Kapitel 24

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„Komm schon Bella, du kannst mir vertrauen.“, ich zögere kurz und sage mit all meiner Kraft: „okay“.
Er lässt mich los und wir setzen uns auf die Couch. „Es ist eine echt lange Geschichte.“, warne ich ihn vor.
„Und ich habe Zeit“, sagt er streng.
Also fange ich an zu erklären. Ich erzähle ihm, wie ich damals behandelt wurde und dass wir in den letzten Monaten ziemlich oft umzogen sind. Außerdem erzählte ich ihm von Dean, der uns allein ließ und von meiner Therapie in der Vergangenheit.
„Dir geht es nicht mehr gut, oder?“, er schaut mich hoffnungsvoll an. Ich schüttele den Kopf.
„Weißt du, egal wie viel Schlimmes passiert ist, ich würde dir sowas niemals antun.“
„Woher soll ich das wissen? Wie kann ich dir das glauben?“
„Das musst du nicht“, sagt er deprimiert. „Wie du dich entscheidest, das ist allein deine Sache und ich kann um dich kämpfen und für dich da sein, doch wenn du es nicht zulässt, kann ich nicht wirklich etwas machen.“
Ich schaue ihn an. Meine Schminke ist bisher, wahrscheinlich schon verschmiert, doch trotzdem, funkeln seine Augen, wenn er mich ansieht.
Ich zögere sehr lange, doch lege anschließend meine Hand auf seine und sage „Ich gebe dir eine Chance.“
In seinen Augen sehe ich Hoffnung. Sie strahlen so wundervoll. Er kommt näher und legt die Arme um mich. Er kommt mir nicht zu nahe, er fasst mich nirgendwo an, wo ich es für nicht richtig halte. Er drückt nur meine Splitter, in mir drinnen, die durch den ganzen Schmerz entstanden sind, ganz langsam wieder zusammen.
Es gibt keinen Kuss. Es gibt keine Berührungen. Es gibt nur uns beide, die reden.
Ich verstehe, wieso ich damals nicht aufgegeben habe. Wenn ich damals aufgegeben hätte, wäre Kyle jetzt alleine und ich hätte niemals die Chance gehabt, sein Getränk auf ihn zu kippen.
Es wurde spät und als ich sage, dass ich langsam gehen muss, bietet er mir an mich nachhause zu fahren. Ich willige ein und schreibe Dean, dass Kyle mich bringt.
Ich ziehe mir meine Schuhe an und warte, bis er fertig angezogen ist. Ich öffne die Tür und warte draußen auf ihn. Er führt mich zu seinem Auto und hält mir die Tür auf, damit ich einsteigen kann. Während der Fahrt, erfahre ich, dass er gerne Deutschrap hört und dass er Zara Larsson hübsch findet. Ich kichere, als er sagt „Sie wird aber niemals hübscher sein als du“ und in diesem Moment fühle ich mich gewollt. Ich durfte nicht sterben. Jemand brauchte mich.
Als sein Auto immer langsamer wird und vor meinem Haus anhält, will ich nicht aussteigen. Es ist so schön im Auto zu sitzen. Nur Kyle und ich, mit Musik und ohne meine Gedanken, die mich heruntermachen.
Ich flüstere ein liebevolles „Tschüss Kyle“ und lächle ihn ein letztes Mal an.
„Gute Nacht Bella“, flüstert er zurück. Ich steige aus und sehe ein letztes Mal nach hinten.  Er wartet bis ich an der Tür ankomme und hereingehe, erst dann fährt er los.
Als ich drinnen angekommen bin, stehen Mum und Dean neugierig an der Tür. „Wir wollen alles wissen“, sagt Dean frech.
„Er ist mir nicht mal ansatzweise zu nahegekommen. Er war sehr vorsichtig und ich bin selber überrascht Dean. Er ist perfekt.“
„Er hat nicht mal seine Hand auf dein Bein gelegt?“, fragt Dean unglaubwürdig. Ich schaue ihn an, dachte nach und antwortete stumpf: „Nein.“
Dean schaut Mum an und nickt überrascht.
„Ich freue mich schon ihn kennenzulernen“, sagt Mum und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
Beim Essen fragen sie nach wie es in der Schule läuft und ob denn alles gut wäre, worauf ich nur kurze antworten gebe, da ich es nicht einschätzen kann. Ich weiß nicht, wie zufrieden ich mit der neuen Schule bin.
„Möchtest du wieder eine Therapie Schatz?“, Mum schaut mich motivierend an.
„Ich glaube diesmal schaffe ich es alleine Mama“, antworte ich und umarme sie, bevor ich in mein Zimmer gehe, indem ich tot auf mein Bett falle. Ich habe diese Ruhe in meinem Kopf vermisst. Jetzt ist sie wieder da. Die Frage ist: wie lange.
Wie lange sind wir glücklich, bevor die nächste Enttäuschung uns trifft?

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