Missmutig starrte ich durch das Zugfenster hinaus auf die vorbeiziehenden Wiesen und Felder. Bisher hatte ich mich immer gefreut, wenn es zurück nach Hogwarts ging. Dort waren meine Freunde, mein Vater und selbst dem Unterricht hatte ich immer etwas abgewinnen können. Doch dieses Jahr war es anders. Alles hatte sich geändert. Und während ich dem Rattern des Zuges lauschte, kam ich nicht umhin die düstere Stimmung zu bemerken, welche sich über uns alle gelegt hatte.
Schon am Bahnsteig waren mir die beiden Auroren aufgefallen. Eine Eskorte für meinen Bruder und seine Freunde. Finster dreinblickende Gestalten, die für die Sicherheit des Jungen der lebt verantwortlich waren. Als ob irgendeiner der Todesser einen Angriff auf offener Straße riskieren würde. Der dunkle Lord war noch lange nicht so verzweifelt.
Nichtsdestotrotz hatte ich den Kopf eingezogen und war schnellstmöglich im Zug verschwunden. Immerhin war ich nun eine von ihnen. Wenn ich gefasst würde, wäre ein Aufenthalt in Askaban sehr wahrscheinlich. Da war es egal, dass ich bisher nichts getan hatte, für das man mich verurteilen könnte. Noch nicht. Unwillkürlich rieb ich durch den Pullover hindurch meinen linken Unterarm.
"Was ist los mit dem Ding?"
Ich wandte mich von der vorbeirauschenden Landschaft ab, der Abteiltür zu, gerade als Blaise Zabini schwungvoll zur Seite kippte und in Goyles Schoß landete. Ein leises Schmunzeln konnte ich nicht unterdrücken, als die beiden daraufhin begannen sich wütend anzuschnauzen. Auch Draco neben mir kicherte über Blaise' verärgertes Gesicht, sobald dieser auf seinem eigenen Platz zusammensackte. Mit einem Knall schmetterte Goyle die Tür wieder zu.
"Also, Blaise", sagte Draco, "was wollte Slughorn?"
Blaise blickte noch immer finster zu Goyle, antwortete aber: "Sich einfach nur bei Leuten mit guten Beziehungen einschleimen. Hat aber nicht viele gefunden."
Dracos Hand auf dem Tisch verkrampfte sich. Diese Nachricht gefiel ihm ganz und gar nicht, zumal er selbst keine Einladung von dem neuen Professor erhalten hatte. "Wen hat er sonst noch eingeladen?", wollte er wissen.
"McLaggen aus Gryffindor, noch einen namens Belby, aus Ravenclaw -" Blaise warf mir einen raschen Seitenblick zu und mir war klar, wen er als Nächstes nennen würde. Meine Freundschaft zu den Gryffindors in den letzten paar Jahren war kein Geheimnis. Dass ich mich im letzten Jahr offen gegen das Inquisitionskommando gestellt und sie sogar bis ins Ministerium begleitet hatte, würde mich noch einiges an Wiedergutmachung kosten. Wobei ich bei Blaise eher den verletzten Stolz im Vordergrund sah. Dabei hatte ich ihn nicht einmal angegriffen. War es nicht Ginny gewesen, die ihn mit dem Flederwichtfluch verhext hatte? "... und Potter, Longbottom und dieses Weasley-Mädchen."
"Er hat Longbottom eingeladen? Was hat Longbottom, dass Slughorn sich für ihn interessiert?"
Zur Antwort zuckte Blaise die Achseln.
"Potter, der edle Potter -" Ich versteifte mich, zwang mein Gesicht zur Ausdruckslosigkeit. Unter keinen Umständen würde ich mir erlauben, meinen Bruder wieder in Schutz zu nehmen. Nicht vor einer Bande potenzieller Todesser, selbst wenn sie jetzt noch meine Freunde sein mochten. Dennoch konnte ich mir nicht verkneifen, meine Finger mit Dracos zu verschränken. "- klar wollte er sich mal den Auserwählten -"
In diesem Moment kreischte Pansy Parkinson mir gegenüber auf. Sofort zuckte meine Hand zu meinem Zauberstab. Die Abteiltür war nach wie vor geschlossen, eine Gefahr weit und breit nicht in Sicht. War etwa mein Ärmel verrutscht? Oder der von Draco? Hatte sie vielleicht unser dunkles Mal gesehen? Mit einem raschen Blick versicherte ich mich, dass dies nicht der Fall war, dann setzte mein logisches Denken wieder ein. Langsam ließ ich meine Waffe sinken. "Musst du so herumschreien?", knurrte ich und funkelte das mopsgesichtige Mädchen zornig an.
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Unknown Potter II - Hidden in the Dark
FanfictionCaitlyn hat endlich die Wahrheit erfahren. Auch wenn sie erkennen muss, dass diese sie in schreckliche Gefahr bringt. Ihr Vater ist gar nicht ihr Vater und ihr Bruder ist nicht tot, sondern kämpft tagtäglich um sein Überleben, jetzt, da der dunkle L...