17 - Krieg (3)

28 7 0
                                    

Pat hatte es sich vorhin schon gedacht und sah sich nun endgültig darin bestätigt, dass diese Dame, ebenso wie ihre Begleiterin, heute Nacht für eine ganz bestimmte Sache bezahlt worden war und demnach zu genau der Art Frauen gehörte, zu denen sich vor Kurzem auch Rekard Amwaldt vermeintlich aufgemacht hatte.

Seit er in der Hauptstadt weilte, hatte er sich schon nicht mehr der Wärme einer Frau hingegeben.

Das Mädchen neben ihm war mit großer Sicherheit älter als er, doch so wie sie aussah, so wie sie roch, das liebte er ganz besonders an ihrem Geschlecht. Er genoss es, wenn sie ihren Schleier fallen ließen, wenn sie sich auf die gleiche Stufe herabbegaben wie er, ihren Anstand vergaßen und sich frei ihren manchmal unglaublich verruchten Gelüsten hingaben. Und mittlerweile war er in dem beinahe gleichen Korsett gefangen. Nach Außen hin gute Miene machen, während es ihn im Innern nach mehr dürstete. Sie selbst musste sich um so etwas natürlich keine Sorgen machen. Sie war schließlich eine Hure und Gelüste waren ihr Geschäft.

„Was schaust du so, Junge? Heute Nacht kannst du mich nicht mehr haben", sagte sie plötzlich unvermittelt in seine Richtung. Erst jetzt bemerkte er, dass er die ganze Zeit über die Wölbung ihres Hinterns unter ihrem Rock fixiert hatte und ließ erst jetzt seinen Blick den ihren treffen.

„Ich hätte ja jetzt gesagt, dass ich mir nur ein wenig von deiner Schönheit gönnen wollte", erwiderte er daraufhin, „doch dir brauche ich mit solchen Sprüchen nicht zu kommen, habe ich recht?"

Sie lächelte, während der Wirt ihr einen Krug Bier auf den Tresen knallte. Er solle es auf die Rechnung Genivas setzen, gab sie schroff zurück und stürzte den Inhalt des Kruges zur Hälfte hinunter.

„Du hast Recht. Wer mir nur ununterbrochen auf den Arsch glotzt, der muss mir nicht mit Schönheit kommen", gab sie mit ihrer heiseren Stimme zurück und hielt sich rasch die Hand vor den Mund, um nicht laut hörbar aufzustoßen.

„Schankjunge!"

Gerade als er zu einer erneuten Antwort ansetzen wollte, war es Beers Stimme, die ihn jetzt auch noch vor einer Hure als Trottel dastehen ließ. Genervt presste er die Lippen zusammen, schnappte sich den großen Krug und begann wortlos an seinem Tisch nachzuschenken. Eukaris schien sein Vorhaben, oder konnte man es eher als Drohung verstehen, seiner Kella noch ein Kind machen zu wollen, intensiv zu verfolgen. Die Schankdame wirkte mittlerweile etwas weniger verkrampft, lachte ebenfalls verhalten, während der alte Wendt vehement versuchte mit seinem Kopf zwischen ihren Brüsten zu landen. Den Punkt, an welchem er nicht mehr weitertrinken sollte, hatte er schon längst überschritten. Ob seine Manneskraft überhaupt noch ausreichte um einen Bastard zu zeugen, durfte somit erst recht angezweifelt werden. Um Kella musste er sich also keine Sorgen machen.

Pat selbst besaß zweifelsohne noch genügend Kraft für heute Abend. Und wenn er schon hier sein durfte um zu trinken und somit eines der Verbote für Rekruten umging, warum sollte er nicht auch noch eine weitere untersagte Tat begehen und das Mädchen am Tresen beglücken? Auch wenn sie bereits einige Jahre älter war als er und damit nicht unbedingt seine bevorzugte Art von Frau darstellte, so sprach sein lange abstinent gehaltener Freund, das Schwert zwischen seinen Beinen, doch eine ganz andere Sprache.

Er erinnerte sich an den Pat aus seinem alten Leben, der es für erniedrigend hielt, sich zu einer Hure zu legen, aber wenn er sie einfach nicht bezahlte, sie auf anderen Wegen dazu brächte, wäre sie dann immer noch eine Hure?

„Warum verrichtest du die Arbeit dieser fetten Kuh?", fragte ihn jenes begehrte Ding, welches mittlerweile mit dem Rücken zum Tresen gewandt stand und ihn ganz offensichtlich bei seiner Tätigkeit beobachtet hatte.

„Eine verlorene Wette unter Kameraden", war die schnellste und beste Lüge, die ihm zuerst in den Kopf und anschließend über seine Zunge wieder hinausgeschossen kam.

SchöpferzornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt