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                               Theresa

Wir sitzen schweigend im Wagen von Jamie,starren auf das große Haus der Whites und warten. Die Woche ist viel zu schnell an uns vorbei gezogen,denn jetzt ist schon Weihnachten.

Ich kann Jamies schweren Atem hören,kann mein klopfendes Herz nicht beruhigen,egal wie sehr ich mir einrede,dass alles gut laufen wird.
Ich sehe zum gefühlten dreißigsten Mal auf die Uhr. Es ist genau 19 Uhr 56. Wir sollten um 19 Uhr hier sein,wir sind es seit 18 Uhr 50.

Ich habe unzählige Nachrichten von meiner Mutter in den letzten Stunden bekommen. Wütende,enttäuschende,anklagende und herumkommandierende Worte. Ich fühle mich schuldig,dass ich heute nicht zuhause bin,weil ich weiß,wie sehr Lily Weihnachten liebt.

Weil ich weiß,dass auch wenn Mom äußerlich stahl hart ist,eigentlich auch nur ein Mensch mit Gefühlen ist. Sie vermisst Dad.
Er hat Weihnachten geliebt,bevor er einfach verschwunden ist. Ich liebe ebenfalls Weihnachten.

Mein Blick geht zu Jamie,der angespannt aus dem Fenster starrt,die Zähne fest zusammengebissen,die Hände zu Fäusten geballt. Er will nicht hier sein,er fühlt sich unwohl. Am liebsten würde ich ihm die Last von den Schultern nehmen,einfach das Auto starten und mit ihm weg fahren,doch ich tue es nicht.

So sehr er es hasst hier zu sein,umso mehr hasst er es keinen Kontakt zu seiner Familie zu haben. Ich lege meine Hand um seine,streiche sanft darüber,tue es solange,bis er sich zu entspannen beginnt.

Er sieht zu mir auf,ich kann Angst und Zweifel in seinen Augen erkennen. ,,Ich habe Angst",sagt er leise und mein Herz schlägt schneller,als er mir noch tiefer in die Augen sieht. Es schlägt schneller,weil er so offen mit mir spricht.

Ich hebe die andere Hand,lege sie ihm über die Wange. ,,Ich bin bei dir,Jamie,egal was ist,ich bin bei dir" Er sieht mich fragend und zweifelnd an. ,,Und wieso? Ich frage mich das jeden Tag,wieso bist du noch hier?"

Ich näher mich mit meinem Gesicht seinem. ,,Weißt du das nicht?",frage ich leise und er schüttelt den Kopf. ,,Es gibt genügend Gründe,doch der wichtigste ist,dass ich in dich verliebt bin"

Ich versuche ihm dabei fest in die Augen zu sehen,auch wenn ich am liebsten wegrennen würde. Ich habe es laut ausgesprochen,laut ausgesprochen,was ich all die Wochen schon wusste. Seine Pupillen weiten sich,er schluckt.
Seine Hand unter meiner beginnt zu zittern und ich habe Angst,dass ich ihn verschreckt habe.

,,Du bist in mich verliebt?"

Ich nicke,weil ich nicht weiß,was ich sonst tun soll. ,,Tess,ich-" Die Wagentür wird aufgerissen,wir springen auseinander.
Fiona sieht grinsend zu uns. ,,Papa meinte,dass ich nachsehen soll,ob ihr nicht schon doch da seid und er hatte recht"

Jamie lässt meine Hand los und steigt aus dem Wagen. Fiona öffnet die Hintertür des Wagens und packt sich die Geschenketüten und rennt wieder ins Haus. Ich folge Jamies Beispiel und steige ebenfalls aus.

Ich unrunde den Wagen und stelle mich vor Jamie,sein Blick wieder undurchlässig.
Ich streiche mir nervös über das rote Kleid,streiche mir eine Locke hinters Ohr.

,,Bist du nervös?",flüstert er und ich nicke.
,,Ein wenig" Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Du siehst wunderschön aus,das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen" Mein Bauch beginnt zu prickeln,ich packt sein Gesicht,er neigt sich mir zu und küsst mich zärtlich auf den Mund. ,,Können wir nicht einfach wieder gehen?"

Ich muss mir ein lachen verkneifen. ,,Kommt ihr?" Jamie löst sich stöhnend von mir,nimmt meine Hand und läuft auf die Tür zu,an der gerade noch Fiona gestanden hat.

Verbotene Gedanken Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt