Zeitungsbericht

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Zoe

„Mama? Kann ich dich etwas fragen?" Wie jeden Morgen saß ich mit meiner Mutter beim Frühstück und genoss die leckeren Croissants, doch an diesem Morgen war es anders. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um meine beste Freundin.

„Natürlich, Schatz. Was bedrückt dich?" Meine Mutter legte ihre Zeitung beiseite und sah mich aufmerksam an. Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte meine Gedanken zu ordnen.

„Es geht um Keyla. Ich mache mir Sorgen um sie, wegen ihrer Albträume. Es gibt so vieles, das ich nicht verstehe" Meine Mutter nickte verständnisvoll.

„Erzähl mir mehr. Was genau macht dir Sorgen?"

„Es ist kompliziert", begann ich zögernd. „Sie hat diese Albträume von ihrem Onkel, aber ihre Eltern möchten nichts dazu sagen. Ich habe das Gefühl, dass sie etwas vor ihr verbergen, aber ich weiß nicht, was es ist. Ich dachte, weil wir schon seit dem Kindergarten befreundet sind, dass du vielleicht etwas mitbekommen hast."

Die Haltung meiner Mutter veränderte sich, als würde sie zögern, mir die Wahrheit zu sagen. Ihre Augen verengten sich nachdenklich und sie seufzte leise. „Es ist nicht meine Geschichte, die ich dir erzählen sollte, Schatz. Aber ich kann dir so viel sagen: Manchmal gibt es Dinge in Familien, die sehr schwer zu verarbeiten sind. Es ist nicht immer einfach, darüber zu sprechen, selbst mit den engsten Menschen."

„Aber Mama, wenn es ihr hilft, es zu verstehen..." Meine Stimme klang flehend und ich spürte, wie meine Augen feucht wurden. „Ich will ihr nur helfen."

„Ich verstehe das, Liebling" Meine Mutter griff nach meiner Hand und drückte sie sanft. „Wenn ich könnte, würde ich es dir sagen, aber ich möchte keinen Ärger mit der Familie Flemming, weshalb ich dir nur den Tipp geben kann, das Jahr 2012 zu durchleuchten"

„Danke, Mama" Ich biss mir auf die Lippe und sah meine Mutter an. „Wird es schlimm, wenn das Geheimnis gelüftet ist?"

„Es wird nicht einfach, aber manchmal ist die bloße Präsenz eines Freundes mehr, als tausend Worte sagen könnten" Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sah mich mitfühlend an.

Ich atmete tief durch und fühlte mich gestärkt, für Keyla dieses Geheimnis zu lüften. Kurz darauf saß ich in meinem Zimmer und durchforstete das Internet nach Ereignissen aus dem Jahr 2012. Jede Seite, jeder Artikel, den ich öffnete, brachte mich einen Schritt näher an die Wahrheit.

Die Suchbegriffe flogen nur so über meine Tastatur: Familienunglück 2012, mysteriöser Tod, Kindesentführung in unserer Stadt

Stunden vergingen und mein Kopf brummte vor lauter Informationen. Ich las von Unfällen, tragischen Todesfällen und unerklärlichen Ereignissen. Dann plötzlich stieß ich auf einen kleinen Artikel in einer alten Lokalzeitung: Familie trauert nicht um den Verlust eines geliebten Bruders und Onkels
Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich den Namen meiner besten Freundin las.

...nach einem schrecklichen Vorfall, der die Familie erschütterte, wurde der Tod des jungen Mannes als tragischer Unfall eingestuft. Die Familie bittet um Privatsphäre während sie die schwere Zeit verarbeitet und ihre Tochter endlich wieder in den Armen hält.

Ich las den Zeitungsartikel zu Ende und war schockiert darüber, was Keyla und ihren Eltern passiert war. Mein Herz klopfte wild, als ich über die Details nachdachte. Wie konnte so etwas Schreckliches geschehen sein, ohne dass ich jemals davon gehört hatte? Ich fühlte mich hilflos. Der Gedanke, dass Keyla all diese Jahre mit diesem Schmerz gelebt hatte, ohne dass sie die Wahrheit kannte, ließ mir keine Ruhe. Ich musste mit jemanden darüber sprechen, musste herausfinden, wie ich ihr helfen konnte. Schnell mache ich einen Screenshot.

„Roi? Ich glaube, ich habe etwas über Keyla gefunden. Lass uns reden, wenn du Zeit hast!", er war der Erste, der mir einfiel, mit dem ich darüber reden konnte.

„In 20 Minuten" Roi hatte aufgelegt und mir die Adresse seiner Arbeit gesendet. Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte ich mir meine Handtasche und verließ mein Zimmer.

Ein Teil von mir hatte Angst davor, ihr die Wahrheit zu sagen. Doch ich wusste, dass sie die Wahrheit erfahren musste. Nur so konnte Keyla den Frieden finden, den sie so sehr verdiente. Egal wie schwer es sein mochte, wir würden uns dem gemeinsam stellen. Schließlich waren wir seit dem Kindergarten unzertrennlich und nichts würde das ändern.

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt