Filmabend

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Keyla

„Warte, ich hole dir noch eben einen Pulli von mir, dann können wir los", hörte ich Remi sagen, der gerade die Treppe nach oben stürmte. Sein Bruder wartete oben am Absatz, um anschließend herunterzukommen. Er reichte mir die Haribo Tüte, ohne ein Wort zu sagen, so als wäre das eben in der Küche niemals passiert. Ich folgte ihm also ins Wohnzimmer, welches verlassen, bis auf uns zwei war. Logisch, denn alle waren mit anderen Dingen beschäftigt.

„Was willst du, Kröte?", er ließ sich auf das Sofa fallen und Askan nahm bei seinen Füßen Platz.

„Ich weiß es nicht", gestand ich ehrlich, denn mein Handeln war voreilig und unüberlegt. Irgendwie wollte ich ihm meine Gedanken bezüglich des Traumes offenbaren oder aber ihm sagen, wie abweisend er sich wieder verhielt. Nichts dergleichen verließ meine Lippen.

„Dann verpiss dich" Bääm. Das war, wie ein Schlag ins Gesicht. Eben noch, da hatte er vorgegeben sich Sorgen zu machen und im nächsten Moment wollte er, dass ich gehe. Vielleicht wollte er auch nur seine Ruhe haben. Ich wusste es nicht. Seine Worte hatten mich zwar verletzt, aber ich nahm sie hin und verließ das Wohnzimmer. Askan folgte mir, weshalb ich ihn kurz über sein weiches Fell streichelte. Schon war er wieder verschwunden und kuschelte sich zu seinem Herrchen. Keine Minute später kam Remi hinunter, reichte mir seinen Pulli, welchen ich so gerne trug und wir verließen das Haus. Draußen an der frischen Luft stockte ich, denn die Tüte in meiner Hand fühlte sich plötzlich so falsch an. Ich betrachtete sie einen Moment und wägte ab. War es kindisch, sie jetzt wieder hineinzubringen? Oder sollte ich einfach die Flanbolo vernaschen, während meine Gedanken um Roi kreisten?

„Ich habe mein Haustürschlüssel auf der Treppe liegen lassen", flunkerte ich. Remi schloss mir die Haustür auf. Ich flitzte an ihm vorbei, steuerte den Treppenansatz an und platzierte die Tüte dort. Als Tarnung zog ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche und lief mit diesem zurück.

Nachdem wir eine Weile gebraucht hatten uns für einen Film zu entscheiden, denn ich wollte eher einen Actionfilm sehen. Remi hingegen einen Horrorfilm. Wir knobelten aus, wobei ich gewonnen hatte. Wir sahen anfangs Fast and the Furious 5 und anschließend The Nun. Gebannt betrachtete ich das flimmernde Bild auf meinem Laptop, als Dom und seine Familie gerade ihre Autos durch die Halle steuerten, um das passende und schnelle Auto zu finden, dass die Kameras austricksen sollte. Ohne Erfolg.

Als der Abspann erfolgte und Remi zur Toilette musste, sah ich auf mein Handy. Mein Atem stockte, denn Roi hatte eine Nachricht für mich hinterlassen.

Roi         [22:34]: nachtragende Kröte

Genervt von seiner Überheblichkeit verdrehte ich meine Augen, ließ die Nachricht auf gelesen und legte mein Handy beiseite.

„Schaffst du noch einen Film?" Remi warf sich neben mich ins Bett und betrachtete mich mit seinen glänzenden grünen Augen, welche jede Frau zum Schmelzen bringen musste. Ich hingegen sah Roi darin und verlor mich in diesem Paralleluniversum, wenn ich mir nicht hervorrufen würde, dass es der falsche Bruder war.

„Was ist das denn für eine Frage?", kicherte ich, schnappte mir ein kleines Dekokissen und warf ihn damit ab. Remi lachte schockiert, aber auch vom Teufel erweckt auf. Urplötzlich warf er sich auf mich, kitzelte mich unter den Armen und hörte bei meinem klagenden Rufen nicht auf, was an meinem herzlichen Lachen liegen musste. Mit schweren Atemzügen, da mich der Sauerstoff verließ, versuchte ich mich zu wehren, ihn ebenso zu kitzeln, jedoch war er stärker. Mein Bauch schmerzte vom Lachen, aber auch durch die Schmetterlinge, welche mich in glücklichen Momenten heimsuchten.

„Stopp! Ich kann nicht mehr", krächzte ich, wobei meine Nase komische Geräusche machte. Remi ließ endlich von mir ab, aber nur um sich vor Lachen den Bauch zu halten. Ich stieg mich ein. Nach etwas Zeit hatten wir uns beruhigt und starteten den Film.

„Komm her", mein bester Freund eröffnete mir sein Arm, sodass ich mich an seine Brust schmiegen konnte. Ich kam seiner Aufforderung nach und hörte neben dem Geschrei von ängstlichen Menschen, seinen Herzschlag. Es schlug beinahe im Einklang mit meinem und wirkte so beruhigend auf mich, dass meine Augenlider immer schwerer wurden. Es dauerte nicht mehr lange, da konnte ich gegen die Müdigkeit nicht ankämpfen und schlief ein. Unsere Atmung, unser Herz, unsere Körper verschmolzen zu einem. Es formte sich, wurde eins, aber auch irgendwie nicht. Wie zwei Wolken, die eine werden wollte, aber von der Winde getragen und getrennt wurde. Ich verfiel in einen traumlosen Schlaf und wachte erst wieder auf, als die Sonnenstrahlen meine Nase kitzelten. Remi hatte seine Arme und Beine um mich geschlungen, wodurch nicht viel Bewegungsfreiheit blieb. Ich genoss die Nähe, schloss meine Augen, bemerkte dann aber, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Ich befreite meinen Arm und klaubte mir mein Handy vom Nachtschrank. Von Roi kamen keine Nachrichten mehr, stattdessen genügend von Zoe. Morgen war das Straßenfest und da ihre Eltern bei den Nachbarn feierten, wollten wir bei ihr vortrinken, weshalb sie mich heute in der Stadt erwartete. Zum einen zum Shoppen neuer Kleider und zum anderen für den Alkohol.

Nachdem Remi gegangen war, da er einen Termin in der Fahrschule hatte, wollte ich hinunter und fragen, ob mich jemand fahren könnte. Leider war niemand im Haus, wahrscheinlich weil sie die letzten Sachen für die Reise besorgten. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als mit dem Bus zu fahren. Ich machte mich frisch und nahm etwas Geld aus der Familienkasse in der Küche, die für solche Fälle da war.

A/n: Remi gibt es jetzt auch in der aesthetik 🤍

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt