Freundschaft

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Roi

„Ich möchte dich in zehn Jahren anschauen können und sagen dürfen, dass wir es gemeinsam geschafft haben, denn ein Leben ohne dich ist für mich unvorstellbar. Bitte komm zu mir zurück, Kröte", sagte ich, während unzählige Tränen über meine Wangen flossen. Ich hielt ihre warme Hand fest, unfähig, sie loszulassen. Keyla war wunderschön, es war, als würde sie einfach nur schlafen, aber die Realität war viel härter. Die Maschinen um sie herum piepten und summten, und die sterile Krankenhausluft war erdrückend. Mein Herz fühlte sich schwer an, als ich in ihr friedliches Gesicht blickte. „Du musst kämpfen, Keyla", flüsterte ich. „Für uns. Für Maila. Ich brauche dich. Wir brauchen dich."

„Es hat mich überrumpelt, ich war kurz verzweifelt, glaubte, nicht bereit zu sein, aber umso glücklicher bin ich es jetzt. Ich will ein Vater sein. Ich will an deiner Seite gehen, ohne jemals wieder in Erwägung zu ziehen, dich zu verlassen", sagte ich, die Worte verließen mich, ohne dass ich lange darüber nachdenken musste. „Lass uns nach London ziehen, lass uns heiraten und noch mehr Kinder kriegen. All unsere Wünsche erfüllen, aber dafür musst du wach werden, meine Kröte."

Ich hielt ihre Hand noch fester und spürte die Hoffnung in mir wachsen. Meine Stimme zitterte, als ich weitersprach: „Ich liebe dich so sehr. Mehr als Worte es je ausdrücken könnten. Bitte, wach auf und kämpfe für uns. Für unsere Familie." Die Sekunden vergingen, und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Die Stille im Raum war überwältigend, nur das leise Piepen der Maschinen durchbrach sie. Tränen liefen über mein Gesicht, als ich ihre Hand an meine Wange drückte. Ich konnte nur hoffen und beten, dass meine Worte sie erreichten und ihr die Kraft gaben, die sie brauchte, um zurückzukommen.

Ein leises Klopfen ließ mich hochschauen und plötzlich trat Léon herein, ein alter Freund, mit dem ich am wenigsten gerechnet hatte.

„Léon?", fragte ich überrascht. „Was machst du hier?"

Er lächelte schwach und trat näher. „Ich habe von dem Unfall gehört und wollte nach euch beiden sehen." Seine Augen wanderten zu Keyla, die immer noch reglos im Bett lag. „Wie geht es ihr?"

„Ich wünschte, ich wüsste es, aber ich glaube, sie kämpft", sagte ich leise, meine Stimme brüchig.

„Es ist schwer, Léon. Es ist wirklich schwer," sagte ich, und augenblicklich flossen die Tränen noch stärker. Ich sackte in mich zusammen. Léon trat um das Bett herum und zog mich in seine Arme, wo ich meine Last der letzten drei Jahre herausließ.

„Lass alles raus", flüsterte Léon beruhigend. „Es ist okay."

Ich klammerte mich an ihn und spürte, wie die Anspannung und der Schmerz der vergangenen Jahre aus mir herausströmten. Léon hielt mich fest, während die Tränen unaufhörlich flossen. Schließlich ließ der Strom nach und ich lehnte mich erschöpft gegen ihn.

„Danke, Léon", murmelte ich.

„Das ist, was Freunde tun", sagte er sanft. „Aber jetzt erzähl mal, was aus meinem Traumpaar geworden ist."

„Es ist alles meine Schuld", begann ich und wischte mir die Tränen ab. „Ich hatte endlich einen Ort gefunden, an dem ich für immer sein wollte, Léon. Ich wollte bei ihr sein, aber dann kam das Angebot für drei Monate nach Afrika zu gehen, und ich habe zugestimmt. Nicht, um die Welt zu entdecken oder mich selbst zu finden, sondern weil es eine Chance für die Zukunft war. Doch dadurch habe ich alles verloren. Jetzt lerne ich meine Tochter erst kennen, und Keyla... du siehst ja, wie es ihr geht. Ich dachte, es wären nur drei einfache Monate, und als mein Chef sagte, wir würden doch ein halbes Jahr bleiben, dachte ich, das wäre in Ordnung. Zeit bedeutet nichts, wenn man das ganze Leben vor sich hat. Aber plötzlich hat sie nicht mehr auf meine Nachrichten geantwortet oder meine Anrufe entgegengenommen. Sie war weg. Hatte mich verlassen. Tage lang konnte ich das Bett nicht verlassen, so sehr tat es weh. Ich habe ein Ticket gekauft, um nach Hause zu kommen, aber als die Arbeit meine Gedanken einnahm, statt der Schmerz, habe ich mich darin verloren. Ich bereue jede Sekunde und weiß nicht, wie ich es je wiedergutmachen kann. Ich will dieses Kind, sie soll meine Tochter sein, aber ich habe große Angst, wieder zu versagen, Léon."

Léon hörte aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen. Als ich fertig war, legte er eine Hand auf meine Schulter und sah mir in die Augen.

„Roi, wir alle machen Fehler", sagte er leise. „Es ist menschlich. Was zählt, ist, was wir daraus lernen und wie wir weitermachen. Du hast erkannt, dass du Fehler gemacht hast und das ist der erste Schritt zur Besserung."

Ich nickte, spürte aber immer noch den Schmerz und die Schuld in mir nagen. „Aber wie kann ich das wiedergutmachen, Léon? Wie kann ich Keyla und Maila zeigen, dass ich für sie da sein will, dass ich mich geändert habe?"

„Indem du hier bist, Roi", antwortete Léon fest. „Indem du für Keyla da bist, während sie sich erholt, und indem du Maila zeigst, dass du ein Vater sein kannst, auf den sie sich verlassen kann. Es wird nicht einfach, und es wird Zeit brauchen, aber du hast die Chance, alles wiedergutzumachen."

„Was, wenn ich wieder versage?", fragte ich leise, meine Stimme voller Zweifel.

„Dann stehst du wieder auf und versuchst es noch einmal", sagte Léon mit fester Überzeugung. „Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, es immer wieder zu versuchen. Und du hast Freunde und Familie, die dir helfen werden. Du bist nicht allein, Roi."

Ich atmete tief durch und spürte, wie eine neue Entschlossenheit in mir aufstieg. „Du hast recht, Léon. Ich werde nicht aufgeben. Für Keyla, für Maila und für mich selbst. Ich werde alles tun, um es wieder gutzumachen."

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt