ich zur Tür ging. „Lass mich erstmal duschen, dann habe ich sicher ein paar Ideen."

Als ich das Bad betrat und das warme Wasser auf meine Haut traf, spürte ich, wie die Last der vergangenen Tage langsam von mir abfiel. Der Gedanke an unseren bevorstehenden Geburtstag und die Möglichkeit, mit den Menschen, die ich liebte, zu feiern, brachte ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.

Als ich in mein Zimmer zurückkam, saßen Zoe und Remi auf dem Bett, umgeben von Zetteln und Notizen. Der unwiderstehliche Duft von frischer Pizza erfüllte den Raum und ließ mein Magen knurren.

„Wir haben schon mal ein paar Ideen gesammelt und ich hab Pizza mitgebracht", begann Zoe mit einem breiten Grinsen. „Roi bringt gleich noch Zimtschnecken mit, damit wir in gemütlicher Runde euren Geburtstag planen können"

Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen. Remi und ich hatten zwar nicht am selben Tag, aber in der gleichen Woche Geburtstag, daher haben wir schon immer in der Mitte von beiden gefeiert. Die Planung weckte Erinnerungen an unsere früheren Geburtstage: von Kinderpartys mit Hüpfburgen und Clowns bis hin zur ersten Party mit Alkohol, bei der wir uns erwachsen fühlten, obwohl wir es noch nicht wirklich waren.

„Weißt du noch, unsere erste große Party?", fragte Remi lachend. „Die mit dem verschwundenen Kuchen und der Polizei, die wegen Lärmbelästigung kam?"

„Oh Gott, ja!", stimmte Zoe kichernd ein. „Und wie wir alle panisch versuchten, den Garten aufzuräumen, bevor Mom und Dad nach Hause kamen."

„Das war unvergesslich" Ich lachte mit. „Was habt ihr denn genau geplant?"

Remi hob eine Liste hoch. „Wir dachten an eine Mischung aus allem: ein bisschen Party, ein bisschen Entspannung und ganz viel Spaß. Wie klingt das?"

„Klingt perfekt", sagte ich und fühlte mich warm und geborgen in der Nähe meiner Liebsten. „Und wenn Roi mit den Zimtschnecken kommt, können wir die Planung bei einem leckeren Dessert fortsetzen."

„Klingt perfekt" Ich setzte mich zu ihnen aufs Bett und griff nach einem Stück Pizza.

Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, unsere Ideen zu sammeln und zu diskutieren, während wir Pizza und Zimtschnecken aßen und lachten. Der Regen draußen konnte uns nichts anhaben – drinnen war es warm und voller Vorfreude auf den kommenden Tag.

„Geht es dir besser?", fragte Roi vorsichtig, nachdem er sich an mich gekuschelt hatte. Ich atmete tief ein und ließ die Wärme seines Körpers in mich einsickern.

„Ja, etwas. Es ist einfach viel auf einmal. Aber es hilft, dass ihr alle für mich da seid.", antwortete ich.

„Wir sind immer für dich da, Keyla. Egal, was passiert" Roi küsste sanft meinen Scheitel.

„Ich weiß", flüsterte ich und spürte, wie sich ein kleiner Trost in meinem Herzen breit machte.

„Weißt du noch, den Liebesfilm gestern?", begann Roi.

„Den ich verschlafen habe?" Ich musste kichern.

„Ja genau den. Weißt du, am Ende kam so eine Zeile, die mich den ganzen Tag nicht losgelassen hat", fuhr er fort. „Die Frau sagte: Es heißt, ich mag dich, weil und ich liebe dich, obwohl."

Gespannt lauschte ich seinen Worten.

„Ich habe den gesamten Tag darüber nachdenken müssen", sagte er leise. „Und ich glaube, das beschreibt genau, was ich für dich empfinde. Ich konnte dich nie leiden, fand keine Gründe, warum ich dich mögen, könnte. Aber ich liebe dich, obwohl du manchmal stur und eigensinnig bist, obwohl du deine eigenen Kämpfe hast und manchmal Dinge verheimlichst, um andere zu schützen. Ich liebe dich, obwohl du mich jedes Mal herausforderst und obwohl du mich damit an den Rand des Wahnsinns treibst. Ich liebe dich trotz allem und gerade deshalb."

Tränen füllten meine Augen, als ich seine Ehrlichkeit spürte. „Roi, ich..." begann ich, doch meine Stimme versagte.

„Roi, ich liebe dich, trotz allem und gerade deshalb"

A/n: wird es euch zu langweilig? Fehlt euch Drama?😂

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt