Als sich die Stunde langsam dem Ende neigte und wir beinahe mit dem Brauen unserer Stärkungstränke fertig waren, stieß Noreen mir ihren Ellenbogen in die Hüfte. Seufzend stellte ich das fieberhafte Rühren in meinem Kessel ein. Ich würde wohl oder übel akzeptieren müssen, dass mein Trank – der eigentlich blassgrün sein sollte, allerdings eher die Farbe von angebranntem Speck besaß – heute absoluter Müll geworden war. Skeptisch roch ich an dem öligen Rauch, der daraus aufstieg, und musste unweigerlich husten. "Verflucht."
"Nimm es nicht so schwer, Cat." Meine Freundin hatte gut reden. Ihr Trank sah beinahe perfekt aus und sie füllte gut gelaunt ein Fläschchen davon ab. "Sieh einmal nach vorne, dass könnte deine Laune vielleicht heben."
Ich konnte mir nur schwerlich vorstellen, dass mich heute noch irgendetwas aufmuntern konnte. Dennoch folgte ich stirnrunzelnd ihrer Aufforderung und zumindest die Spur eines spöttischen Grinsens schlich sich auf mein Gesicht. Das versprach tatsächlich interessant zu werden. Jetzt hieß es groß gegen klein, schwarz gegen ... farbenfroh. Umbridge hatte sich tatsächlich aus ihrer Ecke gewagt und stand nun direkt neben meinem Vater. Aus ihren ekligen Glubschaugen musterte sie jeden, der eine Probe seines Tranks nach vorne brachte. "Reen, geh du schon einmal vor." Es gelang mir nicht, mein breiter werdendes Feixen zu unterdrücken. "Ich wollte noch einmal kurz mit meinem Vater sprechen."
Sie warf mir einen wissenden Blick zu, griff dann nach ihrer Tasche und lieferte ihren Trank vorne ab, ehe sie den Klassenraum zusammen mit den anderen Slytherins verließ. Mit einem finalen Schwenk meines Zauberstabs reinigte ich sowohl meinen Kessel, als auch meinen Arbeitsplatz, um es mir dann auf der Tischplatte gemütlich zu machen. Entspannt schlug ich die Beine übereinander und blickte zum Pult. Fehlte eigentlich nur noch diese Muggelsüßigkeit, Popocorn oder so.
Als auch der letzte Schüler – Neville, bibbernd und bebend vor Angst – sein Probefläschchen vorne abgeliefert hatte und den Raum verließ, zückte die Ministeriumshexe überaus selbstgefällig ihr Klemmbrett. Sie war viel zu sehr auf den schwarzhaarigen Zauberer vor ihr fixiert, um auf irgendeine Art und Weise Notiz von mir zu nehmen. Vielleicht war es ihr aber auch schlicht und einfach egal. "Nun, die Klasse scheint für die Jahrgangsstufe ziemlich fortgeschritten zu sein", begann sie forsch. "Gleichwohl halte ich es doch für fraglich, ob es sinnvoll ist, den Schülern etwas wie den Stärkungstrank beizubringen. Ich denke, das Ministerium würde es vorziehen, wenn dieser aus dem Lehrplan gestrichen würde."
Mein Vater gab keinen Ton von sich und begnügte sich damit, eine Augenbraue empor zu ziehen. Nur mit Mühe konnte ich ein lautes Lachen unterdrücken, so gut konnte ich mir in diesem Augenblick seine Gedanken vorstellen.
Professor Umbridge ging nicht darauf ein. "Nun ... wie lange unterrichten Sie schon in Hogwarts?", fragte sie und hielt die Feder über dem Klemmbrett bereit.
"Vierzehn Jahre." Seine Miene war unergründlich und seine Stimme so kalt, dass ich gewettet hätte, er könne damit jedes noch so heiße Feuer zum Verlöschen bringen.
An Stelle der Verteidigungslehrerin hätte ich sofort den Kopf eingezogen, sie jedoch machte sich, scheinbar ungerührt, eine weitere Notiz. "Sie hatten sich, glaube ich, zuerst um die Stelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben?"
"Ja." Die Antwort war leise, von meinem Platz aus konnte ich sie beinahe nicht hören. Gespannt beugte ich mich ein wenig vor und für einen kurzen Augenblick huschten seine schwarzen Augen zu mir.
"Aber damit hatten Sie keinen Erfolg?"
Der Meister der Tränke kräuselte die Lippen, fokussierte seine Aufmerksamkeit erneut auf die kleinere Hexe. "Offensichtlich."
Professor Umbridge kritzelte etwas auf ihr Klemmbrett. "Und seit Sie in der Schule arbeiten, haben Sie sich regelmäßig für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben, nehme ich an?"
"Ja", sagte mein Vater und bewegte dabei kaum die Lippen. Er wirkte äußerst zornig. Zorniger, als ich ihn bisher je erlebt hatte.
"Haben Sie eine Ahnung, warum sich Dumbledore bislang stets geweigert hat, Sie zu ernennen?", fragte Umbridge und ritt sich damit unwissentlich selbst weiter in den Mist hinein. Vorsorglich stand ich auf, bereit, den Raum fluchtartig zu verlassen, sollte dies nötig sein. Dabei fiel mein Blick auf einen knienden Harry, der sich halb hinter seinen Tisch geduckt hatte und scheinbar irgendetwas aufwischte. Als sich unsere Blicke trafen, legte er einen Finger auf die Lippen.
Rasch sah ich wieder nach vorne. "Ich schlage vor, Sie fragen ihn selbst."
"Oh, das werde ich auch." Professor Umbridges süßliches Lächeln trieb mir einen Würgereiz die Kehle hoch. "Nun denn, vielen Dank für Ihre ausführlichen ... Auskünfte. Sie werden die Ergebnisse ihrer Unterrichtsinspektion in zehn Tagen erhalten. Schönen Tag noch." Äußerst selbstzufrieden dreinschauend, lief sie an mir vorbei und warf mir ein gekünsteltes Lächeln zu. Ich tat, als hätte ich es nicht gesehen und griff stattdessen nach meiner Tasche.
Mein Ziehvater hatte mir den Rücken zugewandt und kramte in seinen Unterlagen, das schwarze Haar hing ihm wirr ins Gesicht. Unruhig räusperte ich mich. "Vater?"
"Wie kann ich dir helfen?" Seine Schultern waren angespannt und seine Bewegungen hektisch, als suche er krampfhaft nach einem Ventil für seine Wut.
Ich betete zum Himmel, dass er sich jetzt nicht verplappern würde und hoffte, Harry würde die Chance ergreifen, den Klassenraum zu verlassen. Wenn nicht, konnte ich ihm nicht mehr helfen. Im Gegensatz zu ihm konnte ich mit dem Zorn meines Vaters umgehen, beziehungsweise hatte ich genug Argumente, die ich ihm entgegenhalten konnte. "Ich wollte mich noch einmal für eben entschuldigen", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein kleiner Teil in meinem Innern sträubte sich gegen diese Entschuldigung. "Ich hätte nicht sagen dürfen, was ich gesagt habe."
"Du kannst nichts für deine Ahnen", erwiderte er schroff, drehte sich aber noch immer nicht um. Wäre kurz zuvor nicht die Kerkertür ins Schloss gefallen, wäre ich sicherlich vor Schreck erstarrt. Genau diese Art von Versprecher waren es, die meinem Bruder die entscheidenden Hinweise geben könnten. Und wenn schon nicht ihm, dann sicherlich Hermine. Sie war gut darin, aus wenigen Informationen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dass ich die Sommerferien überstanden hatte, ohne sie Verdacht schöpfen zu lassen, war an sich schon beinahe ein Wunder. Vielleicht war ich doch eine bessere Schauspielerin als gedacht.
"Nun, ich muss dann auch mal. Ich muss noch einige Worte mit der pinken Kröte wechseln."
Rückwärts lief ich auf den Ausgang zu, in der Hoffnung, er würde noch etwas sagen, doch er tat mir den Gefallen erst, als ich die Tür schon beinahe wieder zuschnappen gelassen hatte. "Lass sie das bloß nicht hören." Ich meinte, einen Hauch von Belustigung in seiner Stimme zu hören.
DU LIEST GERADE
Unknown Potter II - Hidden in the Dark
FanfictionCaitlyn hat endlich die Wahrheit erfahren. Auch wenn sie erkennen muss, dass diese sie in schreckliche Gefahr bringt. Ihr Vater ist gar nicht ihr Vater und ihr Bruder ist nicht tot, sondern kämpft tagtäglich um sein Überleben, jetzt, da der dunkle L...