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                                Jamie

Schwitzend und mit schwerem Atem,wache ich auf. Ich sitze kerzengerade und versuche mich zu erinnern wo ich bin. Als das Bett quietscht,rast mein Herz,als sich jemand neben mir bewegt,schlägt es noch schneller.

Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und mir wird klar,dass ich im Hotel bin und neben mir Tessa tief und fest schläft. Ich versuche mich wieder zu beruhigen,es war nur ein Alptraum. Dämlich und nicht real,doch meine Hände zittern immer noch,als hätte ich einen epileptischen Anfall.

Ich habe von Art geträumt,habe ihn gesehen,wie er an diesem Seil hing und mich mit leeren,toten Augen,angesehen hat.
Er hat mir die Schuld an seinem Tod gegeben,hat mich angeschrien und gesagt,dass ich hätte an seiner Stelle in diesem Grab liegen müssen.

Es hat sich so verdammt Real angefühlt,ich habe wirklich geglaubt ihn zu sehen. Immernoch schwer atmend,schweift mein Blick zu Tessa. Ihr Gesicht ist zu mir gewandt,der Mond scheint direkt darauf.
Ihre Lippen leicht geöffnet,ihr Haar um das Kissen verteilt. Ihr Körper bewegt sich bei jedem Atemzug und erst jetzt fällt mir auf,dass außer sie nie jemand neben mir geschlafen hat.

Ich bin nie neben einem Mädchen eingeschlafen,habe nie länger als nötig mit ihnen Zeit verbracht. Es ist ungewohnt und doch gut. Ich kann meinen Blick nicht von ihrem Gesicht nehmen. Am liebsten würde ich darüber streichen,doch ich tue es nicht.

Ich löse meinen Blick wieder von ihr und starre in die Dunkelheit. Ich frage mich wie die Nächte für Art gewesen sein müssen. Hat er auch bizarre Dinge geträumt? Hat er auch am ganzen Körper gezittert,als wäre ihm kalt?

Oft frage ich mich,ob es jemanden in seinem Leben gegeben hat,für den er mehr empfunden hat,ob da jemand draußen ist,von dem ich nicht weiß und die still und heimlich um ihn trauert. Ich kann es gar nicht glauben,es sind mittlerweile mehr als vier Jahre vergangen,seit er weg ist.

Es fühlt sich an,als hätten wir die Nachricht erst gestern erhalten. Ich vermisse ihn,in meiner Brust zieht es,mein Herz brennt.
Mein ganzer Körper bebt,ich bekomme nur noch schwer Luft. Mein Hals fühlt sich an,als würde jemand zudrücken. In meinem Magen zieht sich alles zusammen.

Wie die letzen Minuten vor seinem Tod wohl gewesen sein müssen? Wie hat er reagiert,als ihm gesagt wurde,dass er sterben wird? Wie hat es angefühlt alleine zu sein? War es für ihn genauso schlimm wie für mich oder doch schlimmer?

Das Atmen fällt mir immer schwerer.
Mir wird schon schlecht und schwindelig.
Ein und aus atmen,das kann doch nicht so schwer sein. Ich balle meine zitternden Händen zu Fäusten,doch es bringt nichts,ich kriege keine Luft mehr. Aus meinem Hals steigt ein merkwürdiges Geräusch auf.

,,Jamie?" Die Stimme von Tessa ertönt,doch ich höre sie gar nicht. ,,Ist alles gut bei dir?" Ihre Hand legt sie auf meine Schulter,ich zucke zusammen,starre weiter ins nichts,versuche weiter zu atmen.

,,Jamie" Ihre Stimme rückt in die Ferne.
Am liebsten würde ich nach ihr rufen,Sie bitten,dass es aufhört,doch ich kann nicht,kein Wort verlässt meine Lippen,weil ich gerade ersticke.

Das Licht geht an,das Bett quietscht. Aus dem Augenwinkel heraus nehme ich war,wie sie sich auf den Boden vor mich kniet und nach meinen geballten Fäusten greift. ,,Jamie,sieh mich an" Ich versuche es ja,will ich ihr antworten. Ich versuche es.

,,Jamie,was ist los,was soll ich tun?" Ihre Stimme bebt,genau wie mein Körper.
Ich schließe die Augen,alles dreht sich.
Scheiße tut ersticken weh. Hat Art genau das gespürt,als er am Seil hing? Hat es lange gedauert,bis er endlich befreit war?

Verbotene Gedanken Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt