"Was wollte Mrs. Weasley von dir?", fragte Harry beiläufig, kaum war die Waggontür hinter mir zugeschlagen.
Wenn ich das nur so genau wüsste. Mit einem Ruck setzte sich der Hogwarts Express in Bewegung und bewahrte mich so vorerst vor einer Antwort. Genau wie alle anderen im Gang auch lehnte ich mich aus dem Fenster. Links und rechts von mir winkten Harry, Ron, Hermine und Ginny, doch ich starrte nur reglos zu dem schwarzen Hund, der fröhlich bellend neben dem Zug herrannte. Hatte er vielleicht etwas mit Mrs. Weasleys Angebot zu tun? Hatte er womöglich in meiner Abwesenheit einige Andeutungen fallen gelassen?
Aber er hatte mir sein Wort gegeben, niemandem von mir zu erzählen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es gebrochen hatte. "Also?"
Verwirrt löste ich den Blick von der vorbei rauschenden Landschaft. Ebenso wie London war Sirius schon längst aus meinem Blickfeld verschwunden und die Frage meines Bruders hatte ich schon so gut wie vergessen. Mit ausdrucksloser Miene sah ich ihn an, woraufhin ihm das Lächeln langsam vom Gesicht tröpfelte, fast wie heißes Wachs. "Was weiß ich? Kann ich etwa Gedanken lesen?" Es tat mir leid, ihn so abfertigen zu müssen. Aber vielleicht, so hoffte ich, würde er sich so von selbst von mir fernhalten und es mir somit leichter machen.
Gerade als ich nach meinem Koffer greifen wollte, hielt er mich am Arm zurück. "Was ist los, Cathy? Seit wann bist du so abweisend? Wir haben uns doch in den Ferien super verstanden!"
Hilflos schloss ich die Augen, um Beherrschung kämpfend, die mir langsam zu entgleiten droht. "Es ist nicht gut für dich, mit jemandem wie mir befreundet zu sein. Nicht in der Öffentlichkeit", erwiderte ich gequält und entzog mich seinem Griff.
Im Weggehen hörte ich ihn meinen Namen rufen, daher drehte ich mich noch ein letztes Mal zu ihm um. An seinem entsetzten Rückwärtsstolpern erkannte ich, dass meine Miene tatsächlich so kalt war, wie ich es beabsichtigt hatte. "Halt dich besser fern von mir – zu deinem eigenen Schutz." Der zweite Satz war kaum mehr ein Flüstern, ehe ich mich rasch abwandte und den Gang hinunterhastete.
Ganz am Ende des Zugs wurde ich schließlich fündig. Mit einem Ruck zog ich die Abteiltür auf und blickte in fünf abweisende Gesichter, von denen sich zwei zu einem Lächeln verzogen, als sie mich sahen. "Neuer Look, Cat?", feixte Blaise sogleich und blickte demonstrativ auf meine Haare.
"Haben wir uns nicht eben schon am Bahnsteig gesehen?" Mit einem Neigen des Kopfes begrüßte ich auch Theodore Nott, Crabbe und Goyle, bevor ich abermals meine Aufmerksamkeit auf Zabini richtete.
Dieser verschränkte die Hände hinter dem Kopf und an seinem Grinsen konnte ich schon erkennen, dass mir nicht gefallen würde, was er als Nächstes von sich ließ. "Du warst so vertieft in deine -" Für einige Sekunden hielt er inne und starrte Richtung Decke, als würde er angestrengt nach dem richtigen Wort suchen: "- Annäherung zu Draco, es war schwer auf etwas anderes zu achten, als eure Zungen, wie sie sich ... Ist ja gut, ist ja gut!"
Kapitulierend streckte er die Hände vor sich aus, sein Augenmerk auf die Spitze meines Zauberstabs gerichtet. Zuckersüß zu ihm hinunter lächelnd, deutete ich auf meinen Koffer: "Magst du dich nicht einmal als wirklicher Gentleman beweisen und meine Sachen aufs Gepäckregal legen?"
"Du hast doch deinen Zau-", setzte er an, hielt jedoch inne. Dennoch machte er keinerlei Anstalten, meiner Bitte nachzukommen.
"Wolltest du sagen, ich habe ja meine Magie?" Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, mir würde diese kleine Kabbelei mit ihm nicht gefallen. Es war ein wunderbares Gefühl, endlich wieder Herrin der Lage zu sein und nicht fürchten zu müssen, etwas zu sagen, was mir mein Gegenüber übelnehmen könnte. "Mir ist im Moment leider jeglicher Spruch entfallen, mit dem ich mir in dieser Situation behelfen könnte."
"Der Spruch heißt Wing-" Ein weiteres Mal ließ ich ihn den Satz nicht beenden, sondern fuhr unbeeindruckt fort: "Andererseits kenne ich genügend Zauber, mit denen ich anderes Erreichen kann ..."
Ein Zupfen an meiner Jacke sorgte dafür, dass ich nun Noreen anschaute. "Ich glaube, er hat es begriffen, Cat", sagte sie betont unbekümmert, auch wenn ich den Eindruck hatte, sie wäre ein wenig blass um die Nase. "Sollen wir eine Runde Zauberschnippschnapp spielen?", schlug sie dann in die Runde vor, während ich mich neben ihr auf der Sitzbank niederließ und Blaise damit beschäftigt war, mein Gepäck mehr schlecht als recht neben dem der anderen zu verstauen.
Schlussendlich, nach einigen Runden Kartenspielen, entschieden wir uns dazu, lieber noch unseren eigenen Gedanken nachzuhängen. Zu meinem Erstaunen hielten wir dieses Schweigen die gesamte Zugfahrt über, bis wir schließlich in der festlich geschmückten großen Halle standen, auch durch. Dort stieß nämlich Draco zu uns und entschuldigte sich mit einem sanften Kuss bei mir für seine Anwesenheit auf der Fahrt.
"Wo warst du denn?", fragte ich, meine Aufmerksamkeit nun zum ersten Mal heute Abend dem Lehrertisch zuwendend, dessen Anblick ich bisher gemieden hatte, aus Angst, meinen Vater auch hier nicht zu entdecken. Erleichterung machte sich in mir breit, als ich ihn, griesgrämig wie eh und je, am äußersten Ende des erhöht stehenden Tisches entdecken konnte. Ich hatte ihn seit Anfang der Sommerferien nicht gesehen und hoffte sehr auf ein baldiges Gespräch. Sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht und er würdigte die noch immer eintrudelnden Schüler keines Blickes.
"Hörst du mir überhaupt zu?" Draco klang ein wenig eingeschnappt, schien meinem Blick allerdings zu folgen, denn er erklärte kurz darauf: "Mein Vater meinte schon, dass dieses Jahr eine aus dem Ministerium im Lehrerkollegium sitzen würde. Ich glaube, sie arbeitet für Fudge. Ist seine Sekretärin oder so."
Cornelius Fudge? Der Zaubereiminister? "Hat sie da nichts Besseres zu tun als hier zu sitzen?"
"Mein Vater sagt, sie wurde eingesetzt, um dieser Institution gründlich auf den Zahn zu fühlen. Laut ihm zweifelt der Minister an der Zurechnungsfähigkeit Dumbledores, insbesondere nach den Gerüchten, die letztes Jahr von ihm in die Welt gesetzt wurden", erklärte er in seinem üblichen schnarrenden Tonfall, so laut, dass alle um uns herum mithören konnten.
"Du weißt so gut wie ich, dass diese Gerüchte nicht aus heiterem Himmel entstanden sind, Draco", sagte ich und betrachtete die Ministerumshexe unterdessen etwas genauer. Sie hatte Glubschaugen, ihr Gesicht wirkte wabbelig und die Schleife auf ihrem krausen, braunen Haar, genau in der gleichen grässlichen Farbe wie ihre Kleidung – pink -, verliehen ihr ein etwas krötenhaftes Aussehen. Freundlich sah sie nicht aus, wenngleich sie dem Schulleiter neben sich nun auch ein ekelhaft süßes Lächeln schenkte. "Machen wir uns doch nichts vor, dein Vater ..."
"Shh ..." Der junge Malfoy schlang einen Arm von hinten um meine Schulter und zog mich so mit dem Rücken an seine Brust. Den Mund dicht an meinem Ohr, so nah, dass ich seinen kühlen Atem spürte, sagte er: "Kein Thema, um es hier umringt von dutzenden Mitschülern zu erläutern, Mary."
Just in diesem Moment schwangen die Türen zur großen Halle auf und Minerva McGonagall schritt, gefolgt von einer Schar Erstklässler, den Mittelgang entlang.
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Unknown Potter II - Hidden in the Dark
FanfictionCaitlyn hat endlich die Wahrheit erfahren. Auch wenn sie erkennen muss, dass diese sie in schreckliche Gefahr bringt. Ihr Vater ist gar nicht ihr Vater und ihr Bruder ist nicht tot, sondern kämpft tagtäglich um sein Überleben, jetzt, da der dunkle L...