Eingesperrt

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Keyla

„Hallo! Kann uns jemand hören? HALLO"

„Du versuchst es seit zehn Minuten. Ich glaube, aufgrund der Lautstärke draußen, dass uns niemand hört, Kröte, also setz dich hin und entspann dich"

„Das sagst du so einfach. Remi und Zoe sind da draußen, machen sich entweder Sorgen oder haben ihren Spaß, den ich auch eigentlich haben sollte", meine Emotionen kochten über, nicht nur von der dunklen Umgebung, auch weil ich mit Roi eingesperrt war, auf gute fünfzehn Quadratmeter. Natürlich könnte ich den Hauptraum verlassen oder ihn dazu zwingen, aber nebenan war es noch dunkler. Hier hatten wir wenigstens die Tür, welche durch die Glasscheibe mit Licht versorgte. Warum funktioniert ausgerechnet heute das Licht nicht? Lag es an der Menge Strom, die draußen genutzt wurde?

„Sie werden uns suchen", versuchte er es erneut, was mich dennoch nicht entspannter wirken ließ. Ich löste mich von der Tür, wusste nicht, wohin mit meinem Gedanken und lief im Raum auf und ab. Noch unangenehmer könnte diese Situation nicht sein, obwohl, würden wir uns jetzt streiten, gäbe es keine Fluchtmöglichkeit.

„Erzähl mir etwas", bat ich ihn, denn auch wenn ich es nicht zugeben wollte, hatte seine Stimme schon immer etwas Beruhigendes an sich. Er könnte Kindern Gute - Nacht Geschichten erzählen.

„Damals, als ich das allererste Mal an der Kliffe stand, die anderen waren schon gesprungen und sahen zu mir auf, da überkam mich die Panik", begann er, jedoch war mein loses Mundwerk wieder schneller.

„Du hast vor etwas Angst?"

„Jeder hat vor etwas Angst, Kröte, auch ich", seine Augen trafen direkt die meine und auch wenn mich seine Geschichte brennend interessierte, da er es schaffte, mich von meinen gruseligen Gedanken abzulenken, war da eine Frage, die mich viel neugieriger macht.

„Warst du glücklich auf deiner Reise?"

„Ich bin es noch immer", unsere Augen hielten sich einander gefangen, analysierten jedes Wort unserem Gegenüber und reagierte mit einem Herzklopfen, zumindest bei mir. Mein Körper reagierte immer auf ihn, ob durch einen trockenen Mund, Gänsehaut oder hohem Blutdruck. Zumindest seit er aus seinem Flugzeug stieg und mir dieses verschmitzte Lächeln entgegenbrachte.

„Deine Augen sagen etwas anderes", brach ich die kurz eingetroffene Stille.
„Wie bitte?", erschrocken von meinen Worten oder der Erkenntnis, die ich über ihn hatte, aber sich selbst nicht bewusst war, stand er auf.

„Sie leuchten nicht mehr. Nicht wie damals, als du in dieses Flugzeug gestiegen bist, oder als du wiederkamst und uns mit Stolz erzählt hast, was du erleben konntest", Stille.
„Nach außen hin mag man glücklich wirken, aber wenn die Augen nicht leuchten, weil dein inneres es nicht tut, dann bist du nicht glücklich. Ist es, weil du wieder hier bist?"

„So einen Blödsinn habe ich noch nie gehört, Kröte", er trat einen Schritt an mich heran und dennoch blieb ich wie angewurzelt stehen, obwohl mir seine Nähe unangenehm war.

„Du musst mir nicht glauben", ich zuckte mit den Schultern und war inbegriffen mich von ihm wegzudrehen. Vielleicht probierte ich es nochmal an der Tür, aber da packte mich Roi an meiner Schulter und drückte mich an die eisige Wand.

„Du denkst, du kannst mich durchschauen und wie bei Remi deine psychologische Scheiße abziehen?", seine Arme umzingelten mich, nachdem er sich mit seinen Händen an der Wand angelehnt hatte.

„Warum stört es dich?", es war nicht klug ihn zu provozieren, was diese Frage offensichtlich tat, denn seine Stirn legte sich in Falten, wie oft, wenn er wütend wurde.

„Hör mal zu, Kröte. Ob du es glaubst, oder nicht, Ich bin glücklich, auch wenn du ein deutlicher Störfaktor dafür bist. Aber weißt du, was mich noch viel glücklicher machen würde?", seine Stimmung schien zu wechseln und diesen Blick dazu konnte ich nicht deuten, bis er... bis er seine Hand in meinem Nacken legte und mich dicht an seine Lippen brachte.

„Ich bin Jungfrau, schon vergessen", niemand normales würde mit so einer Aussage kontern, aber zwischen uns hatte das Wort Jungfrau eine ganz andere Bedeutung, was der damaligen Situation geschuldet ist.

„Nichts, was ich nicht hier und jetzt ändern könnte. Dann würde meine kleine Lüge wenigstens Stimmen, bis auf den Teil mit der möglichen Schwangerschaft", es reizte mich, dass er sich es noch immer zum Spaß machte, auch wenn ich ihm die Angriffsfläche dafür bot. Und natürlich könnte ich ihn von mir weisen, ihn zurückschieben, aber irgendwas hielt mich davon ab. Vermutlich seine Lippen die näherzukommen scheinen. Doch bevor sie mich gänzlich berührten, hielt er inne.

„Ich mache es meinem Bruder auch deutlich angenehmer", das war genug. Ich schubste ihn mit meiner gesamten Kraft von mir, holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige, die gesessen hatte. Sofort stiegen mir die Tränen in den Augen. Seine Worte hatten mich getroffen, weil er glaubte, ich wäre so einfach zu haben und zum anderen ein Spielzeug für ihn und Remi. Ich wusste innerlich, dass Remi nichts damit zu tun hatte, aber die Wut in mir kochte und ließ mich Rot sehen.

„Spinnst du?", seine Stimmfarbe klang zornig, beinahe wie ein wildes Tier, doch da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht.

„Du hast kein Recht darauf wütend zu sein, auch wenn mein Handeln nicht richtig war. Es war eine Kurzschlussreaktion, die du definitiv verdient hast. Sag mal, hörst du dir selber zu? Deine Worte müssen mich immer verletzten bis in die unterste Schublade, aber dieses Mal bist du zu weit gegangen, Roi. Ich bin doch nicht deine Nutte und wenn es dir passt, kannst du mich an deinem Bruder abgeben. Ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen", meine Tränen fanden kein Halten mehr. Sie flossen in unzähliger Menge über meine vor Wut geröteten Wangen. Roi schien zu realisieren, was er getan hatte, doch es war zu spät.

„Komm mir nicht zu nahe. Unser Hass war lustig, aber genug ist genug. Verschwinde Roi, am besten aus meinem Leben. Das, was ich für dich empfinde, dafür reicht dieses simple Wort nicht mehr aus"

„Es tut mir leid, Keyla. Ich wollte nicht - ", seine Worte klangen so leer. So sinnlos.

„Du wolltest was nicht? Mich als Nutte bezeichnen?", meine Gefühle sprudelten über. Schlimmer, als Wasser was kochte. Heftiger, als Chemie, die zusammen gemixt wurde und wilder, als die Jagd eines Raubtieres.

„Ich bin zu - ", er stoppte, kam auf mich zu, packte mich erneut am Nacken und presste plötzlich seine Lippen auf meine.

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt