Energisch hatte ich Ginny Weasley an beiden Unterarmen gepackt und drückte sie vor mir durch die Tür, hinein in Umbridges Büro. Links von mir hielt Goyle eine Ravenclaw am Arm fest, die etwas verträumt in die Luft blickte, als sähe sie Dinge, die uns anderen verborgen blieben. Crabbe hielt Longbottom im Würgegriff, der immer mehr begann nach Luft zu schnappen und begann, gefährlich grün anzulaufen.
"Hab sie alle", sagte Cassius, der als letztes eintrat, und schob Ron grob vor sich her in den Raum. "Der hier", er deutete mit einem Finger in Richtung Longbottom, "wollte mich dran hindern, die festzunehmen" – er deutete auf Rons Schwester, die beharrlich versuchte, mir gegen die Schienbeine zu treten. Ich hatte meine liebe Mühe mit ihr und war beinahe versucht, meinen Zauberstab zu zücken, um mir das Leben zu erleichtern und sie besser im Schach halten zu können. "Also hab ich ihn auch mitgebracht."
"Gut, gut", sagte Umbridge und sah kurz zu mir hinüber. Ein zufriedener Ausdruck zeigte sich kurzfristig in ihrer Miene. Hatte ich ihr mit dieser Aktion meine Schein–Loyalität bewiesen? "Nun, es sieht ganz danach aus, als würde Hogwarts bald eine weasleyfreie Zone sein, nicht wahr? Nun, Potter", sagte sie und veranlasste mich so dazu, mich erstmalig wirklich im Raum umzuschauen. Cassius hatte mir nicht viele Informationen gegeben. Er hatte nur gesagt, ich solle mir Rons kleine Schwester schnappen und sie mit zu Umbridge bringen, also hatte ich nicht die leiseste Vorstellung der Geschehnisse.
Draco lehnte an der Wand mir gegenüber und warf feixend einen Zauberstab in die Höhe. Vermutlich der meines Bruders, denn dieser hockte im Stuhl vor dem Schreibtisch der neuen Schulleiterin. Seine Miene wirkte gehetzt und angespannt, als habe er partout keine Zeit für dieses Prozedere. Millicent hatte Hermine in die Mangel genommen, die neben dem etwas bulligen Mädchen ziemlich zierlich wirkte.
"Sie haben Wachen um mein Büro postiert und diesen Clown geschickt", sie nickte zu Ron – Draco verschluckte sich an seinem Lachen, als er meinen ernsten Blick auffing, "um mir zu sagen, dass der Poltergeist in den Verwandlungsräumen sein Zerstörungswerk triebe, während ich genau wusste, dass er damit beschäftigt war, Tinte auf die Okulare sämtlicher Schulteleskope zu schmieren – da Mr. Filch mich kurz zuvor davon unterrichtet hatte. Sie wollten unbedingt, mit jemandem sprechen, nehme ich an, da Sie versucht haben, illegaler Weise meinen Kamin zu benutzen. War es Albus Dumbledore? Oder dieses Halbblut Hagrid? Ich bezweifle, dass es Minerva McGonagall war; wie ich höre, ist sie immer noch zu krank, um mit irgendjemandem sprechen zu können."
Angesichts dieser Bosheit schluckte ich. Es war nicht richtig von ihr, so über diese Frau zu sprechen und ich durfte mir diese Gedanken nicht anmerken lassen. Es war einfach nur zum Verrücktwerden.
"Es geht Sie nichts an, mit wem ich rede", knurrte mein Bruder, ebenfalls bebend vor unterdrücktem Zorn.
"Schön, schön, mein Lieber." Ich atmete flach, versuchte mich am Riemen zu reißen. Es war nicht richtig, wie sie mit ihm sprach und in allererster Linie war ihr Tonfall gefährlich. "Mir bleibt keine Wahl, als Sie zu zwingen. Draco, holen Sie Professor Snape."
Vollauf damit beschäftigt, Ginny vor mir im Zaum zu halten, bemerkte ich den Blick kaum, mit dem Draco mich beim Hinausgehen bedachte. Sie war etwas größer als ich und spielte ebenso wie ich Quidditch. Dass wir auf unterschiedlichen Positionen spielten, half mir nur insofern, da sie als Sucherin nicht die Kraft einer Jägerin besitzen musste, welche ich mir in jahrelangem Training mit den Jungs angeeignet hatte.
Wenige Minuten später kehrte mein Freund zusammen mit meinem Ziehvater wieder zurück. Kaum war er eingetreten, entspannte ich mich ein wenig. Jetzt, wo er da war, konnte es schließlich nicht mehr vollkommen in die Hose gehen, richtig?
Weiterhin auf Rons Schwester konzentriert, hörte ich dem Gespräch und die Forderung der Großinquisitorin nach Veritaserum nur mit halbem Ohr zu. Dennoch schockierte mich die Tatsache, dass alle Vorräte meines Vaters offenbar für die zahlreichen Befragungen Umbridges draufgegangen waren, die in den letzten Wochen stattgefunden hatten. Mir wurde schlecht, zog ich alleine die Möglichkeit in Betracht, sie hätte mich unter Einfluss dieser Droge befragen können.
"Er hat Tatze!", rief mein Bruder plötzlich und bescherte mir damit einen halben Herzinfarkt. "Er hat Tatze an dem Ort, wo sie versteckt ist!"
Mein Vater, offenbar bereits im Begriff zu gehen, wandte sich langsam um. Er erlaubte sich keinen Blick zu mir, doch ich konnte spüren, wie seine Gedanken hinter all seinen Okklumentikschilden in Aufruhr gerieten. Als ich meinen Geist nach seinem ausstreckte, wurde ich allerdings sofort zurück in meinen katapultiert. Er hatte nicht vor, mit mir zu sprechen oder sich mir zu offenbaren.
"Tatze?", schrie Professor Umbridge. Ihr begieriger Blick trieb mir eine Gänsehaut in den Nacken. Sie glaubte, auf eine Goldader gestoßen zu sein. "Was ist Tatze? Wo ist was versteckt? Was soll das heißen, Snape?"
"Ich habe keine Ahnung", sagte Severus Snape kalt. Eine halbe Ewigkeit schien inzwischen vergangen zu sein. "Potter, wenn ich will, dass man mir Unsinn an den Kopf wirft, verabreiche ich Ihnen einen Plappertrank. Und Crabbe, lockern Sie Ihren Griff etwas. Wenn Longbottom erstickt, bedeutet das eine Menge zähen Papierkram, und ich fürchte, ich müsste es in Ihrem Zeugnis erwähnen, sollten Sie sich je um eine Stelle bewerben."
Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss schnappen, ohne mir auch nur noch den kleinsten Blick zu schenken. Ich hatte keine Ahnung, was ich denken oder glauben sollte. Ohne es zu bemerken, lockerte ich meinen Griff um Ginnys Unterarm etwas. Sirius war in Gefahr? Kein Wunder, dass Harry so in Aufruhr war. Wer hatte ihn? Der dunkle Lord? Aber wieso hätte Sirius den Grimmauldplatz verlassen sollen? Im Prinzip war die Antwort einfach, aber er konnte doch unmöglich so unvorsichtig sein?
"... ich habe nun keine andere Wahl mehr ... hier geht es um mehr als um schulische Disziplin ... hier steht die Sicherheit des Ministeriums auf dem Spiel ... ja ... ja ..." Umbridge schien sich in etwas hineinzusteigern. Nervös verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, starrte Harry an, schlug den Zauberstab auf die leere Handfläche und atmete schwer. Ich ahnte böses und imitierte, ohne es zu wollen, ihre schwere Atmung. Die Gefahr lag auf der Hand. Sie hatte irgendetwas vor. Nach einem letzten tiefen Einatmen schien sie zu einem Entschluss zu gelangen. "Der Cruciatus-Fluch sollte Ihnen die Zunge lösen."
Entsetzt starrte ich sie an, in dem Glauben, sie missverstanden zu haben. Das war unmöglich, das konnte nicht sein. Mein Blick schnellte hastig zu meinem Bruder, dessen Augen ein wenig geweitet schienen.
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Unknown Potter II - Hidden in the Dark
FanfictionCaitlyn hat endlich die Wahrheit erfahren. Auch wenn sie erkennen muss, dass diese sie in schreckliche Gefahr bringt. Ihr Vater ist gar nicht ihr Vater und ihr Bruder ist nicht tot, sondern kämpft tagtäglich um sein Überleben, jetzt, da der dunkle L...