Kapitel 42

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Sina:

Es war Abends, saß auf dem Boden, angelehnt an der Wand und starrte seit mehr als drei Stunden einfach aus den großen Glasscheiben. Und stellte mir immer wieder die selbe Frage: Warum hatte ich sie fast geküsst? Ja, ich weiß, dass ich sie mochte, sehr sogar, aber trotzdem hätte ich es nicht soweit kommen lassen sollen. Was denkt sie denn jetzt nur? Ich wusste nicht mal, ob sie überhaupt so fühlte, wie ich. Warum sollte sie auch?! Sie verdiente was besseres als mich. Ich hätte sie gar nicht so nah an mich ran lassen dürfen. Warum? Dann tat es weniger weh, wenn ich sie verlieren würde,... und das würde ich. Vielleicht hatte ich es schon, sie war einfach gegangen und hatte sich bisher noch nicht gemeldet... Sollte ich sie anrufen? Und wenn sie mich hasst? Ich musste mich bei ihr melden, so oder so, ich hatte keine Wahl. Sie hatte ihr Handy bei mir liegen lassen. Ich wollte es gleich hinter mir bringen, es war ihr auch nur fair gegenüber. Also stand ich auf, zog mir eine dünne Jacke an, ich hatte nur ein Top davor getragen und stand schon vor ihrer Tür. Fuck. Ich wollte nicht. Aber irgendwie schon. Aber zum größten Teil nicht. Ein letztes Mal durchatmend klopfte ich dann, mit einem riesen Abstand von der Tür. Es machte auch Sarah auf, sie hielt ein Glas Wasser in der Hand. Hatte sie etwa geweint?! Ihre Augen waren ganz gläsern und wässrig... Scheiße. Was habe ich nur angerichtet?! "Sina?" Sie klang überrascht und ich wurde verlegen: "Ähm... Ich... Du... Du hast dein Handy vergessen." Hielt ich es ihr dann entgegen. Sie sah es kurz an, dann mich und senkte den Blick wieder: "Oh... Achso... Okay." Sie kam die zwei Schritte zu mir, stolperte allerdings. Ich musste mich ja irgendwie revangieren und hielt sie fest. Nur hatte sie ihr komplettes Wasser auf mich geschüttet... "Verdammt,... Tut mir so Leid." Richtete sie sich sofort wieder auf. Ich war echt nass, vor allem meine Jacke hatte es übel erwischt. Ich dachte nicht nach und zog sie aus. Ein Fehler. "Macht nichts."- "Nein, sorry. Tschuld-..." Sie stoppte. Zuerst wusste ich nicht warum, aber als ich dann ihren Augen folgte, wurde es mir klar. Sie sah sie. Meine Narben. Zumindest drei. Sie würde jetzt fragen, woher die kamen. Mit welcher Lüge sollte ich antworten? Autounfall? Sturz? Prügelei?... Nur fragte sie nicht. Sie streckte ihre Hand aus und strich über die eine an meinem Schlüsselbein. Ich bekam eine Gänsehaut... Sie schien über was nachzudenken,... und das gefiel mir nicht. Sarah war schlau, dass wusste ich, aber sie konnte die Geschichte von damals sich nicht herleiten. Dann abrupt zog sie ihre Hand weg und sah mich geschockt an, Wasser sammelte sich in ihren Augen. Was hatte sie?! "Du bist sie." Flüsterte sie dann. Von wem sprach sie? Ich hatte ein unangenehmes Gefühl. "Du bist das Mädchen aus Louras Geschichte." Versteinert stand ich da. Nein. Nein. ... Nein, nein, nein. Nein,... Sie konnte nicht,... Sie durfte es nicht wissen. Als sie merkte, dass ich nicht darauf reagierte, wusste sie, dass sie ins schwarze getroffen hatte. Falls die Story stimmen sollte. "Oh mein Gott." Hauchte sie ungläubig aus. Ich ging ein Schritt zurück, in meinen Augen hatten sich selber Tränen gebildet. "Sina..." Bevor sie ihren Satz zu ende reden konnte, hatte ich mich schon umgedreht und knallte die Tür meiner Wohnung hinter mir zu. Ich sank auf den Boden und ließ die Tränen lautlos meine Wangen runterrollen. Verzweiflung machte sich breit. Sie wusste es. Ich hatte sie endgültig verloren. Sie wird nichts mehr mit mir zu tun haben wollen... Wut stieg in mir auf. Wut auf mich selber. Drei Jahre. Drei fucking Jahre habe ich es einigermaßen geschafft meine Vergangenheit geheim zu halten und jetzt?! Jetzt bekam es ausgerechnet Sarah raus! Verzweifelt schmiss ich meine Krücken gegen die Wand und rollte mich heulend auf dem Boden zusammen. Warum werde ich nur so bestraft?! Warum ich?! Gott, ich hätte nie nach New York kommen sollen... Es tat so weh... Ich zog meine Jacke an und lief so schnell ich nur konnte aus diesem Haus. Ich musste weg hier, ich musste diesen Schmerz vergessen, ich wollte alles vergessen...

Sarah:

Hatte ich recht? Ich hoffte nicht... Aber mein Gefühl sagte mir, dass ich Sinas Geheimnis jetzt kannte... "Sschätzchen, wer war an der Tür?" Schrie meine Mutter aus dem Wohnzimmer. Waren alle waren gerade dabei meinen Liebeskummer mit Disney Filmen weg zuschauen... "Sarah?" Rief Dad nochmal meinen Namen und ich ging auch wieder ins Wohnzimmer. "Hey, du siehst a aus wie ein Zombie!" Scherzte Luke, als ich mit dem Blick auf den Boden, zu ihnen kam. "Wow, ist alles in Ordnung?" Wollte er dann wissen, als ich mich einfach wie versteinert auf meinen Platz setzte. "Was ist los?" Hatte ich alle Aufmerksamkeit, aber ich wusste nicht, wie ich es formulieren sollte... "Loura?" Sagte ich dann ihren Namen und bekam auch ein: "Ja?"- "Erinnerst du dich an die Ge-Geschichte, die du mal von dem Mädchen erzählt h-hast?" Sie nickte leicht. Ich sah, dass sie plötzlich nervös wurde. "Das Mädchen war S-Sina, oder?" Alle waren still. Jeder sah mich ungläubig an und dann Loura. Sie allerdings regte sich nicht: "Wie kommst du drauf?" Tränen flossen mir wieder mein Gesicht entlang: "Es war vor drei Jahren... Das Mädchen war ebenfalls 13. Du hast mal gesagt, dass ihr sie fast verloren hättet... Wie die Familie das kleine Mädchen. Die Anzahl der Familienmitglieder stimmen und ich habe die N-Narben gesehen." ... "Ist sie es?" Fragte ich nochmal mit zittriger Stimme. Ich hoffte, sie sagte Nein. Ich betete,... aber es kam nicht. Stattdessen nickte sie nur, mit wässrigen Augen: "Ja,.. S-sie ist das klein-e Mä-dchen." Obwohl ich es schon ahnte, traf es mich hart, wie alle anderen. Ich hatte ihre Geschichte schon die ganze Zeit gewusst,... Deshalb hat sie die Albträume. Deshalb mochte sie es nicht, wenn andere sie berührten. Deshalb hielt sie so viel Schmerz aus... "Es tut mir Leid... Ich wollte es euch ja sagen, aber Sina wollte nicht." Meinte Loura weinend, "Ich konnte nicht... Ich konnte sie nicht enttäuschen, sowie damals." Sophie nahm sie in den Arm. "Sie war einfach so jung... I-ich hätte ihr helfen können!" Ich merkte, wie Jane einen Arm um mich legte, aber ich nahm es kaum noch war. Ich konnte es nicht glauben...

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