Konzertkarten

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Keyla

Es war eine Erleichterung, als meine Eltern und auch meine Schwester endlich wieder zu Hause waren. Die Stille im Haus war zunächst angenehm, aber nach einer Weile wurde sie unerträglich. Ich vermisste die ständige Bewegung, die lebendige Dynamik und das Chaos, das durch Gespräche, Lachen, gemeinsames Kochen und die Anwesenheit anderer Menschen entstand. All das erschuf eine viel bessere Atmosphäre als die ruhige Stille.

An diesem Morgen saß ich mit meiner Mutter in einem gemütlichen Café und wartete gespannt auf unser Frühstück. Während ich ihr von den vergangenen Tagen erzählte, verschwieg ich bewusst bestimmte Details, aber gestand, dass ich ausgerechnet das Straßenfest verpasst hatte. Sie berichtete mir im Gegenzug von den Erlebnissen aus Deutschland. Es war ein harmonischer Austausch, bis sie ich ihr von der Beziehung mit Remi erzählte. Obwohl sie mir nie vorschreiben würde, mit wem ich zusammen bin, sah sie mich schockiert an. „Keyla, bist du dir sicher mit ihm? Ich meine, jeder spürt das unsichtbare Band zwischen dir und Roi - ", an dieser Stelle unterbrach ich sie.

„Mama, Roi und ich haben kein unsichtbares Band!" Ich versicherte ihr, dass die Beziehung zu ihm rein platonisch sei und es auch so bleiben würde, da wir keine romantischen Gefühle für einander hegten.

„Auch wenn ich das etwas anders sehe, denn ich spüre es, wie ihr euch anseht, respektiere ich deine Entscheidung. Eines Tages wirst du verstehen, was ich meine", trotz der Worte, besonders die zwischen den Zeilen bedankte ich mich für ihre Worte und war schließlich erleichtert, dass sie mir ihren Segen gab. Wir beendeten das Frühstück, gingen noch kurz in die Stadt und dann nach Hause, wo Remi bereits vor der Haustür auf mich wartete. Wie ein Gentleman öffnete er mir die Tür und musterte mich abwartend, denn er wusste, dass ich es ihr heute erzählen würde, wie er seiner Mutter.

„Sie weiß Bescheid", hauchte ich.

„Gut, meine Mutter auch. Dann kann ich das hier machen" Remi drückte seine Lippen sanft auf meine, doch vertiefte den Kuss nicht weiter, denn meine Mutter stand immer noch am Auto. Die beiden sprachen noch kurz, während meine Mutter Fragen zur Fahrschule stellte und mich dabei aufmerksam betrachtete. Obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte, hatte ich mich noch nicht bei einer Fahrschule angemeldet. Aber nächste Woche plane ich es fest. Nachdem er sich verabschiedet hatte, da er heute seine erste praktische Einheit hatte, ging ich hinein, wo Zoe bereits auf mich wartete.

„Schön, dass du endlich da bist. Ich dachte schon, du kommst zu spät und ich müsste alleine versuchen an die Karten zu kommen", heute um vierzehn Uhr würde der Vorverkauf für The Weekend in Paris starten, weshalb meine beste Freundin und ich uns verabredet hatten.

"Es freut mich auch, dich zu sehen", erwiderte ich und nahm sie in den Arm. Kurz darauf gingen wir hinauf in mein Zimmer und starteten den PC. Zuerst lud die Seite hoch, aber als der Verkauf startete, stürzte sie immer wieder ab, weshalb es uns nicht gelang, die Karten zu kaufen.

„Das kann doch nicht normal sein", regte sich Zoe auf, während sie in meinem Zimmer auf und ab ging und ich versuchte, die Seite erneut zu laden. Doch keine Chance.

„Wir brauchen einen zweiten Laptop oder so. Vielleicht erhöht das unsere Chance", schlug Zoe vor, was ich für eine großartige Idee hielt. Daher lief ich eilig zu meiner Mutter und fragte sie danach. Leider befand sich ihr Notebook gerade in der Reparatur.

„Hat Remi einen?"

„Er ist nicht da und ich kann nicht einfach in sein Zimmer gehen"

"Wenn wir Roi fragen?", schlug meine beste Freundin vor, indem sie ihre Hände faltete, als würde sie beten. Sie setzte ihren Hundeblick auf und schob die untere Lippe hervor. Ich konnte ihrem Vorschlag nicht widerstehen, denn der Wunsch, auf dieses Konzert zu gehen, war einfach zu groß. Gemeinsam, denn zu Zoe würde er bestimmt nicht Nein sagen, liefen wir hinüber und klingelten wie kleine schüchterne Schulmädchen.

„Remi ist nicht zu Hause", sagte Roi, als er uns erblickte und war gerade dabei, die Tür wieder zu schließen. Zoe war schneller, stellte ihren Fuß in die Schwelle der Tür und hielt ihn somit von seinem Vorhaben ab.

"Könntest du bitte Roi um Hilfe bitten?", sagte ich leise zu meiner besten Freundin, während ich neben ihr stehen blieb. Ich schwieg, da mir einfach die Worte fehlten. Obwohl er mir letzte Nacht geholfen hatte und ich seine Nähe in diesem Moment sehr genossen hatte, wies ich ihn von mir. Zoe nickte zustimmend und bat schließlich Roi um seinen Laptop. Er lud uns ein und reichte ihn uns. Ohne auf ihn oder jemand anderen Rücksicht zu nehmen, setzten wir uns sofort auf das Sofa und luden die Seite erneut hoch. Zu unserem Entsetzen stellten wir fest, dass innerhalb der ersten dreißig Minuten alle Karten ausverkauft waren, und somit hatten wir unsere Chance verpasst. Niedergeschlagen starrten wir auf den Bildschirm.

„Ihr schaut aus, als hättet ihr gerade eine Menge Geld verspielt", schmunzelte Roi, als er die Getränke vor uns abstellte. Traurig atmete ich hörbar aus, nahm das Glas und nippte enttäuscht daran.

„Wir wollten Karten für The Weekend haben, aber sie sind ausverkauft", klärte Zoe ihn auf, doch schien Roi es nur halb so viel auszumachen, wie mir und meiner besten Freundin.

„Danke für deine Hilfe, du bist gar kein so großes Arschloch, wie du immer vorgibst", begann Zoe, nachdem wir unsere Getränke geleert hatten und gerade dabei waren zu gehen.
„Außerdem, wenn du meine beste Freundin noch einmal verletzt, schneide ich dir deine Eier ab und verfüttere sie an Askan!", geschockt riss ich meine Augen auf und musterte Zoe. Roi grinste auf ihre Worte hin, wodurch seine Grübchen zum Vorschein kamen und schloss dann die Tür.

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt