5 | 1. Kapitel

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Gähnend brachte ich die letzten drei Treppenstufen im Black Anwesen hinter mich. Schon wieder hatte ich den halben Nachmittag verschlafen und daraus folgend das Abendessen verpasst. Doch offenbar war ich noch nicht viel zu spät, denn aus der Küche drangen gedämpfte Geräusche.

Ich schob die Tür langsam auf. Sirius Black, der Herr dieses Hauses und unschuldig gesuchter Mörder, war gerade am Sprechen: "Er überlistet, er verhext und erpresst sie. Er handelt im Geheimem, darin hat er viel Übung. Er ist sowieso nicht nur daran interessiert, Gefolgsleute zu sammeln. Er hat noch andere Pläne ..."

"Caitlyn." Alle Köpfe in der kleinen Küche wandten sich bei Mr. Weasleys Ausruf zur mir um. Ich entdeckte die anderen Weasleys, Sirius, Hermine - eine Klassenkameradin aus der Schule, Remus Lupin - der nicht nur der ehemalige Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts gewesen war, sondern auch einer der besten Freunde meines leiblichen Vaters - und zu guter Letzt fiel mein Blick auf den Jungen, der zumindest einer der Gründe für meine schlaflosen Nächte war. Ohne auf die zum Schneiden dicke Luft zu achten, die einen alles anderen als glücklichen Eindruck über mein Erscheinen vermittelte, trat ich näher an den Tisch heran.

Harry Potter, der berühmte Junge, der lebt, von dem ich bis zu meinem ersten Jahr in Hogwarts aber nie etwas gewusst hatte, schob seinen Stuhl zurück und stand auf, um mich in den Arm zu nehmen. Breit lächelnd sah er mich an, zupfte dann jedoch an meinem Haar. "Was hast du denn damit gemacht, Cathy? Willst du zum neusten Weasley Mitglied mutieren? Beziehungsweise -" Merklich musste er sich ein Lachen verkneifen und nahm eine andere Strähne zur Hand. "- zur mutigen Gryffindor?"

Über die Schulter warf Sirius einen todbringenden Blick zu, wobei mir eine Strähne des ehemals kastanienbraunen Haars ins Gesicht fielen. Harrys Patenonkel jedoch lehnte sich vergnügt feixend auf seinem Stuhl zurück und streckte sich genüsslich. "Deine ..."

Hastig warf ich ihm einen warnenden Blick zu. Harry wusste, sowohl zu seinem, als auch zu meinem Schutz nichts über unsere familiären Beziehungen. Er hatte keine Ahnung, dass ich seine Schwester war, die er in Wahrheit sogar für tot hielt und wenn es nach mir ginge, sollte das auch bitte so bleiben. "Ich habe ihn gebeten, mein Haar wieder in mein altes Rot zu färben, dabei war er leider ein wenig experimentierfreudig." An den Übeltäter gewandt sagte ich: "Den Zopf bekomme ich immer noch nicht raus."

"Ich finde ja persönlich, dass es dir steht", sagte Tonks grinsend. Sie war ein weiteres Mitglied im Orden des Phönix, der nach der Rückkehr des dunklen Lords von Dumbledore wieder einberufen worden war. Außerdem war sie ein Metamorphmagus, was sie in dieser Situation gut reden ließ, da sie keinerlei Zauber benötigte, um ihren eigenen Körper nach sämtlichen Wünschen zu formen und zu verändern.

Ehe ich zu einer Gegenantwort ansetzen konnte, klatschte Lupin zweimal in die Hände und verschaffte sich so wieder Aufmerksamkeit. "Ich würde die Diskussion von heute Abend wirklich gerne beenden. Harry, hast du noch Fragen?"

"Ja, einige." Mein Bruder ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. "Was sucht er denn, abgesehen von Gefolgsleuten?"

Ich warf Sirius einen weiteren raschen Blick zu, während ich mich auf der Arbeitsplatte niederließ. Verflucht, er sollte sich jetzt unbedingt im Zaum halten. Mir war durchaus bewusst, dass er vermutete, der dunkle Lord würde unter anderem auch nach mir suchen. Ob jetzt unter meinem wahren Namen - Mariah Potter - oder unter dem Namen, mit dem ich groß geworden war - Caitlyn Snape - spielte in seinen Augen eher eine zweitrangige Rolle. Denn auch wenn er mich als Caitlyn in die Finger bekommen würde, glaubte Sirius nicht, ich würde meine wahre Identität lange verborgen halten können. Im Stillen hatte ich da ja selbst meine Zweifel dran.

"Dinge, die er nur absolut heimlich bekommen kann", sagte er nach einem ebenso flüchtigen Blickwechsel mit Lupin und ließ mich damit minimal aufatmen. "Zum Beispiel eine Waffe. Etwas, das er das letzte Mal nicht hatte."

"Als er schon einmal Macht hatte?"

"Ja."

"Was für eine Waffe?", sagte Harry. "Etwas Schlimmeres, als den Avada Kedavra -?"

"Das reicht jetzt!" Mrs. Weasley, mit der ich zum ersten Mal letztes Jahr bei der dritten Aufgabe gesprochen hatte, stand im Schatten neben der Tür. Die Arme verschränkt, ließ sie den Blick über jeden einzelnen von uns Schülern wandern. "Ich möchte, dass ihr zu Bett geht. Und zwar alle. Wenn ihr ihnen noch mehr Informationen gebt, könnt ihr sie auch gleich in den Orden aufnehmen."

"Warum nicht?", fragte mein Bruder, sofort Feuer und Flamme für diese Idee. "Ich werde beitreten. Ich will kämpfen."

"Nein." Kam es schlicht von Lupin. "Es gibt Gefahren, von denen ihr nichts ahnen könnt, keiner von euch ... Wir haben wirklich genug gesagt, Sirius."

Ein triumphierendes Lächeln zeigte sich auf Mrs. Weasleys Zügen und mit einem gebieterischen Winken der Hand bedeutete sie uns, die Küche zu verlassen, um zu Bett zu gehen. Dieser Aufforderung wurde mehr oder minder widerwillig gefolgt. "Caitlyn, für dich gilt das Gleiche", sagte sie streng, als ich stur sitzen blieb.

Mit verschränkten Armen lehnte ich mich gegen den Schrank zu meiner rechten. "Ich habe den ganzen Nachmittag geschlafen, Mrs. Weasley. Außerdem habe ich Hunger und wollte mir gleich eigentlich noch etwas machen."

"Nun, dahinten liegt noch eine Scheibe Brot, die kannst du dir gerne noch essen, danach geht es ab ins Bett", forderte sie streng und deutete auf ein mit Käse belegtes Stück Graubrot auf der Arbeitsplatte.

Ablehnend schüttelte ich den Kopf. Ich hätte ihr am liebsten den wahren Grund gesagt, wieso ich noch bleiben wollte, doch fürchtete ich, Sirius würde dann zu seiner klassischen Schimpftirade ansetzen, auf die ich wirklich gut verzichten konnte. Daher sagte ich einfach schlicht: "Nein, Mrs. Weasley. Ich werde noch hier unten bleiben."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lupin sich entnervt durchs schüttere Haar fuhr, während der Hausherr eher belustigt schien. Rons Mutter vor mir, plusterte sich auf und in diesem Moment war ich froh, dass der massive Holztisch zwischen uns stand. "Ich werde es kein drittes Mal wiederholen."

"Sie können mich nicht zwingen, Mrs. Weasley. Ich bin keines ihrer Kinder und abgesehen davon ist diese Situation wirklich müßig." Leichtfüßig rutschte ich von der Arbeitsplatte und langte nach dem Butterbrot.

"Lass sie einfach, Molly", mischte sich Lupin ein und kniff die Augen zusammen, während er mich musterte. Mir war klar, dass er wusste, wieso ich noch wach bleiben wollte. "Wir besprechen eh nichts mehr."

Unknown Potter II - Hidden in the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt