05 - Die Erben der Väter (1)

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Sie spürte seinen heißen Atem, der sie an ihrem Hals streichelte. Ihn eng umschlungen, drückte Lena ihre kleinen, spitzen Brüste gegen seinen muskulösen Oberkörper. Gierig sog sie den animalischen Geruch in sich auf, welchen er verströmte, und genoss jeden seiner gleichmäßigen Stöße. Ihr Körper bebte vor Erregung und sie musste sich zusammenreißen um ihre Gefühle nicht laut in die Welt hinaus zu schreien.

Niemand durfte erfahren, was sich hier in der kleinen Hütte von Mendo Warigna abspielte. Doch das Wissen hier etwas zu tun, das sich für sie ganz und gar nicht geziemte, erregte Lena nur noch mehr. Ihre nächtliche Vereinigung ließ sie für einen kurzen Moment alle ihre Sorgen vergessen.

Warum konnte dieser Augenblick denn nicht für immer verweilen?

Mendo glitt aus ihr heraus und ergoss sich auf ihren Bauch. Sie musterte ihn dabei zum gefühlt eintausendsten Mal von oben bis unten. Der Hauptmann der Stadtwache überragte sie um beinahe zwei Kopf an Länge. Von seinen kräftigen Waden bis hoch an die breiten Schultern, spannten sich, gut sichtbar, seine Muskeln unter der Haut. Er schnaufte schwer. Man konnte seine vorangegangene Anstrengung an dem glänzenden Schweiß auf der mit dünnen, schwarzen Härchen überzogenen Brust ablesen. Als er sich die langen, schwarzen Strähnchen, die ihm wie ein Flattervorhang vor den Augen herumtanzten, aus seinem Gesicht wusch, konnte sie ihm endlich wieder in seine geheimnisvoll leuchtenden, grünen Augen blicken. Alleine der Gedanke an diese Augen hinderte sie so manches Mal des Nachts am Einschlafen.

Sprach der Hauptmann mit seinen Männern, wirkten sie hart und kalt, durchdringend und einschüchternd. Doch wenn er sich mit ihr unterhielt, waren sie strahlend und warm.

Sehr oft sogar funkelten sie ihr lüstern entgegen. Sie mochte das.

Es war das sogenannte ‚Tier im Manne', vor dem ihr Vater sie immer gewarnt hatte, welches sie in diesen Momenten durch Mendos Augen anblickte. Das Tier war ein irrationales Wesen, das sowohl einerseits Liebe und Lust für die Weiblichkeit verspürte, aber andererseits auch beide Emotionen für das Blutvergießen hegte. Lena wusste, dass Mendo ihr nie wehtun würde, weshalb sie dieses Tier nicht fürchtete, sondern es gar jedes Mal aufs Neue wieder aufregend fand, wenn es sie anstarrte.

Und so hatte sich das Tier auch heute wieder gezeigt. Kurz bevor sich ihre Lippen trafen, bevor sie gierig übereinander herfielen, bevor Mendo sie aus ihrer Kleidung schälte und sie mit seinen riesigen schwieligen, aber dennoch sanften Händen auf den hölzernen Schreibtisch warf, der in seiner Stube stand und den er für seine, mehr und mehr anfallenden, Schreibarbeiten nutzte. Als er in sie eindrang und sich dabei über sie schwang, ihr den Hals mit seinen Lippen liebkoste und ihr anschließend mit den wilden Augen in die ihren blickte.

Nun erst hatte sie auch wieder Augen für die rot leuchtende Narbe, die sich von seiner linken Braue bis knapp unterhalb seines Mundwinkels über seine Wange zog, welche, wie er sagte, von einem Unfall aus seiner Kindheit stammte. Doch dieser kleine Makel wirkte keineswegs entstellend, sondern verlieh seinem Gesicht etwas Besonderes, das Lena auch nach all der Zeit nicht so recht zu benennen vermochte.

Als sie wieder voneinander lassen konnten, sammelte sie, ebenso wie der Hauptmann, ihre Klamotten vom Boden auf, die überall verstreut herumlagen und zog sich langsam wieder an. Noch immer tanzte ihr Herz hinter ihrer Brust.

„Ich finde es ja schön, wenn du mich zu solch später Stunde noch besuchst, aber wenn dein Vater von uns beiden erfährt", sagte Mendo zu ihr, während er sich den Gürtel seiner schwarz gefärbten Wollhose anlegte und ließ den Satz bewusst unvollendet. Lena seufzte nur, während sie in ihre Schuhe schlüpfte. Ehrlich gesagt wusste sie nicht so recht, wie ihr Vater reagieren würde. Es war überaus unangemessen für die, in Zukunft, mächtigste Frau Venuas, im Geheimen mit dem Hauptmann der Stadtwache zu kopulieren. Wer war er schließlich schon?

SchöpferzornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt