Jack
"Du hast mich verletzt, Jack.", sagt sie mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen, als sie sich auf der Stelle umdreht, um zu unseren Kurs zu laufen.
Ich bleibe geschockt stehen und versuche meine Gedanken zu ordnen. Mir ist bewusst, dass ich mich wieder wie ein Arschloch vor ihr verhalten habe. Es war vielleicht nicht richtig sie vor den anderen auszulachen, doch so bin ich eben.
Ich war schon immer für meinen schlechten Ruf bekannt. Ich bin es gewohnt, das Arschloch zu sein, mit dem jedes Mädchen ins Bett will. Die Leute sehen mich so und ich kann dieses Bild nicht mehr verändern. Vorallem nicht für Alison.
Was das zwischen uns beiden ist, bringt mich noch um den Verstand, doch ich habe es ernst gemeint, als ich ihr sagte, dass niemals etwas zwischen uns laufen wird. Ich kann es einfach nicht zulassen.
Als ich schließlich zu meinen Kurs laufe, indem mich eine wichtige Englisch Prüfung erwartet, für die ich natürlich kaum gelernt habe, taucht wieder der gekränkte Blick von Alison, den sie mir vor wenigen Minuten zugeworfen hat, vor meinen Augen auf und lässt mich frustriert aufseufzen, während ich mich auf den Stuhl in der hinteren Reihe setze.
Alison sitzt wie immer an ihrem gewohnten Platz in der ersten Reihe und packt gerade ein paar Stifte zum Schreiben aus, während der Lehrer den Raum betritt.
Nachdem er einige Worte zu uns gesagt und die Arbeiten ausgeteilt hat, dürfen wir schließlich anfangen. Ich seufze hörbar auf und drehe das Blatt um, während mir die viel zu schweren Fragen entgegen blicken, auf die ich keine Antworten habe.
Ich umfasse den Stift in meiner Hand fester, als mir Alison wieder nicht aus den Kopf gehen will. Ich wollte sie nicht verletzen, ich wollte sie nicht zum weinen bringen, aber ich bin nunmal dieses scheiß Arschloch, dass an niemanden außer an mich selbst denkt.
Ich werfe ihr einen kurzen Blick zu, während sie sich über ihr Blatt beugt und eifrig zu schreiben anfängt. Sogar aus der Entfernung kann ich sehen, dass ihr Körper leicht zittert und sie total blass ist.
Ich bin um ehrlich zu sein kurz erschrocken, als ich sie in der Nische das erste Mal genauer angesehen habe. Sie hat tiefe und dunkle Augenringe, die sie aussehen lassen, als hätte sie tagelang keinen Schlaf mehr abbekommen, während ihr Körper einfach nur extrem dünn und schwach aussieht, wie als würde sie jede Sekunde vor Erschöpfung zusammen brechen. Doch am schlimmsten war es in ihre Augen zu sehen. Ihr Blick war einfach nur gekränkt und verletzt. Er sah so verdammt leer aus. Ich habe sie noch nie so erlebt. Warscheinlich ist das alles nur meine Schuld.
Ich schließe die Augen und fahre mir durchs Haar, während ich tief durchatme, um mich zu beruhigen. Ihr geht es gut. Sie ist nur müde. Das ist alles. Rede ich mir ein, kann jedoch nicht verhindern, dass mein Blick wieder zu ihr wandert.
Sie ist immer noch am schreiben, während sie den Stift mit zittrigen Fingern über das Papier zieht und sich eine Haarsträhne hinters Ohr streicht, wodurch ich wieder ihren erschöpften und schwachen Gesichtsausdruck sehen kann.
Als sie den Griff um ihren Stift verstärkt, fällt mir erst auf, wie unglaublich dünn ihr Handgelenk aussieht. Die Knochen sind deutlich zu erkennen, während ihr Haut kaum eine Spur von bräune hinterlässt. Sie ist unglaublich blass und in den letzten Tagen viel zu dünn geworden.
Ich senke den Blick wieder auf mein Blatt und atme hörbar aus, während ich versuche die Panik und Sorgen, die sich in mir ausbreiten, wenn ich sie nur ansehe, zu verdrängen.
Während ich gerade irgendetwas zu der ersten Frage schreibe, höre ich plötzlich die Stimme des Lehrers. "Sind Sie okay?", fragt er besorgt, sodass ich von meinem Blatt aufschaue und ihn verwirrt ansehe. Seine Augen weiten sich geschockt und ich folge seinem Blick, bis ich an Alison hänge bleibe und automatisch den Atem anhalte.
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To Stay
Teen Fiction~All I gave you is gone~ Krebs verändert das Leben. Das musste auch Alison feststellen, als sie ihre Diagnose bekam: Leukämie. Unheilbar. Sie muss sterben. Mit der Hoffnung wenigstens noch ihren Schulabschluss zu schaffen, versucht sie ihren All...