74. Kapitel

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Jack

"Hey Jack!", höre ich eine Stimme rufen, jedoch klingt sie, wie als wäre sie weit entfernt. Als wäre ich unter Wasser und jemand würde mir etwas zurufen, dass ich nicht ganz verstehen kann. "Jack, wach auf!", ruft die Stimme lauter, als ich im selben Moment eine Hand auf meinem Arm spüre.

Ich reiße meine Augen erschrocken auf und hebe meinen Kopf von der Tischplatte an. Ich sehe mich einige Sekunden verwirrt um, bis ich mich im Englisch Unterricht wiederfinde. Ich sehe zur Seite und erkenne Jase' graue Augen, die mich aufmerksam mustern.

"Shit.", fluche ich und fahre mir über meine müden Augen, als ich registriere, dass ich die ganze Stunde verschlafen habe. Um uns herum fangen die Schüler bereits an ihre Sachen einzupacken, während der Lehrer sogar schon den Raum verlässt.

Ich seufze leise auf und packe meinen Block zurück in den Rucksack, der neben meinem Stuhl, auf dem Boden liegt. "Immernoch müde?", fragt schließlich Jase, der gerade von seinem Stuhl aufsteht.

"Ziemlich.", erwidere ich und stehe ebenfalls auf, während ich versuche ein Gähnen zu unterdrücken. Ich habe in den letzten Tagen kaum geschlafen, da ich so gut wie jede Sekunde bei Alison im Krankenhaus verbracht habe und wenn ich dann doch ein paar Stunden zum Schlafen Zeit hatte, waren meine Gedanke nur wieder bei ihr und ich konnte die Sorge einfach nicht abschütteln.

Jase und ich laufen den Flur entlang der zum großen Pausenhof führt. Ich schaffe es kaum meine Augen offen zu halten und versuche die ganzen Schüler auszublenden, die uns entgegen kommen. Ich kann es kaum erwarten bis wir in drei Wochen unseren Abschluss haben und ich all das hier hinter mir lassen kann.

Sobald wir schließlich die Tür, die nach draußen führt, öffnen und die warme Mai Luft meine Haut entlang streift und die Sonnenstrahlen mich blenden, greift Jase sofort in seinen Rucksack und zieht eine Kippenschachtel herraus. Nachdem er sich eine Kippe herraus gezogen hat, hält er mir die Schachtel automatisch hin.

Ich sehe die Kippen einige Sekunden schweigend an, bis ich schließlich den Kopf schüttle.

"Oh sorry, ich vergesse ständig, dass du ja aufgehört hast.", sagt Jase nervös und sieht mich einige Sekunden schweigend an, bevor er sich die Kippe anzündet. Ich beobachte sehnsüchtig, wie der Rauch seine Lippen verlässt und sich in der Luft auflöst.

Seufzend wende ich den Blick ab und trete auch einen Schritt zurück. Seit dem Tag an dem ich von Alisons Krankheit erfahren habe, habe ich keine mehr geraucht. Ich habe noch am selben Tag die volle Kippenschachtel in den Müll geworfen und mir auch geschworen nie wieder eine zu rauchen. Ich habe erst jetzt wirklich begriffen, welche Schäden man sich dadurch zufügen kann.

"Also ... gehst du heute wieder zu ihr?", fragt Jase, nachdem es einige Sekunden unangenehm ruhig war.

"Ja, so wie jeden Tag. Kyle ist gerade bei ihr, da er heute nur zwei Stunden hatte. Wenigstens ist sie dann nicht allzu lange alleine.", antworte ich und kicke einen kleinen Stein über den Boden.

Jase runzelt kurz die Stirn und nimmt dann erneut einen Zug von seiner Kippe. "Dir ist schon bewusst, dass sie alt genug ist, um ein paar Stunden alleine zu bleiben? Sie ist ja im Krankenhaus gut aufgehoben.", erwidert er, während er den Rauch langsam ausbläst.

"Ich weiß, aber ich will einfach noch so viel Zeit wie nur möglich mit ihr verbringen. Auch wenn sie die meiste Zeit nur schläft, macht es mich trotzdem glücklich zu wissen, dass ich in dem Moment bei ihr bin und Zeit mit ihr verbringe.", sage ich und atme am Ende des Satzes hörbar aus.

"Versteh ich.", flüstert Jase und fährt sich kurz durchs Haar. "Ich hoffe, dass es ihr bald wieder besser geht und das sie wieder nach Hause gehen kann."

To StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt