14 - Der Schatten des Königs (3)

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„Werter Hernak", sprach Terek zugleich an den Neuankömmling gerichtet, „es freut mich Euch bei bester Gesundheit zu sehen."

Ein weiteres, kurzes Nicken folgte als Antwort, während Hernak sich den schwarzen Bart, welcher seine komplette untere Gesichtshälfte verbarg, mit den Fingern seiner rechten Hand glattstrich.

„Mir ist zu Ohren gekommen", fuhr Terek fort, „dass es einen kleinen Disput zwischen Euch und unserem geehrten Stadtverwalter gegeben hat?"

Erneut beschränkte sich der Hauptmann auf ein schlichtes Kopfnicken, während er seinen breiten, muskulösen Oberkörper nach vorne schob und sich mit beiden Unterarmen auf dem großen Tisch abstützte: „Narr will meine Männer wegschicken", murmelte er daraufhin und vermied dabei demonstrativ den Blick zu besagtem Narren mit dem schiefen Auge.

Dieser begann sofort aufgeregt damit, sich zu verteidigen: „Eure Männer sollten die armen Seelen vor unseren Toren Richtung Süden begleiten, so wie es der Stellvertreter der Mutter vor seiner Abreise vorsah. Ich hätte euch genügend Wägen und Zugtiere zur Verfügung stellen können, doch ihr..."

Seinen letzten Satz beendete er nicht, da er die richtigen Worte anscheinend nicht finden konnte. Stattdessen winkte er empört ab. Kreum'Barbero, der stur in Tereks Richtung blickte, zeigte keine Gefühlsregung während der Antwort des Stadtverwalters. Er wirkte sichtbar entspannt und ließ sich keineswegs aus der Ruhe bringen.

„Ich verstehe Eure Situation", wandte sich Terek an seinen Hauptmann, „Ihr könnt nicht alle Eure Männer für dieses Unterfangen zur Verfügung stellen. Emorhor muss wehrhaft bleiben. Dennoch benötigen wir dringend eine Lösung, wie wir den Menschen da draußen Sicherheit gewähren können."

„Auf den Osten brauchen wir hierbei jedenfalls nicht zu hoffen", fiel ihm eine vertraute Stimme ins Wort. Der große Malto erschien in Begleitung von Quensy im großen Saal und huschte, leisen Schrittes, zu einem der vielen freien Stühle und ließ sich letztendlich zwischen Hernak und Yilbert nieder. Quensy hingegen wählte den freien Platz zur Rechten Tereks, wonach er schließlich zwischen ihm und Yilbert saß.

Endlich, so dachte Terek, war sein wichtigster Ratgeber und Informant zu der Runde gestoßen.

Doch auch Malto hatte in der Vergangenheit nicht nur kluge Ideen beigesteuert, gerade wenn er sich an den fürchterlichen Vorschlag erinnerte, die beiden nördlichsten Städte einer Belagerung durch Schwarzträne auszusetzen, nur um mehr Informationen über dessen Truppenstärke zu erhalten.

Terek hatte auf gute Neuigkeiten aus dem Osten gehofft, doch hörte es sich keineswegs danach an, als könne er mit solchen rechnen.

„Ich danke der Mutter dafür, dass sie Euch sicher zurück in die Hauptstadt geführt hat. Doch ich fürchte, ich muss Euch Eure Freude über die Rückkehr mit meinen Neuigkeiten verderben", sprach Malto gewohnt leise, seinen Blick nach unten gerichtet.

„Wir haben die östlichen Städte um Hilfe ersucht, uns bei der Aufnahme der Flüchtenden zu unterstützen. Die Stellvertreter der Mutter haben uns diese auch sofort zugesichert und entsprechende Maßnahmen umgesetzt."

Er machte eine kurze Pause, suchte Tereks Blick, der ihn angespannt anstarrte. Er ahnte bereits das Schlimmste.

„Organisierte Banden von Aufständischen haben nahezu zeitgleich in allen Städten ein blutiges Massaker unter den Anhängern der Mutter angerichtet. Sie nennen sich „die Befreier". Ihr Ziel ist es, sich dem Joch der Mutter zu entziehen, die sie als, verzeiht mir, aber ich gebe nur deren Worte wieder, Tasmanuks Fotze bezeichnen. Einzig Kapolor konnte den Aufstand, unter schweren Verlusten niederschlagen, ist jetzt aber praktisch isoliert und die Überlebenden somit auf kurz oder lang dem Tode geweiht."

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