Chapter 59

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Felix nickte nur.
Wärend er Anfing seine Tasche zu packen, setzte ich mich an den Esstisch.
Das einzige, was ich hier noch tun wollte, erledigte ich sofort.

Mich von meiner Großmutter zu verabschieden.

Ich nahm Papier und einen Kugelschreiber.
Die Worte flogen wie über das Papier. Sie sollte sich weder Sorgen machen, noch nach uns suchen.
Ich würde sie vermissen, aber ich und Felix kamen alleine zurecht.

Ich unterschrieb unter dem Text, faltete das Papier zusammen und legte es in einen Umschlag auf den ich noch 'für die beste Oma der welt' schrieb.
Es kam mir alles viel zu kitschig vor, doch ich wollte ihr wenigstens noch einen Abschiedsbrief schrieben.
Und würde ich jetzt zu ihr gehen, müsste ich ihr erstens erklären, warum ich weg wollte und zweitens würde sie uns davon abhalten wollen.
Also musste es so sein.

Ich stieß noch einen letzten Seufzer aus und ging dann hoch in mein Zimmer, um mir auch etwas zusammen zu packen.

Es kam mir immer mehr wie eine ziemlich dumme Idee vor, doch ich wollte nicht kneifen. Ich wollte einmal etwas durchziehen.
Ich hatte mich schon zu oft vor etwas gedrückt.
Ich sah in den Wandspiegel meines Zimmers.
Der den ich sah, sah nicht aus wie ich.
Rot angeloffene Augen, tiefe Augenringe und ein bleiches Gesicht.
Weg War der stegi ohne sorgen, und hallo komisches neues ich.

Dass es gerade so ein unvorhersehbares Ereignis sein musste, das mich so geprägt hatte.

Mit meiner blauen Reisetasche in der Hand und meinem braunen Rucksack auf dem Rücken, den ich jetzt noch mit Snacks füllen wollte, ging ich nach unten zu Felix, der bereits auch fertig War.
Er hatte etwas in der Hand und hielt es vor mein Gesicht.
"Ein Zelt. Vielleicht finden wir ja nicht so schnell was zum schlafen."
Ich nickte. "Du hast recht."

Dann ging ich im die Küche, um den Kühlschrank zu leeren und den Inhalt in meinen Rucksack zu packen.
Ein paar Getränke folgten, bis der Rucksack wirklich schwer War.
Nun fehlten nur noch die finanziellen Mittel.
Ich hatte zum Glück ein Konto, auf dem einiges angespart War. Ich War allgemein ein wirklich sparsamer Mensch, der sich alles zweimal überlegte, befor er es kaufte.
Und meistens Entscheid ich mich sowieso dagegen.
Und Felix hatte sein Sparschwein auch schon geleert und mir das Geld in die Hände gedrückt. Und sein Konto stand unserem Vorhaben ebenfalls zur Verfügung.
Perfekt.
In einer halben Stunde kam der Bus vor dem Rathaus.
Es War der früheste Bus der kam. Es fuhren meines Wissens nach selten jemand damit, meistens nur ein paar wenige, die im nächsten Dorf Frühschicht hatten, oder die, die von der Nachtschicht nach hause kamen.
Also waren wir relativ unbeobachtet.
Wir wollten gerade aus dem Haus schleichen, als mir noch etwas einfiel.
Etwas was ich schon lange nicht mehr gebraucht hatte, aber jetzt umso mehr.

Ich rannte nach oben in mein Zimmer und kramte es aus der Schublade meines Nachttisches.
Ein Flasche. Das letzte Mal hatte ich getrunken, befor ich mit Tim zusammen War. Danach hatte ich es völlig hinter mir liegen gelassen.
Doch nun schien mir diese Flasche wie ein kleines Stück Glück, das mir den Abschied hier vereinfachen würde.

Ich nahm einen Schluck, ließ ihn genüsslich meinen Rachen herunter laufen und rannte dann wieder nach unten, wo ich die Flasche, ohne das Felix es sah, in meine Tasche räumte.
Er hasste Alkohol. Er versuchte immer alle vom trinken abzuhalten.
Ich wollte nicht, dass er die Flasche sah.

Gerade als ich den Reißverschluss verschlossen hatte, sah er zu mir und nickte mir zu. "Los?"
Ich nickte ebenfalls. "Los."

Wir gingen aus der Tür, aber verschlossen sie nicht ganz. Ich wollte keinen Schlüssel mitnehmen.
Hier würde sowieso niemand einbrechen.
Der Weg zur einzigen Bushaltestelle dieses Dorfes verlief ruhig.
Niemand sprach und wir hörten nur das zirpen der grillen in den Wiesen und Gärten der Häuser.
Die sonne schien schon leicht. Es War ja auch langsam Sommer.
Es War auch nicht kalt. Es War angenehm mild. Ein leichter Wind wehte und ließ die Blätter der Eiche, an der wir nun standen, rascheln.
Wir waren angekommen.
An der Bushaltestelle. Gerade pünktlich, den am ende der Straße, erleuchten zwei lichter und kamen immer näher, bis der Bus vor uns zum halten kam.
Wir stiegen ein.
"Bis zur Endstation Bitte."
"Das macht dann 7€ pro Person." Krächzte der Busfahrer. Er machte einen müden Eindruck.
Wir bezahlten beide gingen dann zu einem vierer Sitz.
Ich konnte mich auch nicht über die überteuerten Fahrpreise aufregen, ich War einfach viel zu fertig mit der Welt.
Ich lehnte mich nach hinten und lehnte meinen Kopf nach rechts, damit ich aus dem Fenster schauen konnte.

Die altbekannten Häuser zogen nochmal an uns vorbei. Felix Haus, Sebastians Haus, Alex Haus und zu allerletzt das Haus meiner Großmutter. Es War nichts besonderes gewesen. Doch irgendwie besonders für mich. Doch das bemerkte ich erst jetzt.
Es leuchtete noch Licht in der Küche. Ich musste wohl vergessen haben es auszumachen.
Tränen flossen aus meinen Augen. Als ich hier vor etwa einem halben Jahr angekommen War, hätte ich nie gedacht, dass ich hier jemals etwas vermissen würde, wenn ich wieder von hier weg ginge.
Doch am aller meisten vermisste ich Tim.
Doch nicht seid ich hier weggefahren War. Nein.
Schon seid er den Waffenraum betreten hatte.
Schon seid ich ihn mit der Waffe auf mich gerichtet gesehen hatte, vermisste ich ihn.

Ich sah kurz zu Felix. Er schien eingeschlafen zu sein.
Ich drehte meinen Kopf wieder zum Fenster und schaute zu wie, die in der morgensonne bläulich leuchtende, Landschaft an mir vorbei zog.
Ich hörte nicht das laute brummen des motors oder das Radio des Busfahrers, sondern nur das laute plätschern der Tränen auf meinen Wangen.

~

Gute Nacht.

No Life [Stexpert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt