"Werde ich nicht", flüsterte ich leise zur Antwort, auch wenn er mich nicht mehr hören konnte. Das Knallen der zugefallenen Tür übertönte meine Stimme.
Nun hieß es, die pinke Pest zu finden und mich in ihrer Gegenwart zu beherrschen. Zügig eilte ich die Korridore entlang, die hier oben noch angenehm breit waren, während ich dem Klang meiner Schritte auf dem Steinboden lauschte. Das Geräusch war fast schon unheimlich, auch, wenn ich mich in den letzten vier Jahren daran gewöhnt haben sollte. Allerdings trieb mir wie immer der Gedanke an das, was sich bisher in diesen Mauern schon alles getummelt hatte, eine Gänsehaut in den Nacken. Von dem Basilisken im zweiten Jahr wollte ich gar nicht erst anfangen.
Schaudernd hielt ich inne, als sich zu dem zügigen Klang meiner Schritte noch ein hektisches Klackern gesellte. Wie es aussah, hatte ich sie wohl gefunden und offenbar schien sie sich in den Mauern hier unten ganz und gar nicht wohl zu fühlen. Dabei war sie doch sogar selbst in Slytherin gewesen! Wahrscheinlich war es jetzt der Schatten der Schuld in ihrem Nacken, der ihr hier unten Beine machte. Eigentlich gut so, sie war ohnehin eine Schande für mein Haus. Ich erlaubte mir ein gehässiges Grinsen, ehe ich um die Ecke bog und meine Miene zur Ausdruckslosigkeit erstarren ließ.
Vielleicht hatte sie ebenfalls meine Schritte vernommen, denn sie war stehen geblieben und hatte sich umgedreht, die kleine Hand mit den Wurstfingern fest auf ihre Rocktasche gepresst, in der sich mit Sicherheit ihr Zauberstab befand. Was dachte sie denn, wer sich hier unten herumtrieb? Hielt sie sich echt für so wichtig, dass Mordanschläge auf sie geplant sein könnten?
Für einen Augenblick wünschte ich mir, genauso wie Sirius ein Animagus zu sein und mich in irgendein großes Tier verwandeln zu können. Zu gern würde ich dabei ihr Gesicht sehen, wie sie mit zitternden Knien mehrere Schritte zurückwich, ihren Zauberstab vor sich in die Luft gereckt und stammelnd ihre Position bekundend. Vermutlich würde sich ihre Panik noch steigern, wenn ihr klar werden würde, dass sie nicht einen einzigen Zauber kannte, mit dem sie sich verteidigen könnte. Wäre nur fair. Dann könnte sie genauso viel zustande bringen, wie wir dieses Jahr in Verteidigung lernten. Aber die Theorie reichte natürlich voll und ganz aus.
Leider erkannte die Hexe mich, noch bevor ich wieder mit den Schatten hinter mir verschmelzen konnte. Wahrscheinlich war das gut so, denn sonst wüsste ich nicht, ob ich mich davon hätte abhalten können, ihre Reflexe zu testen. "Miss Snape, was tun Sie denn da? Sie sollten längst beim Abendessen sein!", schnappte sie und erinnerte dabei fast ein wenig an Professor McGonagall, allerdings nicht halb so eindrucksvoll.
Angestrengt krampfte sich meine Hand um das Stück Pergament in meiner Tasche. Umso schneller ich dieses Gespräch hinter mich brachte, umso schneller würde ich hoffentlich Antworten auf meine Fragen erhalten. "Tatsächlich wollte ich zu Ihnen, allerdings hat mich mein Vater noch für einen Moment aufgehalten, weshalb ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, Sie noch anzutreffen."
"Ihr Vater also." Sie klemmte sich ihr Notizbrett vor die Brust und verschränkte die Arme darüber. Die pinke Schleife auf ihrem Haar wippte im Takt, als sie langsam und süß lächelnd nickte.
Nur mit Mühe gelang es mir, eine ausdruckslose Miene beizubehalten. Sie konnte nicht wissen, wer ich war und sie konnte genauso wenig wissen, wie ich zum Ministerium stand. Dafür war ich zu vorsichtig gewesen. Beziehungsweise hatte Draco mich und mein Temperament oft genug im Zaum gehalten. Auch jetzt verkniff ich mir jeglichen Kommentar auf ihre Bemerkung. "Um ehrlich zu sein, bin ich wegen des heutigen Aushangs hier, dem, auf dem Sie sämtliche Organisationen, Gruppen, Mannschaften und Clubs mit sofortiger Wirkung aufgelöst haben."
Ich wollte fortfahren, ein leises, mädchenhaftes Kichern der Professorin stoppte mich jedoch. "Ah, ja. Sie sind die Kapitänin des Slytherinteams, richtig?" Widerwillig neigte ich einmal den Kopf zur Bestätigung, wie ich es mir vor so langer Zeit von meinem Ziehvater abgeschaut hatte. Erneut entrang sie sich ein süßliches Lächeln. "Jetzt wollen Sie mich sehr wahrscheinlich um die Erlaubnis bitten, Ihr Team neu gründen zu dürfen? Nicht wahr, meine Liebe?"
Obwohl mir ihre Bezeichnung für mich gehörig gegen den Strich ging, begnügte ich mich damit, die Zähne fest aufeinander zu beißen. Gute Miene zum bösen Spiel oder, in meinem Fall, ausdruckslose Miene zum bösen Spiel. "Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen und mir die Worte praktisch aus dem Mund genommen", presste ich hervor.
"Nun, meine Liebe. Das wird natürlich kein Problem sein ...", sagte sie zuckersüß. "Wenn Sie mir dafür einen kleinen Gefallen tun würden."
"Einen kleinen Gefallen?", wiederholte ich spitz und funkelte sie an, meinem Gesichtsausdruck nicht länger Herr. Dachte sie echt, ich wäre käuflich? Es war offensichtlich, wie sicher sie sich ihrer Sache war und wie sehr sie die Machtposition, in der sie sich gerade befand, genoss. "Mal ganz abgesehen davon, dass Ihr Unterricht schrecklich ist, denken Sie allen Ernstes, Sie könnten hierherkommen und einfach sämtliche Schulregeln so abändern, wie es ihnen gerade gefällt? Inklusive Quidditch?" Meine Stimme war lauter geworden und hallte unangenehm laut von den Wänden wider.
Die Flammen in den Fackeln an den Wänden warfen ihr zuckendes Licht auf das Gesicht von Professor Umbridge, welches zu meiner Verblüffung überhaupt nicht wütend aussah. Stattdessen schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. "Vollkommen unberechtigt habe ich diese Gesellschaften, Gruppen, Mannschaften und Clubs nicht verboten. Ich habe berechtigten Grund zu der Annahme, dass sich in diesen Mauern einige Schüler befinden, die mehr im Sinne haben, als ihre schulische Karriere erfolgreich abzuschließen. Sie könnten sich dadurch in ernsthafte Gefahr bringen und das wollen wir doch nicht, nicht wahr, meine Liebe?" Ihr Tonfall war noch süßer, als ich ihn bisher je vernommen hatte. Vermutlich süßer, als es jede Leckerei im Honigtopf sein konnte. "Vielleicht haben Sie ja sogar Kenntnis von einer solchen Organisation?"
Der Ausdruck in ihren Augen war lauernd geworden, als wartete sie nur darauf, dass ich mich versprach. Nur womit sollte ich mich versprechen? "Um ehrlich zu sein, habe ich nicht die geringste Ahnung, worauf Sie hinauswollen", antwortete ich kalt.
"Wirklich nicht? Ich habe mich erkundigt, müssen Sie wissen. Dabei bin ich auf interessante Informationen gestoßen. Früher hatten Sie regen Kontakt zu einigen Gryffindors. Ist das nicht Recht ungewöhnlich, für eine Slytherin wie Sie? Schließlich sind Sie zusätzlich noch die Tochter des Hauslehrers. Wie ich hörte, war er auch nicht unbedingt erfreut über diese Verbindung, nicht wahr?"
Was genug war, war genug. Ich baute mich zu voller Größe auf und verschränkte, wie sie, die Arme vor der Brust. Im Prinzip war das Ganze zwar überhaupt nicht nötig, war sie trotz ihrer Absätze immer noch einige Zentimeter kleiner als ich, allerdings fühlte ich mich so besser. "Wollen Sie wirklich wissen, was ich von Ihnen halte?" Tief holte ich Luft, gab ihr jedoch keine Chance zu antworten: "Ich halte Sie für eine machtbesessene Frau, die am liebsten alle Fäden selbst in der Hand hält und ihre Nase definitiv in zu viele Dinge steckt, die sie absolut nichts angehen. Sie sollten vorsichtig sein, bevor Sie sich am Ende noch die Finger verbrennen."
"Oh, ich glaube nicht, dass ich diejenige mit den verbrannten Fingern sein werde, meine Liebe." Immer noch schien sie nicht wütend, sondern schnalzte nur ein weiteres Mal mit der Zunge. "Sie haben die Erlaubnis, allerdings müssen Sie sich dafür bei Ihrem Freund bedanken, dem jungen Mister Malfoy. Wie ich mitbekam, kann ja wenigstens er sie noch im Zaum halten. Vielleicht wäre ein Arrangement in diese Richtung dabei später von Vorteil." Ihr Lächeln ließ mich erschaudern. "Dennoch halte ich es für sinnvoll, ihn da für den Moment zumindest noch ein wenig zu unterstützen. Heute Abend, acht Uhr, in meinem Büro, meine Liebe."
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Unknown Potter II - Hidden in the Dark
FanfictionCaitlyn hat endlich die Wahrheit erfahren. Auch wenn sie erkennen muss, dass diese sie in schreckliche Gefahr bringt. Ihr Vater ist gar nicht ihr Vater und ihr Bruder ist nicht tot, sondern kämpft tagtäglich um sein Überleben, jetzt, da der dunkle L...