Schmerz

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Keyla

Es war schon schmerzhaft genug, dass Roi mich zurückgewiesen hatte, gerade als ich bereit war, alles aufzugeben, Remi zu verlassen und ihm eine Chance zu geben. Doch dann musste auch noch mein Freund einen riesigen Streit vom Zaun brechen.

„Bist du zufrieden, dass du ihr die Wahrheit gesagt hast, nur um dich in einem besseren Licht darzustellen?", schrie die Remi und ich versuchte verwirrt die Worte zu realisieren. Von welcher Wahrheit sprach er? Roi blickte stattdessen schuldbewusst zu mir herüber, während ich immer noch nicht einordnen konnte, worum es ging.

„Ich habe es ihr nicht gesagt, aber du", gestand Roi und Remi blickte schockiert zu mir herüber. Ich ging auf die beiden zu und forderte die Wahrheit.

„Keyla ... Ich kann es dir erklären", begann Remi, doch die Worte blieben in der Luft hängen, während ich gespannt darauf wartete, was er zu sagen hatte.
„Ich wollte nicht, dass er dir die Karten schenkt"

„Dann hast du sie als dein Geschenk ausgegeben?", schlussfolgerte ich, während die Enttäuschung in meiner Stimme deutlich zu hören war. Remi nickte.

Wie konnte das passieren? Ich fühlte mich emotional ausgenutzt, als wären sie beide dabei, mit meinen Gefühlen zu spielen, als ob es ein Wettbewerb wäre, den sie gewinnen müssten. Hatte Roi mir die Wahrheit vorenthalten, um sie später gegen seinen Bruder zu verwenden? Und war der Tag heute nur, um Remi zu ärgern? Ich fühlte mich verwirrt, verletzt und betrogen, während ich gleichzeitig unsicher war, ob die beiden Personen, die mir am nächsten standen, die volle Wahrheit mit mir teilten oder ob sie meine Gefühle für ihren eigenen Vorteil manipulierten.

„Was ist das für euch beide? Ein Wettkampf? Ein Spiel?", schockiert über die Wahrheit, wich ich zurück, während die Brüder mich eindringlich musterten.

„Wofür dieser schöne Tag, Roi? Damit du gewinnst?", die erste Träne rann aus meinem Auge.

„Es ist nicht, wie du denkst, Kröte", versuchte Roi, einen Schritt auf mich zuzugehen, wurde jedoch von seinem Bruder aufgehalten. Sofort begannen die Brüder eine erneute Diskussion. Meine Gedanken waren wirr und ich konnte mich kaum auf die Situation konzentrieren. Der Schmerz drängte sich unaufhörlich in den Vordergrund. Unzählige Tränen liefen über meine Wangen, während Roi und Remi beinahe dabei waren, sich die Köpfe einzuschlagen.

Plötzlich durchdrang die Stimme meines Vaters den Streit: „HÖRT AUF!" Er trat zwischen die beiden Brüder. Meine Mutter eilte zu mir, umarmte mich liebevoll und führte mich ins Haus, wo ich bitterlich weinte. Draußen erhielten die beiden Jungs eine Standpauke von Valentina. Nachdem meine Mutter mich ins Haus geführt hatte, setzte sie mich auf das Sofa und legte sanft eine Hand auf meine Schulter.
„Es wird alles gut, Liebes", flüsterte sie tröstend. Ich ließ mich in ihre Umarmung fallen und schluchzte weiter.

Nachdem ich mich irgendwann beruhigt hatte, ging ich völlig erschöpft von den Ereignissen des Tages und den Turbulenzen am Abend ins Bett, ohne mit jemandem gesprochen zu haben. Ich griff nach meinem Handy auf dem Nachttisch und schrieb meiner besten Freundin, dass ich mich morgen bei ihr melden würde. Sie hatte sich gewundert, warum ich nicht erreichbar war. Während ich meine Nachricht verfasste, erschienen unzählige Nachrichten von Remi, der sich für seine Fehlentscheidung entschuldigte und hoffte, dass morgen alles gut wäre. Ich entschied jedoch, heute nicht mehr darauf zu antworten und legte mein Handy beiseite.

Ich lag regungslos im Dunkeln und starrte in die Leere, in der Hoffnung, endlich schlafen zu können. Allerdings wirbelten meine Gedanken umher, wie ein Sturm, der keinen Anfang und kein Ende zu finden schien. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, tauchten Bilder der vergangenen Stunden auf. Mein Herz hämmerte so laut, dass ich befürchtete, es würde mir aus der Brust springen. Jede weitere Sekunde, die verging, fühlte sich wie eine Ewigkeit an und der Schlaf blieb unerreichbar, während die Dunkelheit um mich herum immer bedrückender wurde. Bett. Ich schaltete meine Nachttischlampe ein, aber nur wenige Minuten später erkannte ich, dass es ein Fehler war. Roi sah es als Einladung an. Leise klopfte er an meine Balkontür, trat in mein Zimmer und blieb vor meinem Bett stehen.

„Ich kann nicht schlafen", hauchte er, während ich mich auf die Seite drehte und versuchte, seine Anwesenheit zu ignorieren.

„Der heutige Tag hatte nichts mit Remi zu tun, das musst du mir glauben, Kröte" Roi kam um das Bett herum und kniete sich davor nieder, um meine Augen für sich einzufangen, allerdings schloss ich sie.
„Ich bin gekommen, um dir die Wahrheit zu sagen, aber dann hatte sich alles verselbstständigt und ich habe es nicht mehr übers Herz gebracht, den Tag damit zu zerstören"

Langsam öffnete ich meine Augen und seine suchten verzweifelt die meinen. Die Dunkelheit umhüllte uns, während wir uns schweigend gegenüber waren. Allmählich wurde mir klar, dass hinter seiner starken Fassade nichts als Unsicherheit lag und doch überkam mich erneut der Schmerz. Ich wollte auf seine Gefühle Rücksicht nehmen und weiterhin hinter seiner Mauer sehen, aber mein Herz blutete, wodurch mir einfach die Kraft fehlte.

"Geh nach Hause, Roi", forderte ich ihn auf, aber er schüttelte heftig den Kopf und widersprach somit meiner Bitte.

„Ich werde nicht gehen, bis du mir vergibst, Kröte", beharrte Roi und verschränkte wie ein trotziges Kind die Arme vor der Brust. Genervt atmete ich hörbar aus und verdrehte meine Augen.
„Ich vergebe dir und jetzt gute Nacht", versuchte ich, ihn loszuwerden. Aber ich hatte damit gerechnet, dass Roi nicht so leicht nachgeben würde.

„Das würde dir niemand abkaufen, selbst wenn er dich nicht kennt, Kröte. Aber kein Problem, dein Bett ist gemütlich", bemerkte Roi trocken. Er schlug die Decke auf, legte sich neben mir und machte es sich gemütlich. Ich drehte mich absichtlich weg und akzeptierte die Situation, denn nachgeben wollte ich keineswegs. Dann schaltete ich das Licht aus. Mit Roi an meiner Seite fand ich innerhalb von Sekunden in den Schlaf.

A/n: Wir lesen uns am Montag wieder❤️

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt