Kapitel 61

1.8K 63 0
                                    

Die Fahrt kommt mir ewig lang vor, obwohl das Krankenhaus nur 20 Minuten von uns entfernt ist.
Nervös rutsche ich auf dem Sitz hin und her. „Beruhig dich Schwesterherz.“, sagt Dean mit einer entspannten Stimme. „Ich kann nicht.“, fauche ich ihn an. Wie konnte er nur so entspannt bleiben?
Ich bin nicht sauer auf Dean und mittlerweile auch nicht mehr auf Kyle. Ich bin sauer auf mich selbst, weil ich nicht ans Handy gegangen bin, obwohl er mich wahrscheinlich braucht.
Dean macht die Musik an, die mir aber eindeutig zu laut war, also stelle ich sie leiser.
Er sagt nichts mehr, wahrscheinlich, weil er mir ansieht, dass ich Ruhe brauche.
Im Krankenhaus angekommen springe ich aus dem Auto und renne zum Eingang.
Ich frage eine Ärztin, die mir über den Weg läuft, wo ich Kyle Jefferson finde und sie führt mich zu seinem Zimmer.
Nachdem sie leise die Tür öffnet, laufe ich herein und sehe ihn auf dem Bett sitzen. Er hat eine Platzwunde am Auge und als ich diese Wunde sehe, umarme ich ihn einfach und fange unkontrolliert an zu weinen.
Das war alles deine Schuld, schreit mein Kopf mich an.
Stück für Stück stirbt ein Teil in mir.
„Es ist alles gut, Baby.“, er hält mich fest. Ich fange an noch stärker zu weinen, ich verliere mich selbst.
„Was ist denn los?“, fragt er besorgt. „Sag nichts, halt mich einfach fest okay?“, das war der einzige Satz, den ich rausbekomme, alles andere kam nicht aus meinem Mund.
Nach einer Weile beruhige ich mich und Kyle fragt erneut, was los war.
„Ich hätte ans Handy gehen sollen.“, sage ich schuldbewusst.
„Du hättest nichts verhindern können.“, beruhigt er mich.
„Ich habe dieses Foto gesehen und ich war so wütend, ich wollte eigentlich nicht, dass du dort überhaupt hingehst und jetzt bist du verletzt und ich ganz allein bin schuld.“, gestehe ich ihm.
„Nein, du kannst nichts dafür.“
„Doch, das kann ich!“, ich werde lauter.
„Es war meine Entscheidung dahin zu gehen, es ist allein meine Schuld, versteh das!“, schreit er zurück.
„Ganz ruhig Leute.“, platzt Dean herein.
Verwirrt schauen Kyle und ich uns an.
„Tut mir leid.“, sage ich und löse mich etwas von ihm.
Er versucht mich festzuhalten, also höre ich auf. Nachdem der Doktor da war und Kyle entlassen hat, steht er langsam auf und nimmt seine Jacke in die Hand. Dann gehen wir den Flur entlang Richtung Ausgang.
Kyle greift nach meiner Hand und so gehen wir zum Auto.
„Was ist mit dem Essen?“, fragt Dean uns.
„Wird stattfinden.“, sagt Kyle sicher. „Sicher, dass du das kannst?“, frage ich ängstlich.
„Ja mir geht es besser.“
Dann kommen wir bei Kyle zuhause an, er gibt mir einen Kuss auf die Wange und steigt aus.
Als er bis zur Tür gegangen ist, fahren wir wieder los.
„Bella? Was ist los?“, fragt Dean mich verwirrt.
„Ich weiß es nicht.“, sage ich unsicher.
„Du stellst doch nichts an oder?“, fragt er ängstlich.
„Noch nicht“
„Rede mit mir bevor du etwas machst, was du bereust.“, sagt er streng.
„Ich würde nichts bereuen können.“, sage ich und egal wie gemein es klingt, es war die Wahrheit.
Danach kommt nichts mehr von Dean. Ich fürchte er merkt, wie tief ich in meinem Loch festsitze, aber es ist mir egal was er jetzt denkt.
Es ist mir egal, ob er sich Sorgen macht oder ob er mir helfen will.
Es ist mein Leben, also beschließe ich, wann es zu Ende ist oder ob es weiter geht.
Ich weiß nicht was Schuld für meine Stimmung war. Wahrscheinlich die Realität.
Ich realisiere, dass nicht die Personen aus meinem Umfeld oder ich selbst Schuld an alldem haben, sondern ganz allein mein Leben. Ich bin einfach dafür bestimmt traurig zu sein und abgestoßen zu werden.
Für alle Leute bin ich wie ein riesiger Fels, der nicht alleine rollen kann. Daher versucht jeder mich zum Rollen zu bringen, was aber nicht so einfach ist, wie jeder denkt. Ich bin einen Schritt von einem professionellen Hilferuf entfernt und mit viel Überwindung hätte ich diesen Schritt gehen können.
Aber es ist mir egal. Mir ist alles egal. Ich sehe keinen Grund mehr, also lasse ich mich fallen.

Change Me (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt