Jobangebot

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Roi

Es war eigenartig, der Alltag war zurück. Keyla ging seit ein paar Tagen wieder zur Schule und ich musste täglich zur Arbeit. Mein Bruder war zurückgekehrt, ignorierte mich aber, so gut er es eben konnte. Ich sah es in seinem Blick, er hasste mich. Für ihn hatte ich ihm seine Freundin genommen, dabei hatte Keyla nie ihm gehört.

„Remi", begann ich, während ich nach den passenden Worten suchte. Allerdings ignorierte er mich gekonnt, während Mama mir traurige Blicke zuwarf, denn ich tat es nur ihr zuliebe.

„Lass uns reden", sagte ich erneut, meine Stimme leise, aber bestimmt.

„Es gibt nichts mehr zu sagen. Du hast bekommen, was du wolltest" Remi hielt inne und drehte sich langsam zu mir um.

„Es ist nicht so, wie du denkst", versuchte ich zu erklären. „Keyla und ich, das war nicht geplant. Es ist einfach passiert."

„Einfach passiert? Wen willst du eigentlich verarschen?" Remi lachte bitter. „Du hast mich hintergangen, Roi. Du bist mein Bruder!"

„Sag doch nicht so ein Blödsinn. Ich habe dich niemals hintergangen", sagte ich verzweifelt.

„Ich will es nicht hören. Ich kann dir nicht vergeben, Roi" Remi schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Ich wollte ihm auf die Schulter fassen, doch er zog sich zurück, als ob meine Berührung ihn verletzten würde.

„Wir sind Brüder, also gib mir eine Chance, das zu klären", bat ich.

„Nicht mehr. Wir sind keine Brüder mehr", murmelte mein Bruder und stand auf, ließ mich mit einem Kloß im Hals zurück.

„Remi, es reicht!" Mama haute auf den Tisch und befahl uns beide, sich zu setzen.

„Ich habe genug von eurem Kindergarten. Hausarrest! Beide!" Sie warf uns einen strengen Blick zu.

„Aber Mama...", begann Remi, wurde jedoch sofort von ihr unterbrochen.

„Keine Widerrede! Arbeit und Schule danach will ich euch hier zu Hause sehen. 16 Stunden, sieben Tage am Stück, bis ihr euch ausgesprochen habt und eine Lösung gefunden ist. So kann es nicht weitergehen"

Mama setzte sich neben mich und legte eine Hand auf meinem Arm. „Ihr seid Brüder. Das Band zwischen euch sollte stärker sein, als das, was jetzt zwischen euch steht.", sagte sie eindringlich.

Remi schaute weg, seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Die Anspannung im war greifbar und ich wusste, dass dies unser Moment der Wahrheit war.

„Keine Keyla! Keine Fahrschule! Nichts!", unterstrich Mama ihre Aussage, als Remi dagegen etwas einzuwenden hatte.

„Remi", begann ich leise. Meine Intuition war eine andere, denn Keyla nicht sehen zu dürfen, nahm mir die Luft zum Atmen. „Ich weiß, dass du wütend bist, aber wir müssen darüber reden"

„Du hast mir wehgetan, Roi. Mehr als du dir vorstellen kannst" Er sah mich endlich an, seine Augen voller Zorn und Schmerz.

„Ich kann es nicht ändern, was passiert ist. Ich kann dir nur sagen, dass ich dich nie absichtlich verletzten wollte." Mama drückte meinen Arm, um mir Mut zuzusprechen.

„Es wird Zeit, dass ihr beide aufhört, einander die Schuld zu geben und anfängt, nach einer Lösung zu suchen"

„Mama, was erwartest du von mir?" Remi schnaubte, aber ich konnte sehen, dass Mamas Worte ihn berührt hatten.

„Ich muss los zur Schule" Remi schnappte sich seinen Rucksack vom Boden und verschwand durch die Tür, zurückblieben Mama und ich. Ich verabschiedete mich ebenfalls und schrieb Keyla eine Nachricht.

Roi      [7:24]: Heute Abend muss ich durch dein Fenster klettern. Ich erkläre es dir später, Kröte. Ich liebe dich ♡

Keyla      [7:25]: Was hast du wieder gemacht, Rii? Viel Spaß bei der Arbeit. Ich liebe dich ♡

Roi.        [7:25]: Nicht ich, sondern Remi.

Kurz bevor ich Feierabend hatte und mich schon danach sehnte, meine Kröte wiederzusehen, rief mich mein Chef in sein Büro.

„Roi, entschuldige, wenn ich dich aufhalte, aber ich möchte dich etwas fragen", begann mein Chef, als ich das Büro betrat. Wir besprachen sein Anliegen und ehrlich gesagt, haute mich sein Jobangebot vom Hocker. Es war eine Beförderung, die ich mir immer erträumt hatte. Ich war überwältigt von all dem, besonders von meinen Gefühlen, die von Freude bis hin zu Sorge reichten.

Auf dem Rückweg hielt ich extra beim Asiaten und besorgte Keyla ihre Lieblingsnudeln, die ich in meinem Rucksack verstaute. Dann machte ich einen kurzen Zwischenstopp zu Hause, begrüßte meine Mutter überfreundlich, um nicht aufzufallen und machte mich direkt wieder auf den Weg zu Keyla.

Ich kam bei Keyla ihrem Balkon an und klopfte leise an ihrem Fenster. Sie öffnete die Tür und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie mich sah. Ohne zu zögern, presste ich meine Lippen auf ihre und führte sie zum Bett. Ich war kurz davor, über sie herzufallen, aber da fielen mir die Nudeln ein, die dabei waren, kalt zu werden.

„Überraschung!" Ich zog die Tüte aus dem Rucksack und hielt die Nudeln hoch.

„Du bist der Beste!" Keyla zog mich zu sich und umarmte mich fest. Wir setzten uns zusammen auf ihr Bett und packten das Essen aus. Während wir aßen, sprachen wir über den Morgen und warum ich über das Fenster vorbeikommen musste. Keyla legte ihre Hand auf meine.

„Niemand wird sich zwischen uns stellen!"

A/n: Für euch habe ich extra dieses Kapitel geschrieben, damit ihr nicht allzu lange warten müsst.

Freitag ist der große Tag🤍💍

𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗟𝘂𝗳𝘁𝘀𝗽𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗲𝗻𝘁𝗳𝗲𝗿𝗻𝘁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt