Verbotene Gedanken Teil 2

Epilog

                                  Jamie

Ich stehe vor dem Grab von Art,streiche über die Buchstaben,lege die Blumen auf das Grab. Tessas Hand liegt auf meiner Schulter,sie ist bei mir,gibt mir Kraft.

Ich drehe mich zu ihr um,sehe ihr in die vertrauten Augen,suche halt in ihnen.
Sie streicht mir über die Wange,drückt mir einen sanften Kuss auf den Mund und nimmt vorsichtig meine Hand.

Ich sehe ein letztes Mal auf das Grab zurück,versuche die Tränen zu unterdrücken und verabschiede mich stumm von ihm.

Alison,Fiona,Lenny,Dean und die zwei kleinen,stehen weiter abseits von uns und laufen wieder zurück zum Auto. Heute,ist sein Geburtstag. Heute,vor einem Jahr,hat Tessa mir das Ja-Wort gegeben.

Ich sehe auf unsere verschränkten Hände,der Ring an ihrer Hand funkelt im Sonnenlicht.
Ich führe ihre Hand an meinen Mund und hauche einen Kuss darauf. Ihre Wangen fangen an zu glühen,sie schenkt mir ein bezauberndes Lächeln.

Dieses Mal verlasse ich den Friedhof im wissen,dass alles gut werden kann,dass wenn man fest daran glaubt,auch mal die Sonne scheint.

Nicht jeder ist verloren,nicht jeder muss den Kampf gegen sich selbst verlieren. Art hat ihn verloren,ja,aber ich nicht. Ich stehe noch hier,zusammen mit der Liebe meines Lebens,zusammen mit meiner Familie.

Ich habe es geschafft,habe die tiefe Dunkelheit vertrieben,habe mich zurück ins Leben gekämpft. Es ist nicht zwecklos zu kämpfen,manchmal lohnt es sich.

Ich weiß wie schwer es sein kann,ich weiß wie unglaubwürdig es für einen betroffen klingen mag. Ich habe es selbst nicht geglaubt,nie. Jedes Mal,wenn mir jemand gesagt hat,dass es besser wird,dass man nicht immer traurig sein wird,habe ich nur den Kopf geschüttelt.

Für mich gab es nur Regen,Dunkelheit,Hass,Angst,Verzweiflung,
doch jetzt sehe ich es deutlich vor mir,jedes Mal wenn ich Tessa ansehe,sehe ich das Licht,die Sonne,die Wärme,den Tag.

Es gibt Leute die weinen,es gibt Leute die immer noch in diesem tiefen Loch fest sitzen,doch ich bin es nicht,nicht mehr.

An manchen Tagen ist es immer noch schwer für mich glücklich zu sein,an manchen Tagen verkrieche ich mich und zweifle an allem,doch dann ist Tessa da und zeigt mir,wie schön das Leben sein kann. Sie zeigt mir,dass es okay ist manchmal an sich selbst zu zweifeln.

Ich habe gelernt,dass man nicht immer glücklich sein muss,dass man auch mal weinen darf,dass man schreien und seine Wut raus lassen darf. Man sollte nur nie vergessen,dass da jemand ist,der auf dich wartet und dich glücklich macht.

Ohne Tessa wäre ich nicht mehr hier,ohne sie würde ich neben Art liegen. Ich verdanke ihr alles. Mein Leben,mein Glück,einfach alles.
Ich sehe zu ihr,sie sieht zu mir. Ich kann nicht anders als zu Lächeln,weil sie einfach so wunderschön ist.

,,Ich liebe dich",flüstere ich. Worte,die ich früher für eine Lüge gehalten habe.Worte,die ich früher nicht einmal für Geld gesagt hätte und doch sage ich sie,weil es so ist. Ich liebe sie,liebe sie mehr als alles andere auf der Welt.

Ihre Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln,sie zieht mich an sich und vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals. Ich spüre Ihren heißen Atem auf meiner Haut. ,,Ich liebe dich",flüstert sie.

Zusammen steigen wir in den Wagen,ich nehme Lila auf meinen Schoß und Tessa drückt Art gegen ihre Brust. Alison dreht sich zu uns um,ein warmes Lächeln umspielt ihre Lippen. Ihre Blick wandert von Lenny,zu Fiona,von Lila,zu Art,von mir zu Tessa und schließlich zu Dean. Sie seufzt zufrieden,lächelt,ohne etwas zu sagen.

Mein Blick schweift ebenfalls über meine gesamte Familie. Ich habe eine verloren und eine dazu gewonnen. Meine Eltern,waren nie wirklich meine Eltern,sie waren nicht meine Familie. Alle hier im Wagen,alle wichtigen Personen,samt Mrs Thompson,die auf uns wartet,gehören zu mir,genau wie Smith und Nilson,Liam und Ela,die seit einem Jahren jetzt ein Paar sind.

Ich liebe sie alle,bin glücklich sie in meinem Leben zu haben. Natürlich hätte ich Art gerne an meiner Seite gehabt. Es ist unfair,dass wenn einmal das Glück auf unserer Seite ist,er es nicht miterleben darf,dass er nur die schlechten Seiten des Lebens kennenlernen durfte,aber ich bin mir sicher,dass er uns mit einem zufriedenen Lächeln beobachtet.

Ich werde ihn immer bei mir haben,direkt über meinem Herzen. Sein Name,genau wie der von Tessa,sind für immer auf meiner Haut verewigt. Jeder Herzschlag wird mich an Art erinnern,genau wie an Tessa,wenn sie einmal nicht bei mir ist.

Ich schiele zu Tessa,die Grimassen schneidet,um Art zum Lachen zu bringen.
Ich lege meine Hand auf ihr Knie,sie sieht zu mir auf. ,,Wir müssen auch welche machen",sage ich,während ich Art ansehe.

,,Wir sollten sofort damit anfangen,wenn wir zuhause sind",füge ich hinzu,während Tessa rot anläuft und Dean laut zu lachen beginnt.

Ich liebe das Leben,ist das erste was mir durch den Kopf schießt.

-Ende-