Revue ~ 2

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Keyla

9 𝙼𝚘𝚗𝚊𝚝𝚎 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚖 𝚎𝚛 𝚏𝚘𝚛𝚝 𝚠𝚊𝚛

Der Moment, als ich Maila zum ersten Mal in meinen Armen hielt, war überwältigend. Nachdem die Geburt voller Anspannung und Schmerz gewesen war, lag ich nun erschöpft, aber glücklich im Krankenhausbett. Die Hebamme reichte mir vorsichtig das kleine Bündel Leben, das eben erst das Licht der Welt erblickt hatte.

Als ich meine Tochter in den Arm nahm, fühlte ich sofort eine tiefe Verbundenheit. Das winzige Gesicht war noch leicht gerötet, die Augen geschlossen und die kleinen Hände ballten sich fest zu Fäusten. Ich konnte nicht anders, als mit Tränen in den Augen auf Maila hinabzublicken. Ein Gefühl der Erfüllung durchströmte mich, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.

Maila schien in diesem Moment so zerbrechlich und gleichzeitig so vollkommen. Ich spürte die Wärme des kleinen Körpers durch die Decke hindurch und bemerkte, wie das Herz ruhig und gleichmäßig schlug. Ich küsste zärtlich das Köpfchen und flüsterte: „Willkommen in der Welt, meine kleine Sternschnuppe."

Als ich den Namen und die Bedeutung zum ersten Mal gelesen hatte, war mir sofort klar, dass unser kleines Mädchen Maila, die kleine Sternschnuppe heißen würde. Es war, als ob die Zeit stillstand. Alle Ängste und Sorgen, die mich in den letzten Monaten begleitet hatten, schienen sich in diesem Augenblick aufzulösen. Hier und jetzt zählte nur die Liebe, die ich für dieses kleine Wesen empfand. Die Liebe einer Mutter.

𝟷𝟽 𝙼𝚘𝚗𝚊𝚝𝚎 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚖 𝚎𝚛 𝚏𝚘𝚛𝚝 𝚠𝚊𝚛

Ich saß an einem schlichten Holztisch in der kleinen, gemütlichen Küche der neuen Wohnung. Meine beste Freundin saß mir gegenüber und strahlte vor Aufregung. Der Mietvertrag lag ausgebreitet vor uns und ich hielt den Stift fest in meiner Hand. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Es war ein großer Schritt, den ich gerade mache, ein Schritt in die Selbstständigkeit,

Zoe griff nach meiner Hand und drückte sie beruhigend. „Ich weiß, es ist Angsteinflößend, aber du wirst niemals alleine sein", sagte sie mit einem Lächeln, das so viel Zuversicht ausstrahlte, dass es mir ebenfalls Mut gab. „Du und Maila braucht euer eigenes zu Hause."

Ich atmete tief durch und setzte den Stift auf das Papier. Während ich meine Unterschrift setzte, erinnerte ich mich an all die Zeit, in denen ich von meiner eigenen Wohnung geträumt hatte. Ein Ort, an dem ich und meine Tochter gemeinsam eine Zukunft aufbauen konnten. Jetzt war es endlich Realität. Mit einem letzten Schwung beendete ich die Unterschrift und legte den Stift zur Seite.

„Es ist offiziell", sagte ich, kaum fähig, mein breites Lächeln zu unterdrücken. Zoe sprang auf und umarmte mich fest.

𝟸𝟼 𝙼𝚘𝚗𝚊𝚝𝚎 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚖 𝚎𝚛 𝚏𝚘𝚛𝚝 𝚠𝚊𝚛

Es war eine jener dunklen, regnerischen Nächte, in denen der Wind um die Ecken des Hauses heulte und die Tropfen gegen die Fenster prasselten. Ich lag wach im Bett, lauschte den Geräuschen draußen und spürte die Unruhe in meinem Herzen. Roi fehlte mir wahnsinnig, besonders, wenn ich das kleine Kinderbettchen in dem Maila lag betrachtete. Sie hatte seine wunderschönen Augen.

Unüberlegt nahm ich mein Handy vom Nachttisch und wählte seine Nummer, nur um seine Stimme zu hören. Sein Handy war seit Wochen ausgeschaltet, sodass nur noch die Mailbox anging und zum ersten Mal begann ich zu reden.

„Du fehlst mir", hauchte ich ins Telefon und legte auf. Die Worte klangen in meinem Kopf nach und mit ihnen kam eine Welle der Reue über mich. Jeden Tag bereute ich es mehr, nicht um ihn gekämpft zu haben, aber ich konnte mich selbst nicht überwinden, es doch zu tun.

„Ich wünschte, du wärst hier", flüsterte ich in die Stille des Zimmers, die nur vom leisen Atmen meiner schlafenden Tochter durchbrochen wurde. Es fühlte sich an, als ob ein Teil von mir fehlte, ein Teil, den nur er füllen konnte.

Plötzlich hörte ich ein schwaches Wimmer und ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und ging zu Mailas Bettchen. Als ich in die dunklen, traurigen Augen meiner Tochter sah, wusste ich, dass sie sich nicht gut fühlte. Ich legte eine Hand auf ihre Stirn und spürte die Hitze. Fieber.

„Oh, meine kleine Sternschnuppe", flüsterte ich besorgt. Ich hob Maila sanft aus dem Bett und setzte mich mit ihr auf den Sessel am Fenster. Maila kuschelte sich eng an mich, ihr Atem war flach und heiß gegen meinen Hals.

„Mama ist hier", murmelte ich beruhigend, während ich Maila sanft wiegte. Ich konnte fühlen, wie Mailas kleiner Körper gegen die Kälte und das Fieber kämpfte. Ihre Stirn war schweißnass und sie zitterte ab und zu leicht.

Die Stunden vergingen langsam, während ich Maila die ganze Nacht in meinem Arm wiegte. Ich erzählte ihr leise Geschichten von ihrem Vater, um sie zu beruhigen. Der Regen draußen schien endlos, aber drinnen war es warm und sicher.

𝟹𝟻 𝙼𝚘𝚗𝚊𝚝𝚎 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚖 𝚎𝚛 𝚏𝚘𝚛𝚝 𝚠𝚊𝚛

„Keyla, du kannst nicht einfach nach London ziehen. Dort ist niemand. Hier ist deine Familie. Ich versteh' dich nicht", schrie Remi, nachdem ich ihm von meinen Plänen für die nächsten Monate erzählt hatte.

„Remi, ich brauche einen Neuanfang", sagte ich ruhig, obwohl mein Herz raste. „Hier erinnert mich alles an ihn. Ich kann nicht weiter in der Vergangenheit leben."

„Aber warum London?", fragte er, seine Stimme brüchig vor Frustration. „Warum kannst du nicht hier bleiben und es hier versuchen?"

„Weil ich hier nicht heilen kann", antwortete ich leise. „Jeder Ort, jede Straße erinnert mich an das Leben, das ich mit ihm haben wollte."

Remi schüttelt den Kopf. „Ruf ihn an und bitte ihn nach Hause zu kommen, Keyla. Ihr beide leidet wahnsinnig unter dieser Trennung. Warum tut ihr euch das an? Und was ist mit uns? Mit Mama und Papa? Maila braucht ihre Familie."

„Und was soll ich ihm am Telefon sagen? Hallo, Roi, du hast eine Tochter, bitte komm nach Hause?", entgegnete ich fest. „Du merkst selber, wie schwachsinnig das klingt. Außerdem werden wir euch oft besuchen kommen und ihr könnt uns besuchen, Remi."

„So, wie du und Roi Kontakt halten wolltet? Ich versteh' euch beide nicht. Er liebt dich und du liebst ihn. Warum könnte ihr euch nicht endlich zusammenreißen?" Er sah mich an, seine Augen voll von Schmerz und Unverständnis.

„Er ist aber nicht hier, um eine Lösung zu finden, Remi", sagte ich und versuchte, ruhig zu bleiben.

„Weil du ihn verlassen hast. Weil du entschieden hast, was das Beste für ihn ist, ohne jemals nach seiner Meinung zu fragen. Was denkst du, wie es sein wird, wenn er zurückkommt und erfährt, dass du ihn belogen hast? Was dann, Keyla?" Seine Stimme war voller Frustration.

Ich trat näher zu ihm, meine Hände zitterten leicht. „Geh jetzt", sagte ich leise.

„Du weißt, dass er nur darauf wartet, dass du ihn bittest, heimzukommen. Du musst nur endlich diesen Schritt wagen." Remi sah mich eindringlich an, bevor er durch die Haustür ging und mich mit seinen Worten alleine ließ.

Ich wusste, dass er recht hatte. Ich floh vor der Realität, indem ich nach London ging, anstatt mich den Konsequenzen meiner Entscheidungen zu stellen. Der Gedanke, Roi anzurufen und ihm die Wahrheit zu sagen, ließ mein Herz schneller schlagen. Die Angst vor seiner Reaktion lähmte mich. Was, wenn er mir nie verzeihen würde? Was, wenn ich alles nur noch schlimmer machte?

A/n: Wer weiß, warum Keyla diesen Namen für ihre Tochter ausgesucht hat? ❤️🤭

Es kommt sogar noch ein dritter Teil von den Rückblenden❤️

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt