Chapter 69

17.2K 739 54
                                    


Die Sonne stand am höchstem Punkt des Tages und ich befand mich zusammen mit Jayden auf der Wiese.

Die erfrischende Herbstluft umwehte uns und die ersten Blätter fielen zu Grunde. Das Gras stand höher als noch im Sommer und auch der See erschien einem erloschen.

Ein Murmeln drang zu uns und gespannt blickten wir zur Pforte der Verließe.

Kayden, begleitet durch zwei Wächter, wurde von rechts und links in Gewahrsam genommen, während seine Hände mit den magischen Handschellen von Elijah daran gehindert waren, seine dunkle Gaben zu benutzen. Mit kalten Augen betrachtete er den Platz. Die Menschen, die ihn misstrauisch beobachteten und auch doch zeigte sich in ihren Augen eine durchschimmernde Angst, die nicht zu bändigen war.

Er ignorierte sie. Ignorierte sie alle und richtete seinen Blick langsam zu uns.

Sobald seine Augen mich erfassten, spannte sich sein Zwilling neben mir an und trotz dessen ich es versuchte, Jayden zu beruhigen, war mir klar, dass dieser Konflikt zwischen den beiden nicht einfach aus der Welt zu schaffen war.

Die Wächter schritten vor und zogen Kayden hinter sich her. Erneut atmete er die Luft an. Die Luft, die erfrischend sein musste, nach all den Jahren die er hinter Gittern verbracht.

Seit Jahren erblickte er wieder richtiges Tageslicht und doch zeigte er keine genaue Regung. Weder Freude, Neugierde oder Erleichterung spiegelten sich in seinen Augen wieder. Nein, viel mehr eine beängstigende Gleichgültigkeit.

Die Wachen blieben vor uns stehen und senkten gehorsam ihre Blicke zu Boden. Wenn Kayden schlau gewesen wäre, dann hätte er das gleiche getan. Jayden seine Gehorsamkeit gezeigt, doch es hätte seiner Art widersprochen. Seiner kalten Maske, die er aufsetzte.

Er wartete nicht auf die Worte, die aus Jaydens Munde fließen würden.

Er nahm es dem Alpha vorweg.

„Hallo, Bruder", sprach er mit seiner tiefen, rauen und zugleich so kalte Stimme und blickte ihn aus seinen erloschenen Augen an, die keine Liebe mehr zeigten. Die nicht widerspiegelten, dass es zwischen ihnen einmal eine so innige Bindung gegeben hatte.

Ein Raunen ging durch die Reihen und die Rudelmitglieder betrachteten gespannt das Geschehen. Sie warteten mit ihren wachsamen Augen, wie ihr Oberhaupt reagieren würde.

„Zeige mir deine Gehorsamkeit", erwiderte Jayden unterkühlt und deutete auf den Boden.

„Zeige mir deine Unterwürfigkeit", fuhr er fort und blickte seinen Zwilling, der für ihn schon längst nicht mehr der geliebte Bruder war, eindringlicher an und deutete erneut auf den Boden.

„Zeige mir, dass du es verdient hast, dass meine Gefährtin dich aus dem Verließ geholt hat", beendete Jayden es und knurrte diese Worte schon leicht. Und doch, es zeigte sich keinerlei Regung, weder in Kaydens Gesichtszügen, noch in seiner Haltung.

„Mach, was ich dir befehle!", knurr Jayden ihn mit seiner Alpha Stimme an und näherte sich drohend Kaydens Gesicht.

„Das werde ich nicht. Ich gehöre nicht mehr diesem Rudel an. Ich schulde dir weder meine Gehorsamkeit noch meine Unterwürfigkeit", antwortete Kayden gleichgültig. Sein Blick legte sich auf mich und er fuhr fort: „ Der einzigen Person, der ich auf diesem Platz Gehorsamkeit und Unterwürfigkeit schulde, ist mon amour, Sky. Sonst niemanden."

Überrascht blickte ich zu dem jungen Mann mit den dunklen Gaben, der nie Dankbarkeit zeigte, der auch mir nicht gehorchte und mich bedrohte.

Ein erneutes, empörtes Raunen ging durch die Reihen und Jayden blickte mich intensiv an. Ich musste es heute durchziehen.

„So sei es. Falle auf die Knie'", sprach ich und nickte ihm zu.

Und so geschah es wirklich. Langsam, aber bestimmt, sank Kayden auf die Knie. Legte seinen Oberkörper flach auf seine Oberschenkel und richtete seinen Blick zu Boden.

„Wir haben uns heute hier versammelt, um ein Bündnis einzugehen. Wie ihr alle wisst, will La Meundra sich an uns rächen. Sich rächen für eine Tat, die nicht wir begangen haben. Sie hat einen unserer angesehen Rudelmitglieder verflucht George benötigt meine Hilfe um wieder ins Leben zu kommen und damit dies geschehen kann, brauchte ich Kayden und sein Wissen.

Sein Wissen kann uns davor bewahren, dass wir viele geliebte Menschen in dem Kampf gegen La Meundra verlieren werden", erklärte ich mit klarer und feste Stimme und blickte den Rudelmitgliedern ins Gesicht.

„Ich weiß, dass ihr mich noch nicht allzu gut kennt. Ihr wisst, dass ich die zukünftige Luna sein werde. Ihr wisst, dass ich zumindest zu Anfang sehr aufmüpfig war. Aber ihr alle wisst auch, dass ich die Menschen, die mir am Herzen liegen mit meinem Leben beschütze und das würde keiner von euch anders machen. Ich kann euch noch nicht sagen, warum gerade ich euch alle retten kann. Doch ich bitte euch mir zu vertrauen. Mir Zeit zu lassen, um euch alles zu erklären", fuhr ich fort und leises Gemurmel folgte.

„Der Rat unseres Rudels hat lange überlegt und wir sind zu einem Entschluss gekommen", sprach ich nun und drehte mich wieder zu Kayden.

„Kayden Bloodthirsty, hebe deinen Kopf, richtete dich auf und blicke mir von Anlitz zu Anlitz entgegen", forderte ich den dunklen Zwilling auf und er gehorchte. Er zeigte mir seine Unterwürfigkeit.

„Du magst lange im Verließ gewesen sein, doch das könnte sich nun ändern. Wenn du deine Aufgabe ernst nimmst, mir helfen kannst meine Gaben zu kontrollieren und gemeinsam mit uns allen gegen La Meundra, der Hexentochter zu kämpfen, so wirst du als Gegenzug deine Freiheit geschenkt bekommen", sprach ich ernst und schockierte Blicke wanderten zu uns.

Und dieses Mal zeigte sich auch eine Regung in seinem Gesicht.

Er versuchte seine Gedanken zu ordnen, blickte zuerst verwirrt, doch schaute mich mit so einem intensiven Blick an, als wolle er mich entschlüsseln. Als ob er wissen wollte, ob dies der Wahrheit entsprach.

Ich hatte nie vorgehabt jemanden zu hintergehen.

Denn es war eines der schlimmsten Taten, die man begehen konnte, doch es ging in diesem Fall nicht anders.

Mit einem leichten Nicken bedeutete ich ihm, dass es der Wahrheit entsprach und doch untersuchte sein Blick mein Gesicht weiter.

„Und so frage ich dich nun, nimmst du das Angebot an und trittst dem Bündnis bei?", erklang meine Stimme erneut.

„Ja, ja mon amour, ich trete den Bündnis bei und werde alles befolgen", antwortete er und Stille folgte.

Eine Stille voller Unglauben, Angst und doch auch in manchen Ecken Erleichterung. Eine Erleichterung, dass wir nun eine Chance hatten.

Eine Chance die Hexentochter dem Boden gleich zu machen.


So, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, denn ehrlich gesagt bin ich eigentlich sehr zufrieden damit.

Was glaubt ihr? Wird Kayden wirklich alles befolgen? Werden die Rudelmitglieder Sky wirklich blind vertrauen?

Schreibt es gerne in die Kommentare :)

x X R A V E N 1 2 X x

The Alpha's Mate - She's mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt