Kapitel 73

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Sarah:

Seit zwei bzw. drei Tagen isolierte ich mich von allen. Ich schaltete mein Handy aus und versuchte mich mit lernen und lesen abzulenken. Unsere Beziehung war noch nicht vorbei, aber das würde sie bald und allein der Gedanke Sina loslassen zu müssen brachte mich wieder dazu den ganzen Tag zu heulen. Wie konnte sie mir das nur antun? Ich habe sie geliebt... Gott, ich liebe sie immer noch, aber warum sie mich nicht? War es wirklich so schrecklich sich in mich zu verlieben? Ich bereitete mich langsam darauf vor, dass wenn sie in fünf Tagen wieder käme allem einen Endstrich zu ziehen. Auch wenn ich das alles schon einmal durchlebt habe, das mit dem betrogen werden, tat es dennoch höllisch weh. Ehrlich gesagt war es schlimmer als das erste Mal, sehr viel schlimmer, weil ich zum ersten Mal wirkliche Gefühle für sie hatte. Es war mir klar, dass ich wahrscheinlich niemals aufhören könnte, sie zu lieben, aber ich konnte und wollte nicht länger. Was hatte es für einen Sinn in einer Beziehung zu sein, die nur einseitig läuft?

Ich hörte es klingeln und kurz darauf an meiner Tür klopfend: "Sarah, es ist für dich... Es ist wichtig. Sagte meine Schwester und ich hörte ihre Schritte weg von meiner Tür gehen. Für mich? Ich hatte zwar keine Ahnung was oder wer es war, aber ich zwang mich nachzuschauen. In meiner Leggings und einem Pullover ging ich zur Tür und als ich sie aufmachte, stockte mir der Atem. Ich hatte alles erwartet,... außer sie. Mir war zum heulen zu mute, als ich sie so vor mir stehen sah. Sie sah erschöpft aus, als hätte sie Nächte lang nicht geschlafen, aber das war von ihrem besorgtem Blick verdeckt. Ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr sagen, wie sehr ich sie vermisst habe, aber es meldete sich sofort die Wut in mir. Mich daran erinnernd, was sie mir angetan hat. "Hey,..." Sagte sie und kam näher. Wollte sie mich ernsthaft umarmen?! Ich stieß sie weg, zu ihrer Überraschung: "Wag es ja nicht mich anzufassen." Ich wollte die Tür zu knallen, aber sie schob schnell ihren Fuß dazwischen: "Was ist denn los?" Verarscht sie mich?! Ich lachte ironisch auf: "Was los ist? Du fragst mich ernsthaft, was los ist?!" Sie sah mich an, als hätte sie keine Ahnung, was hier gerade abging. Verdammt, sie war eine gute Schauspielerin, kein Wunder, dass ich auf ihre Masche reingefallen bin.

"Sarah, rede bitte mit mir!" Flehte sie mich an, während sie die Tür offen hielt. "Mit dir reden?" Ich konnte nicht verhindern, dass sich Wasser in meinen Augen ansammelte: "Ich habe dir vertraut, verdammt nochmal, ich habe dich über alles geliebt. Und das einzige, was du machst ist mich anzulügen und mit dem nächst besten ins Bett zu steigen?!" Perplex schüttelte sie den Kopf: "Was?! Wovon redest du da?" Ihre Lügen machten mich nur noch wütender: "Spar dir das. Ich habs gesehen in den Nachrichten! Du hast dich mit deiner Affaire getroffen und dich von Paparazzi abblitzen lassen, also lüge mich nicht an!" Sie sah kurz von mir weg, als würde sie sich plötzlich an etwas erinnern, das ihr nicht sonderlich gefiel: "Ich habe dich nicht betrogen, Sarah." Versicherte sie mir, als sie wieder aufblickte, aber ich glaubte ihr kein Wort. Ich musste mich mit aller Kraft zurückhalten. Ja, es tat weh, zu wissen, dass sie mich betrogen hat, aber schlimmer war es, dass sie es nicht einmal zu gab, obwohl ich die Beweise gesehen habe. "Bitte, glaub mir!" Flehte sie. Ihre Augen suchten meine, voller Verzweiflung, aber ich konnte einfach nicht. Ich musste selber erstmal klar kommen... Ich schüttelte meinen Kopf: "Geh." Sie bewegte sich nicht: "Bitte!" Ich wurde ungeduldig: "GEH!" Schrie ich sie schon fast an und das schockte sie etwas. Sie ließ zwar die Tür los, trotzdem versuchte sie es weiter: "Tu's nicht. Ich liebe dich!"

Diese Worte... Sie hatten mir so viel bedeutet, aber jetzt waren sie nichts weiter, als Lügen, Lügen, die mich zusammenbrechen lassen würden. "I-ich will dich nie wieder sehen." Brachte ich eher ruhig aus, versuchte so entschlossen wie nur möglich zu klingen. "Verschwinde aus meinem L-Leben." Es war so hart. Es war wirklich hart diese Worte über meine Lippen zu bringen. Noch härter war es, Sina dabei vor mir zu sehen. Alles zeigte mir, wie verletzt sie nach den Sätzen war. Ihre Augen wurden wässrig und ich hatte noch nie diesen Blick gesehen. Sie sah mich an, als hätte ich ihr gerade das weggenommen, was sie zum Leben brauchte. Ich konnte nicht länger und schloss die Tür. War das falsch gewesen? Nein, niemand verdient eine Beziehung, die auf Lügen aufgebaut ist und kein Vertrauen mehr da ist. Wieso habe ich aber das Gefühl, dass es die falsche Entscheidung war?! Vielleicht weil ich noch in sie verliebt war?

Ich stand da, die Tür anstarrend, mir erstmal klar werdend, dass ich es gerade wirklich beendet hatte... Ich habe meine Möglichkeit wirklich glücklich zu werden beendet... Ich habe irgendwie alles beendet. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten und ich wollte auch nicht. Sofort war meine Schwester bei mir und nahm mich in den Arm. Sie hatte alles mitgehört, die anderen drei auch und ich wusste, sie waren alle genauso geschockt wie ich von allem. Das hatten sie ganz sicher nicht erwartet. "Sshh, es wird alles wieder gut." Versuchte mich meine Schwester zu beruhigen. Es wir alles wieder gut?! Nein, wird es nicht. Ich wusste nicht einmal, wie meine Leben ab jetzt aussehen wird ohne Sina darin. Wie sollte ich es schaffen jeden Morgen aufzustehen? Wissend, dass ich ganz alleine sein werde, dass mein Herz nie mehr so schlagen würde, wie es es am meisten brauchte und liebte. Ich war alleine. Ja, ich hatte noch meine Familie und Freunde, aber trotzdem war ich alleine.

Ich würde nie über Sina hinwegkommen, sie war meine erste wirklich richtige Liebe gewesen...

"Komm, wir machen dir einen Ter." Wollte mich Sophie mit zu den anderen nehmen, aber ich schüttelte den Kopf: "N-nein, ich will alleine sein." Sie fand das keine gute Idee und ich konnte es verstehen. Wäre es umgekehrt, würde ich auch bei ihr sein wollen und versuchen sie auf andere Gedanken zu bringen, aber sie wusste, dass ich erstmal etwas Zeit für mich brauchte. Ich meinem Zimmer angekommen, rollte ich mich auf meinem Bett in eine Kugel zusammen, zog meine Beine fest an mich und weinte. Hoffend, dass der Schmerz irgendwann gehen würde... Würde er nicht, ich musste mit ihm noch sehr lange klar kommen, ich fragte mich nur, wie.

Ich lag den ganzen restlich Abend und die Nacht in meinem Bett und weinte durchgehend. Es kam immer wieder jemand rein, um nach mir zu sehen. Sie machten sich alle echt wahnsinnig Sorgen um mich, aber ich konnte ihnen einfach nicht mal ein Minimales Lächeln geben, ich konnte einfach nicht.

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