5 | 27. Kapitel

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Irgendwann würde mich dieses pink, gepaart mit den miauenden Kätzchen noch in den Wahnsinn treiben. Professor Umbridge war trotz ihres neuen Amtes nicht umgezogen und in ihrem Büro hatte sich auch soweit nichts geändert, bis auf ein großes Holzschild, welches am vorderen Rand ihres Schreibtisches stand. Mit Mühe verhinderte ich ein resigniertes Kopfschütteln. In goldenen Lettern prangte darauf das Wort: SCHULLEITERIN. 

"Ah ... Mr. Malfoy. Es freut mich, dass sie ebenfalls den Weg zu uns gefunden haben. Und Miss ..." Alleine schon diese quietschige Stimme weckte in mir den Wunsch zu schreien, stattdessen zwang ich ein tapferes Lächeln auf meine Lippen und wandte mich der kleinen Kröte zu. Sie füllte ihre neue Position wahrlich aus. Man musste schon beinahe sagen, sie thronte auf ihrem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch, die kleinen wurstartigen Finger gefaltet. "Miss Snape. Es ist überaus schön, Sie ebenfalls heute hier anzutreffen, auch wenn ich mich frage, was Sie zu diesem Schritt verleitet hat, meine Liebe?"

Angewidert von ihrem Lächeln schauderte ich. Es war beinahe, als hätte sich die pinke Schleife auf ihren Haaren mit einem Mal in eine besonders große, saftige Fliege verwandelt, die sie soeben erspäht hatte und plante zu verspeisen. Vielleicht war aber auch ich die Speise. Angestrengt schluckte ich und verhinderte nur mit Mühe einen hastigen Blick zu Draco, für den ich mich im Nachhinein eh nur selbst würde schlagen wollen. Schließlich war ich wirklich in der Lage, selbst für mich zu sprechen. "Ich habe Ihre Lektion begriffen, obwohl sie definitiv nicht vonnöten war. Meine Loyalitäten, wie ich sie Ihnen auch bereits dargelegt habe, haben sich nach wie vor nicht geändert und ich gedenke, Ihnen dies unter Beweis zu stellen."

"Ach, ist dem so?" Das widerliche Lächeln auf ihren Lippen war noch etwas breiter geworden. Als sie sich nun erhob, nahm ihre Stimme einen geschäftsmäßigen Ton an, ganz ähnlich dem, in dem sie auch ihre bisherigen Reden gehalten hatte. Ich konnte nicht verhindern, dass mir in diesem Augenblick all ihre Taten noch ein weiteres Mal durch den Kopf schossen. Angefangen bei ihren erbärmlichen Ausbildungserlässen, bis hin zu ihrem Aufstieg zur Schulleiterin. Es war wahnsinnig lustig, sie immer wieder aufs Neue dabei zu beobachten, wenn sie sich mit Peeves herumschlug oder sich ein ums andere Mal in ein Wortgefecht mit Professor McGonagall verstrickte, welches sie am Ende eh nicht gewinnen würde. "Ich würde Sie alle bitten, sich nun hier einmal in einer Reihe aufzustellen. Ich würde annehmen, sie alle haben die Bedingungen für eine Aufnahme ins Inquisitionskommando gelesen und sind sich ihrer Pflichten bewusst?"

Es fühlte sich an wie im Unterricht. Außer Draco und mir waren noch einige andere Slytherins anwesend, darunter zwei Siebtklässler, die ich nicht kannte, den beiden Gorillas – wenn ich jetzt sagen würde, der Ministeriumshexe wäre die Klugheit ihrer 'Vollstrecker' scheinbar ziemlich gleichgültig, würde ich mich leider indirekt selbst beleidigen -, Blaise Zabini, Theodore Nott und drei Jungen aus der sechsten, welche ziemlich sicher ebenfalls aus einer der alten Familien stammten. Wir alle nickten und antworteten beinahe gleichzeitig: "Ja, Professor Umbridge."

"Nun, nur um sicherzugehen, werde ich sie ihnen nochmal aufzählen: Sie haben die Befugnis, Mitgliedern anderer Häuser Strafarbeiten zu erteilen, so wie ihnen Punkte abzuziehen, sollten sie etwas tun, was unseren Idealen widerspricht." Wie sie sich nun vor uns aufbaute, wäre mir fast die Frage nach der genauen Definition dieser Ideale herausgerutscht. Im letzten Moment besann ich mich und konzentrierte mich alternativ auf eins der scheußlichen Ziertellerchen, von dem mir eine weiße Katze mit grell gelben Augen entgegen maunzte. "Kurzum haben sie die gleichen Rechte wie jeder Vertrauensschüler, beinahe sogar die Lehrer. Mit Ausnahme von mir, versteht sich." Sie kicherte albern. "Dafür erwarte ich, dass sie mir Bericht erstatten, sollte irgendetwas im Schloss vor sich gehen, was auch nur im Geringsten nach Geheimhaltung riecht. Eine weitere Widerstandsbewegung gegen das Ministerium, wie wir sie erst kürzlich mit Dumbledores Armee hatten, oder auch nur ein aus der Reihe Tanzen von Potter. Haben Sie mich verstanden?"

"Ja, Professor Umbridge", antworteten wir im Chor.

"Schön." Mit klappernden Absätzen trat sie vor Draco an den Anfang der Schlange. Dieser reckte stolz das Kinn. "Insofern Sie keine Fragen mehr haben, hefte ich ihnen nun ihr Abzeichen an. Tragen sie es in meinen Diensten."

Bei Merlin klang das alles abgedroschen. Von Neuem musste ich mich zwingen, ein Augenrollen zu unterdrücken. Erst als sie neben mir bei Blaise angekommen war und ihm mit ihren Stummelfingern das Abzeichen am Umhang befestigte, richtete ich mich etwas auf. Im Gegensatz zu den anderen reckte ich nicht das Kinn oder blickte stolz auf den Anstecker in Umbridges Hand, der sich nun meiner Brust nährte. Angestrengt musste ich mir wieder und wieder meinen Strafsatz ins Gedächtnis rufen. 'Ich muss wissen, wem ich zu gehorchen habe.' Diese Worte waren es, die mich nun hier an Ort und Stelle hielten, mich dazu brachten, geduldig der Ministeriumshexe zuzuhören und zumindest so zu tun, als wäre ich nirgendwo anders lieber.

Sie befestigte das Abzeichen direkt unter meinem Hauswappen, dann sah sie mich an. "Ich hoffe sehr, dass wir uns von nun an verstehen werden, meine Liebe", flötete sie. Ihre blassen Augen schienen sich in meine bohren zu wollen und nur zur Vorsicht zog ich meine Okklumentikschilde hoch. "Sie haben in letzter Zeit nicht zufällig etwas über besagte Mariah erfahren, nehme ich an?"

Obwohl sie leise sprach, wusste ich, dass jeder im Raum sie nur allzu gut vernehmen konnte. Ohne hinzusehen war mir außerdem klar, dass Draco sich vermutlich anspannte und sein Bestes gab, sich dies nicht anmerken zu lassen. Ich schickte derweil ein Stoßgebet gen Himmel, auch mein Gesicht würde ausdruckslos bleiben. "Da liegen Sie richtig, Professor."

Fünf Minuten später wurden wir bereits aus ihrem Büro entlassen und befanden uns auf dem Weg, die große Eingangstreppe hinunter. Links und rechts von uns meinte ich, immer wieder aus dem Augenwinkel die abfälligen Blicke der abgebildeten Zauberer und Hexen auf uns ruhen zu spüren. Unruhig rieb ich mir den Nacken. Natürlich. Ihnen konnte ebenfalls nicht entgangen sein, was im Schloss vor sich ging. Wenn sie nicht sogar noch einiges mehr wussten, als jedes andere Wesen in diesen Mauern. Jeder von ihnen hatte einst gelebt und hatte mit Sicherheit auch eine eigene Meinung zu all dem.

"Oh, ich vermute mal, sie war schon richtig scharf darauf, endlich dort oben in Dumbledores Büro zu sitzen", sagte eine vertraute Stimme, als wir gerade am Fuß der Treppe angelangt waren. Oh bitte nicht. Ich seufzte. Am liebsten hätte ich mich davon gestohlen, doch da sich meine Hand in Dracos befand, wäre dies zu auffällig gewesen. "Wollte es all den andern Lehrern mal so richtig zeigen, diese blöde, aufgeblasene, machtgeile alte -"

"Wie steht's, Granger, willst du diesen Satz tatsächlich zu Ende bringen?", schnarrte mein Freund, während Crabbe und Goyle sich hinter uns beiden aufbauten. "Fürchte, ich muss Gryffindor ein paar Punkte abziehen", sagte er genüsslich.

"Du kannst anderen Vertrauensschülern keine Punkte abziehen, Malfoy", sagte Ron prompt. Überrascht spähte ich auf das goldene Abzeichen auf seiner Brust. Stimmt, da war ja was. Also hatte sich die ganze Aktion doch nicht als Scherz herausgestellt. 

Ich wich dem Blick meines Bruders aus, der abwechselnd zwischen meinem Gesicht und unseren ineinander verschränkten Händen hin und her glitt, dabei begegnete ich Hermines. Aus zusammengekniffenen Augen spähte sie auf mein Handgelenk, an dem das silberne Geschenk Dracos baumelte. Ein ungutes Gefühl regte sich in meinem Innern, welches ich sofort wieder verdrängte. Ich vertraute meinem Freund, er hatte es sich lange verdient und ich würde nicht nach einem kleinen zweifelnden Blick Miss Grangers einfach all dies infrage stellen.

Unknown Potter II - Hidden in the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt