Abschied

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Keyla

Ich war nicht bereit. Nicht bereit, ihn gehen zu lassen, aber ich musste es tun.

Als Roi mich ansah, sah ich den Schmerz in seinen Augen und spürte ihn auch in meinem Herzen.
„Keyla, ich..."

„Es ist okay, Roi", unterbrach ich ihn, meine Stimme zitternd. „Es ist dein Traum"

Er schüttelte den Kopf, seine Augen voller Verzweiflung. „Das kann nicht das Ende sein. Nicht so"

Ich legte meine Hand auf seine Wange, spürte die Wärme seiner Haut unter meinen Fingern. „Es sind drei Monate, Roi und das bedeutet nicht das Ende"

Er schloss die Augen und lehnte seine Stirn gegen meine. „Ich liebe dich, Keyla."

„Ich liebe dich auch, Roi. Mehr als alles andere." Tränen liefen über meine Wangen, als ich seine Worte hörte. Drei Monate waren eine lange Zeit, aber es war die Möglichkeit, seine Träume zu verwirklichen. Ich hatte mich für ihn gefreut, als er mir von dem Jobangebot erzählte, bei dem er zusammen mit seinem Chef und einem kleinen Team nach Afrika reisen würde, um dort etwas zu erforschen.

Er hatte so leidenschaftlich davon gesprochen, wie sie vorhatten, eine seltene Pflanzenart zu studieren, die möglicherweise heilende Eigenschaften hatte. Seine Augen hatten geleuchtet, und ich wusste, dass er das tun musste. Es war eine einmalige Gelegenheit und ich wollte ihm nicht im Weg stehen.

„Du wirst großartige Dinge tun", flüsterte ich und streichelte seine Wange. „Ich bin so stolz auf dich."

Er nahm meine Hand und küsste sie sanft. „Ich werde dich jeden Tag vermissen, Kröte, aber ich komme zurück. Versprochen!"

Ich nickte, obwohl mein Herz schwer war. „Und ich werde hier auf dich warten"

„Wir sollten langsam los zum Flughafen, Roi", unterbrach Valentina uns. In den letzten Tagen war bei der Familie Williams eine eisige Stimmung, aber vielleicht würde ihnen der Abstand gut tun. Vielleicht könnte sogar Remi wieder zur Vernunft kommen.

Roi sah mich noch einmal an, sein Blick voller Zuneigung und Entschlossenheit. „Lass uns los, Kröte"

„Gib mir einen letzten Kuss hier zu Hause", flüsterte ich, meine Stimme zitterte leicht.

Valentina räusperte sich und Roi löste sich widerwillig von mir, nachdem er einen Kuss auf meine Lippen gehaucht hatte. Er griff nach seiner Tasche und warf sie in den Kofferraum, um mir anschließend die Tür zu öffnen. Ich setzte mich hinein, die Tränen liefen mir über die Wangen, als ich das Geräusch des Autos hörte, welches Valentina startete.

Ich wandte meinen Blick ab, wischte die Tränen weg und entdeckte Remi draußen an der Haustür. Er lehnte gegen den Türrahmen und sah gedankenverloren in die Ferne.

„Remi?" Meine Stimme war leise, aber er hörte mich und drehte sich zu mir um. Seine Augen verrieten, dass auch er mit den Ereignissen der letzten Tage zu kämpfen hatte. Er eilte zum Auto, bevor seine Mutter die Parkbucht verlassen konnte.

Remi senkte den Kopf und schien einen Moment zu überlegen. Dann machte er ein paar Schritte auf mich zu und blieb schließlich vor mir stehen. „Es tut mir leid, Keyla und Roi", sagte er. „Für alles. Für das, was ich gesagt und getan habe."

Ich spürte einen Kloß in meinem Hals und nickte langsam. Er hob den Kopf und sah mich an, ein Hauch von Schmerz in seinen Augen. „Ich habe Roi nie so gesehen. Er liebt dich wirklich. Und ich glaube, ich habe das endlich verstanden."

Ich stieg aus dem Auto und legte eine Hand auf seine Schulter. „Danke"

Er lächelte schwach und zog mich in eine Umarmung. „Jetzt geht!"

Als wir uns voneinander lösten, fühlte ich, wie ein Gewicht von meinen Schultern fiel. Es würde nicht einfach werden, aber vielleicht war dies der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung. Remi reichte Roi zum Abschied die Hand und verschwand zurück ins Haus. Die nächsten Tage würden schwer werden, das wusste ich. Aber ich hatte Unterstützung – Zoe, meine beste Freundin, und meine Familie. Und ich wusste, dass Roi mich liebte und zu mir zurückkehren würde.

Die Fahrt zum Flughafen dauerte nicht so lang, wie erhofft. Die Stille im Auto war bedrückend, nur unterbrochen vom leisen Rauschen des Verkehrs und dem gelegentlichen Seufzen. Ich hielt Roi's Hand fest, als wollten wir beide die letzten Momente der Nähe in uns aufsaugen. Als wir dann am Flughafen ankamen, half ich ihm mit seinem Gepäck und wir gingen zusammen zum Check-in. Valentina blieb ein Stück zurück, uns etwas Raum lassend.

„Denk daran, mir jeden Tag zu schreiben", sagte ich und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. „Und schick mir viele Fotos."

Roi lächelte und zog mich in eine feste Umarmung. „Ich verspreche es, Kröte. Diese drei Monate werden schnell vergehen."

Ich nickte, obwohl ich innerlich wusste, wie schwer es sein würde. „Pass gut auf dich auf, ja?"

„Das werde ich." Er küsste mich sanft, bevor er sich langsam von mir löste. „Ich liebe dich, Keyla."

„Ich liebe dich auch, Roi" Die Tränen ließen sich nun nicht mehr zurückhalten und liefen mir über die Wangen.

Er nahm seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Ich stand da und sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war. Valentina trat zu mir und legte eine Hand auf meine Schulter. „Er wird bald zurück sein. Und diese Zeit wird euch beiden nur noch stärker machen."

Ich nickte, wischte mir die Tränen weg und versuchte, mich an ihren Worten festzuhalten.

Wir gingen zurück zum Auto, die Stimmung immer noch bedrückt, aber mit einem leisen Funken Hoffnung. Zu Hause war Askan der auf mich warten würde.

Ich nahm mein Handy und sah, dass Roi mir eine Nachricht hinterlassen hatte. Es war ein Bild von uns, als Hintergrund, auf dem Stand:

Ich bin immer bei dir, egal wie weit weg ich bin.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich fühlte mich ein wenig getröstet, bis mir der Gedanke an mein Geheimnis kam. Roi wusste es nicht, doch es blieb mir keine Wahl, ich musste es ihm und meiner Familie sagen.

Doch noch bewusster wurde mir, es war mein Liebesbeweis an ihn, als ich hab ihn gehen lassen und habe mir dabei selber so krass wehgetan.

A/n: Herzlich Willkommen im Finale🤍

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt