Kapitel 6

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Der letzte Abend verlief wie jeder andere auch.
Dean rief nicht an und ich verbrachte die Zeit alleine in meinem Zimmer. Das Wochenende stand bevor und ich nahm mir vor mich erneut mit Cloe zu treffen.
Ich will nicht mehr alleine sein, ich habe es satt. Ich will Freunde haben, die Zeit für mich haben und mich nerven, bis ich Zeit finde um rauszugehen. Außerdem fühle ich wie ich tiefer und tiefer in das alte Loch zurückfalle und ich kann gar nichts dagegen tun. Therapie? Nein. Diesmal schaffe ich es alleine. Ich will nicht wieder mit jemandem über alles reden, was in meinem Leben vorgeht. Ich brauche Privatsphäre, wieso versteht das niemand?
Das Verhältnis mit meiner Mama bleibt weiterhin neutral, ich liebe sie wirklich sehr, doch manchmal ist sie einfach zu neugierig und zu über fürsorglich. Sie macht viele Überstunden, da uns das Geld mal wieder knapp wurde. Nach dem Umzug reichte es uns gerade so, noch ein Grund mehr wieso ich nicht verstand, warum sie so dringend umziehen wollte.
Das Thermometer im Flur verrät mir heute, dass es bereits jetzt schon 25 °C waren. Dabei ist es erst 10 Uhr.  Also beschließe ich meine Jeans, die ich zu meinem weißen schulterfreiem Top kombiniert habe durch eine Hotpants zu ersetzen. Schließlich habe ich nicht vor tatsächlich wie Schokolade zu schmelzen. Ich mache mir ein Brötchen mit Käse und Tomaten und schreibe Cloe, während ich dabei bin es zu essen.
'Heute Lust was zu machen?'
Nach drei Minuten schreibt sie auch schon zurück.
'Klar, zum Strand?'
Ich hasse es schwimmen zu gehen, aber es war jetzt schon verdammt heiß und ich habe nicht vor einzugehen, also stimme ich zu.
'Ich hol dich um 15 Uhr ab', schreibt sie.
Es war wirklich zum Vorteil eine Freundin zu haben, die ein Auto hat, das macht mein Leben gleich viel einfacher. Zum Beispiel muss ich nun nicht mehr bei der Hitze auf den Bus warten.
Ich mag Cloe, aber nicht nur wegen ihrem Auto, sie ist die Hand, die mich hält, seit Jessica mich losgelassen hat. Ich bin ihr so dankbar und sie scheint für mich in so vielen Wegen perfekt zu sein. Mein Leben lang bin ich gefallen und egal wie viele Menschen um mich herum waren, ich war alleine. Ich konnte mit niemandem so richtig reden, ich konnte auf niemanden zugehen. Ich war jedem egal. Ich fühlte es vom ganzen Herzen. Das war kein gutes Gefühl. Ich würde sowas niemandem wünschen.
Als ich höre, wie meine Mum die Treppe herunterkommt erwarte ich sie mit einem Grinsen im Gesicht in der Küche.
„Was ist denn heute los mit dir Grinse backe?“, sie zieht die Augenbraue hoch, als würde ich eine Sprache grinsen, die sie nicht versteht.
„Treffe mich mit Cloe, wenn das ok für dich ist, wir wollen zum Strand.“
Sie zog ihre Augenbraue erneut hoch.
„Wer ist Cloe?“, fragt sie skeptisch. „Meine neue Freundin.“, antworte ich mit meinem breiten Grinsen.
„Und was ist mit Jessica passiert? Habt ihr euch zerstritten?“ Ich schüttele mit dem Kopf, sie geht zur Theke, um sich einen Kaffee zu machen.
„Sie hat neue Freunde gefunden, also tue ich das auch.“
Sie schaut mich an und ich sehe zum ersten Mal nach einer sehr langen Zeit etwas in ihren Augen. Es war Stolz. Freude. War sie stolz auf mich? Sie war stolz auf mich!  Mein Grinsen wird noch breiter.
„Also ist es ok?“, frage ich neugierig nochmal nach. Sie nickt und strahlt. Das sind Momente die mich, nicht viel, aber ein ganz kleines bisschen aus meinem Loch ziehen. Ich brauche mehr von diesen Momenten in meinem Leben.
Als ich gerade hochwollte, um duschen zu gehen ruft sie: „Warte Bella.“
„Was gibts?“, ich drehe mich nochmal um. „Ich muss dir erst noch was sagen.“, sagt sie und aus der Freude in ihren Augen wird plötzlich Trauer. „Was ist passiert Mama?“

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