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Jamie

Es ist mitten in der Nacht,ich bin stockbesoffen,nachdem ich die halbe Nacht am Tresen gehockt habe. Nancy war dieses Mal nicht da um mir einen Vortrag zu halten.

Ich irre durch die Straßen,weiß nicht wohin mit mir. Tessas Gesichtsausdruck will einfach nicht aus meinem Gedächtnis verschwinden,egal wie viel ich trinke. Sie sah gebrochen aus,traurig,ihre Stimme,ihre Tränen,der enttäuschte Blick und das alles nur wegen mir.

Ich habe sie enttäuscht,wie ich jeden enttäusche. So wie mich jeder enttäuscht,bis auf sie,sie hat mich noch nie enttäuscht,doch jetzt ist es eh vorbei. Vorbei,bevor es überhaupt begonnen hat.

Ich setze mich auf die Bank vor unserem Haus. Ich weiß nicht wieso ich hier bin,genau hier wo mich jeder enttäuscht hat,genau hier,wo ich eigentlich nicht sein will.

Genau in solchen Momenten vermisse ich Art am meisten. Er hätte mich verstanden,das weiß ich. Er hätte mir zugehört,bis die Sonne aufgegangen wäre. Er wäre an meiner Seite geblieben,bis ich mich wieder unter Kontrolle gebracht habe. Er hätte mir mit Tessa geholfen.

Ich starre in den schwarzen Himmel,frage mich,was ich hier eigentlich noch mache. Ich bin an einem Punkt angelangt,in dem ich realisiert habe,dass das Leben keinen Sinn macht.

All das Gerede,dass es besser wird,dass es nicht immer Nacht,sondern auch Tag sein wird,dass es auch mal scheint und nicht nur regnet,löst in mir schon den Wunsch zum Selbstmord aus.

Alles verdammte lügen,als würde es jemals besser werden. Als würde ich jemals lachend durch die Straßen laufen. Ich hasse das Leben,ich hasse es auf dieser Erde zu sein,ich hasse es zu atmen.

Ich existiere nur um mich zu betrinken,weiter nicht. Es würde nicht einmal einen Unterschied machen,wenn ich weg wäre. Niemand würde es bemerken,niemand würde einen Verlust erleiden,niemand.

Deshalb frage ich mich,was ich hier noch mache,wieso ich mich Tag für Tag aufrapple um den beschissenen Tag zu überstehen. Es könnte so einfach sein,ich könnte alles beenden,könnte den Schmerz,der mich Tag täglich in die Knie zwingt,los werden.

Ich könnte es Art gleichtun,doch ich tue es nicht. Ich kann nicht. Ich hasse es,dass Art weg ist,ich verurteile ihn dafür,dass er diesen Weg gegangen ist und doch beneide ich ihn dafür,dass er so mutig war es zu tun.

Ich bin es nicht. Nicht weil ich Angst vor dem Tod habe,nicht weil ich das Leben vermissen werde. Ich habe Angst,dass meine Familie einen zweiten Verlust nicht übersteht. Ich will Ihnen das kein zweites Mal antun,ich will nicht wie Art enden,will seinen Fehler nicht wiederholen.

Ich frage mich ob Tessa mich vermissen würde,ob sie traurig wäre,wenn ich nicht mehr da wäre. Ich würde sie gerne fragen,würde am liebsten in ihren Kopf schauen können.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist,seit ich hier gewesen bin. Eine Woche? Zwei? Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Mit wackligen Beinen stehe ich auf. Mein Fuß knallt gegen eine Ecke,laut schreie ich auf.

,,Fuck"

Es tut höllisch weh und mir ist schlecht. Bevor ich etwas dagegen tun kann,habe ich mich schon gekrümmt und übergebe mich lautstark auf den Rasen. Ich höre wie die Tür aufgerissen wird. Will eigentlich weg von hier,doch die Übelkeit lässt es nicht zu.

,,Scheiße",stöhne ich.

,,Jamie?"

Ich sehe auf,es ist jedoch zu dunkel um Dean zu erkennen. ,,Jamie,was machst du hier?"

Verbotene Gedanken Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt