07 - Die Geschenke der Mutter (3)

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Seine Hoffnung auf eine gesunde Rückkehr der Friedensdelegation aus Xemen schwand mit jedem Tag. Natürlich spielten da viele Faktoren eine Rolle. Hatten seine Leute den Regenwald überhaupt schon erreicht? Wenn ja, wäre da noch die Frage gewesen, ob sie den König denn auch in der einstigen Hauptstadt antreffen würden? Oder waren sie anderweitig aufgehalten worden? Er hatte seinem Friedenswächter, dem mutigen, jungen Idarta Huis'Belvosy zwölf von Hernaks besten Männern mitgegeben. Und doch, er hätte niemals auf seine Berater hören dürfen. Er hatte dreizehn Männer in den Tod geschickt, war ihm klar. Zet hatte es gewusst. Zet hatte immer Recht.

Von dieser einen Sache allerdings abgesehen, dachte sich Terek und überquerte die letzten Meter des Kaposiqi. Das Kinderlachen konnte er noch viele Schritte lang hören, bis es letztlich im Stimmengewirr der anderen Bürger unterging, die wie die fleißigen Arbeiter eines Bienenvolkes durch die beinahe schon überfüllten Straßen umherschwirrten.

Die Villa des schwarzen Prinzen fiel einem schon von weitem ins Auge. Nicht nur, dass sie viel größer als die anderen umliegenden Wohnhäuser war und auch deutlich über diese hinausragte. Es war auch der Kontrast zu des alles dominierenden, kargen rot-braun-gelben Sandsteins, der selbst vor der annähernd gleichgroßen Villa des Stadtverwalters Zur'Konyett und der Sonnenpyramide nicht Halt machte. Inmitten dieser einheitlichen Ödnis wurde man von der hauptsächlich schwarzen Fassade von Nkemayus Wohnsitz beinahe geblendet. Doch inmitten dieser schwarzen Farbe leuchteten weiß bemalte Fensterrahmen sowie die, von zwei Leibwachen behütete Eingangstüre, aus einem edlen Holz gefertigt, welches aus dem Regenwald stammte und das die Krysari als Königsholz betitelten. Terek glaubte, sich zu erinnern, dass die Königsbäume nicht gefällt werden durften, da dies demjenigen Unglück bringen sollte, doch passte dies bestens zu Nkemayu, der seit jeher nicht viel für solche ungeschriebenen Gesetze übrig hatte.

Das Schwarz und Weiß wurde zudem noch von den grün-gelben, wilden Rankenpflanzen ergänzt, die an dem bemalten Stein langsam empor kletterten und zumindest das untere Drittel der Villa somit in ein schön anzusehendes Pflanzengewand hüllten.

Das Grundstück war mit einem Zaun aus einfachem Palmenholz umzäunt. Dattelpalmen säumten den mit schwarzen und weißen Steinchen ausgelegten Fußweg zur Tür und spendeten, besonders in der Mittagshitze, angenehmen Schatten. Selbst die wilden Büsche passten sich perfekt in das Bild der gepflegten Anlage ein.

Die beiden Türwächter trugen den typischen doppelzackigen Speer als Waffe. Es waren Jungen aus dem Süden Namuns, was man an dem helleren Braunton ihrer Haut erkennen konnte. Quensy hatte die gleiche helle Hautfarbe. Tereks rechte Hand stammte aus Surme, der weißen Stadt im Südwesten, welche direkt am Meer auf einer Klippe thronte und vor dem großen Krieg einer der wichtigsten Anlaufstellen für die großen Handelsschiffe des Westens gewesen war.

Man nannte sie die weiße Stadt, da ihre Gebäude aus dem weißen Stein des nahen Steinbruchs erbaut wurde, welcher immer noch wichtigster Materiallieferant Surmes war.

Terek musste sich einen Augenblick gedulden, bis ihn der Hausherr empfangen konnte. Er streckte seinen großen Kopf mit der schwarzen Schafwolle auf dem Haupt aus der weißen Türe heraus und schenkte dem Hohepriester sein breitestes Lächeln von einem bis zum anderen Ohr.

Er wusch mit seinen riesigen Pranken seine beiden Wachen zur Seite und fiel Terek um den Hals, klopfte ihm fest auf die Schulter und lachte, wie es bei ihm eben üblich war.

Der schwarze Prinz hatte, womit auch immer er gerade beschäftigt gewesen war, mittendrin in seinem Schaffen gestoppt um den höchsten Stellvertreter des Muttergottes zu empfangen, wie er mit seiner lauten, forsch klingenden Stimme betonte. Der Prinz hatte noch breitere Schultern als Terek, seine Oberarme waren so dick wie die Oberschenkel manches Mannes. Um seine Schultern wehte ein feines, weißes Tuch, welches oberhalb seines Schlüsselbeins mit einer schwarzen Brosche zusammengehalten wurde. Unter seinem dicken Bauch hätte sich problemlos ein Kleinkind verstecken können. Das markanteste an Nkemayus Äußeren war allerdings nicht der riesige Futterspeicher, sondern der goldene Ring, den er durch seine Nase trug. Und obwohl Terek selbst eine stattliche Körpergröße genoss, überragte Nkemayu ihn sogar noch um wenige Zentimeter.

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