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Theresa

Ich streiche mir zum gefühlten hundertsten Mal das rosafarbige Kleid glatt. Meine Haare habe ich mir kunstvoll zusammengesteckt,so wie es mir meine Mutter einen Monat lang versucht hat beizubringen,damit ich ordentlich aussehe.

An meinen Ohren hängen jeweils zwei Kreolen hinunter,eine silberne,zierliche Kette ziert meinen Hals. Als es dann an der Tür klingelt,laufe ich mit langsamen Schritten aus meinem Zimmer,damit mein Haar und das Kleid so bleiben,wie ich es mir gerade gerichtet habe.

Ich laufe die Treppen hinunter und direkt ins Wohnzimmer. Liam,Mr und Mrs Collins sitzen bereits auf ihren üblichen Plätzen und meine Mutter hantiert in der Küche herum. Als sie mich erblicken,stehen alle drei gleichzeitig auf.

Mrs Collins läuft zu mir und küsst mich links und rechts auf die Wange. Ich lächle sie an und im nächsten Moment steht auch schon
Mr Collins vor mir und klopft mir auf die Schulter,ein breites Lächeln im Gesicht. ,,Schön dich zu sehen,Theresa"
,,Gleichfalls,Mr Collins"

Ich wende mich von den beiden ab und laufe zu Liam. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und flüstert mir ins Ohr. ,,Schön siehst du aus"
Ich senke für einen Augenblick den Blick,um im nächsten auch ihn zu mustern. Er trägt ein schwarzes Hemd,eine schwarze Anzugshose,seine Haare sind nach hinten frisiert und seine Brille sitzt auf seiner Nase. ,,Du auch" Über seinem Gesicht breitet sich ein fettes grinsen aus.

,,Setzt euch alle",flötet meine Mutter fröhlich. Liam und ich nehmen gegenüber Platz,meine Mutter setzt sich neben mich. Ich sehe sie von der Seite an und würde am liebsten mit den Augen rollen. Ihre roten Lippen,sind zu einem Lächeln verzogen,ihre Haare in perfekten Wellen gestylte.

,,Theresa Schatz,leg den Collins bitte etwas auf den Teller,ja?" Ich zwinge mich zu einem Lächeln und nicke. ,,Aber natürlich,Mutter"

Ich stehe auf,belade nach und nach die Teller und lächle jeden,inbegriffen meine Mutter an. ,,Wo ist Lily?",fragt Mr Collins in die Runde. ,,Bei einem Klassenkameraden,sie sollte aber jeden Moment hier sein",sagt sie entschuldigend.

Wie aufs Stichwort klingelt es an der Tür. ,,Theresa Schatz,könntest du?"
Als hätte ich eine andere Wahl. Ich streiche über mein Kleid und laufe dann durch das Wohnzimmer zur Tür. Ich reiße sie auf und starre auf einen breiten Oberkörper. Mein Blick wandert nach oben,direkt in die grünen Augen von Jamie.

Er sieht mich von Kopf bis Fuß an,verzieht den Mund,als hätte er etwas schlechtes gegessen. ,,Danke fürs fahren",höre ich Lilys Stimme. Ich spüre,wie sie an mir vorbei ins Haus läuft,doch ich starre immer noch in diese grünen Augen.

,,Von wo ist das Kleid,aus der Rentnerabteilung für verklemmte Omis?"
Ich sehe an mir hinunter und dann wieder ihn an. ,,Und diese Frisur,Theresa du bist keine 80.  Das grenzt schon an Körperverletzung"

Ich will gerade etwas sagen,als die Stimme von Liam ertönt. Sie lässt mich zusammenzucken. ,,Tessa,ist alles gut bei dir?"
,,Ja",schreie ich. ,,Ich komme" Ich sehe ihn noch einmal finster an und knalle dann ohne ein Wort zu sagen, ihm die Tür vor der Nase zu.

,,Was hast du solange gemacht?",fragt Liam und ich werde nervös,obwohl es keinen Grund dafür gibt. ,,Ich habe nur die Uhrzeit für die nächste Nachhilfestunde ausgemacht",Lüge ich und sehe weg.

,,Wie läuft das Studium,liebes?"
Mein Blick wandert zu Mr Collins. Mit seinem grau meliertem Haar und der großen Brille auf der Nase,hat er eindeutig Ähnlichkeit mit Liam.

,,Bis jetzt läuft es gut,in der letzten Klausur,hatte ich die volle Punktzahl"

,,Das hört sich doch gut an,in drei Jahren,wenn ihr beide fertig seid,könnt ihr heiraten",sagt Mrs Collins und ich verschlucke mich an meinem Wasser. Ich halte die Luft an,um nicht laut los zu husten und warte,bis ich mich beruhigt habe.

Ich sehe hilfesuchend zu meiner Mutter,doch ihre Augen fangen an zu strahlen,dann sehe ich zu Liam,weil ich denke,dass er wie ich denkt,doch er grinst. ,,Das hört sich doch super an,nicht wahr Theresa?" Alle sehen mich an und ich muss schlucken.

,,Schließlich ist uns allen klar,dass es niemand anderen geben kann,als euch. Ihr seid füreinander bestimmt und kennt euch euer Leben lang",sagt Mrs Collins.

,,Theresa,spricht nur aus den höchsten Tönen von Liam",sagt meine Mutter. Ich sehe hilfesuchend zu Lily,flehe sie an etwas zu sagen. ,,Die zwei sind doch viel zu jung zum heiraten. Man kann auch zusammen sein ohne gleich zu heiraten"

,,Lily",ruft meine Mutter empört. ,,Du weißt ganz genau,dass die zwei erst verheiratet sein müssen,damit sie ein richtiges Paar sein können"

,,Mutter",zische ich beschämt. Ich habe wirklich keine Lust,dass sie über Liam und mich redet,während wir hier anwesend sind.
,,Ihr zwei könnt nicht ohne einander.
Wieso sollte man dann noch warten? Drei Jahre sind eine gute Zeit,um alles unter einen Hut zu bringen. Dein Vater und ich haben direkt nach unserem Collageabschluss geheiratet"

Am liebsten würde ich sie anschreien. Und wo ist er jetzt? Doch stattdessen stecke ich mir eine Gabel in den Mund,um nicht laut los zu schreien. Natürlich will ich Liam heiraten,aber nicht dann,wenn es meiner Mutter passt.
Ich sehe zu ihm herüber und dann wieder weg. Er ist mein bester Freund seid ich denken kann,ich will mit ihm zusammen sein.

Nach dem Abendessen,verabschiede ich mich von den Collins und nehme Liam in den Arm. ,,Viel Glück morgen bei deiner Prüfung,du schaffst das" Er lächelt mich sanft an. ,,Wieso gehen wir nochmal nicht auf dieselbe Uni?",fragt er mich und ich zucke mit den Schultern. ,,Weil du Chemie und Mathe und ich Literatur und Deutsch studiere",antworte ich lachend.

,,Stimmt,du willst ja Autorin werden"

,,Und du ein Lehrer,den jeder hasst",sage ich lachend und schlage ihm spielerisch auf den Arm. ,,Wir sehen uns,Tess" er beugt sich zu mir hinunter und haucht mir einen Kuss auf den Mund,dann dreht er sich um und verlässt das Haus.

Wütend laufe ich zurück ins Wohnzimmer und starre meine Mutter an. ,,Was sollte das,Mutter?" ,,Was denn?",fragt sie unschuldig. ,,Das weißt du ganz genau."
,,Was habe ich denn gesagt? Ihr werdet heiraten,für dich gibt es nur Liam,oder etwa nicht?",fragt sie mich misstrauisch.

,,Hinterfrage mich nicht ständig. Denkst du etwa ich treffe mich während den 5 Minuten in denen ich alleine bin mit anderen Jungs?
Ich würde Liam niemals hintergehen,wann verstehst du das endlich? Ich bin nicht Vater"

Sie sieht mich an,als hätte ich sie geschlagen,doch sie erholt sich schnell davon und sieht mich mit ihrer versteinerten Miene an. ,,Rede in einem anderen Ton mit mir,Theresa. Ich bin nicht dein Vater,ob du wie er bist,wird sich noch herausstellen"

Ich schnaufe,kehre ihr den Rücken zu und gehe.Wie kann sie mich und Vater auch nur im selben Satz erwähnen? Wie kann sie überhaupt so von mir denken? Liam und ich gehören zusammen,ich würde niemals etwas tun was ihn verletzt. Niemals.

Verbotene Gedanken Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt