41. Kapitel

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Jack

Zwei Stunden später finde ich mich im Krankenhaus wieder, nachdem ich jeden Arzt, den ich finden konnte, nach Alison gefragt habe. Zur Zeit diskutiere ich heftig mit der Frau an der Rezeption, die mir jedoch nicht verraten will, in welchem Zimmer sich Alison aufhält, da ich kein Familienmitglied bin.

Sie rückt gerade ihre Brille zurecht, als ich sie erneut anmeckere und verlange, dass sie mir endlich sagt, wo ich Alison finden kann.

Jedoch höre ich schon wieder den selben Satz, wodurch ich nur die Augen verdrehe und mich schließlich genervt vom Thresen abwende. Was bildet sie sich eigentlich ein? Ich will doch nur wissen wo Alison ist und ob es ihr gut geht verdammt!

Ich werfe ihr noch einen wütenden Blick über die Schulter zu, bevor ich mich auf die billigen Plastikstühle an der Wand setze und genervt aufstöhne.

Ich hasse Krankenhäuser. Jeden Tag sterben hier so viele Menschen, dass man sich nicht wundern muss, dass es hier für mich nach Tod richt. Ich fühle mich hier einfach total unwohl und bin froh, dass ich meine Zeit normalerweise nicht hier verbringen muss.

Während ich weiter auf dem Stuhl sitze und warte, beobachte ich die Menschen um mich herum. Die meisten sind ziemlich niedergeschlagen und sehen traurig zu Boden oder reden mit Angehörigen, während sie sich gegenseitig versuchen zu trösten und aufzumuntern. Andere sitzen einfach nur schweigend da und sehen auf ihr Handy.

Ich finde es schrecklich Leute weinen zu sehen. Ich weiß nie wie ich mit solchen Menschen umgehen soll, wodurch ich ihnen so gut es geht aus dem Weg gehe. Ich könnte niemanden trösten, dass würde mich nur selbst runterziehen.

Meine Mom hat früher ständig geweint bevor sie sich umgebracht hat. Sie hatte starke Depressionen, wodurch sie die restliche Zeit ihres Lebens nur noch in ihrem Schlafzimmer verbracht hatte. Sie lag den ganzen Tag im dunkeln und hat nur ins Leere gestarrt, während ich versucht habe ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem ich mich neben sie aufs Bett gesetzt und ihr einfach von meinem Schultag erzählt habe. Mir war bewusst, dass sie nichtmal wahrnahm, dass ich im selben Raum wie sie war, geschweige denn, dass sie überhaupt zugehört hatte.

Meine Mom war nicht immer so. Ihre schweren Depressionen fingen erst an, als ich sechs war. Damals war sie glücklich, sie hat gelacht, mit mir gespielt. Sie verbrachte jeden Tag mit mir und hatte Freude am Leben, bis sich das plötzlich von dem einen auf den anderen Tag änderte. Ich weiß nicht warum sie Depressionen hatte, doch ich bin mir sicher, dass mein Dad etwas damit zu tun hatte. Mein Dad wurde ziemlich oft aggressiv und hatte seine Wut nicht unter Kontrolle. Oft schlug er meine Mom, nur um sich danach wieder unter Tränen bei ihr zu entschuldigen und zu versprechen, dass er sich ändern wird. Ich werde nie verstehen, warum meine Mom überhaupt bei ihm geblieben ist oder warum sie diesen Mann so sehr geliebt hat, da nichtmal ich mich mit meinem Dad verstanden habe.

Als sie sich schließlich kurz nach meinem 8. Geburtstag das Leben durch zu viele Tabletten nahm, rastete mein Dad komplett aus. Ich habe sie damals in ihrem Bett gefunden und dachte zuerst sie würde schlafen, wodurch ich wieder den Raum verlassen habe, um sie nicht zu stören. Doch als ich ihr etwas später Gute Nacht sagen wollte und die vielen leeren Pillendosen um sie herum liegen sah, bekam ich sofort Panik und versuchte sie aufzuwecken, doch sie reagierte nicht. Mein Dad gab mir die Schuld für ihren Tod. Seiner Meinung nach hätte ich zu spät gehandelt und hätte sie sterben lassen, obwohl die Ärtze feststellen konnten, dass sie schon viele Stunden, bevor ich überhaupt von der Schule nach Hause gekommen bin, tot war.

Damals hatte ich das alles noch nicht so richtig verstanden, dass enzigste was ich wahrnahm, waren die Schläge meines Vaters und die schlimmen Wörter, die er mir zurief, als er wiedermal betrunken nach Hause kam. Er schrie mich an, dass ich Schuld an ihrem Tod bin und ich es nicht verdiene weiterzuleben, während er mich an die Wand schubste und mir ständig blaue Flecken verschaffte, für die mir irgedenwann die Ausreden in der Schule ausgingen.

To StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt