Kapitel 15

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Kapitel 15

Wohl oder übel, musste ich an diesem Mittwoch zur Schule, was blieb mir anderes übrig? Aber mit dem Gedanken in zwei Tagen im Zug nach München zu sitzen, konnte ich mich motivierter ans anziehen machen. Ich zog mir meinen Lieblingspullover an, ein grauer Sweater, der hinten lediglich aus weißer Spitze gemacht war. Untenrum wurde es eine helle Jeanshotpants. Ich zog mir Overkneestrümpfe an und zog meine schwarzen Vans an. Mit der Schultasche ging ich runter in die Küche.

"Verratet ihr mir, woher die Sache mit meinem Freund wisst?", frage ich die beiden.

"Gestern kam so ein Junge, wie hieß er gleich nochmal? Irgendetwas mit K.", sagte meine Mutter.

"Ich glaube, er hieß Kero?", fragte mein Vater mich.

"Kairo?", frage ich die beiden ungläubig.

"Ja, genau so hieß er.", sagte meine Mutter.

ich nahm mein Handy und schrieb Niklas eine Nachricht, das Kairo es war, der es ihnen gesagt hat. Woher wollte er es wissen? ich hasse Kairo aus tiefster seele.

"Gut, ich muss los.", sage ich den beiden und stehe auf.

Mit schnellen Schritten ging ich zur Bushaltestelle und fuhr mit einem vollen Bus zur Schule. Eigentlich würde ich am liebsten bis Freitag zuhause bleiben und dann einfach nach München fahren.

Mit Qual durchlebte ich den Tag, klar, ich war nicht allein. ich unternahm was mit Celine und ihren Freundinnen, aber auch wenn ich es nicht zugeben wollte, ich war bereit Chloe und John zu verzeihen, doch so leicht sollten sie es nicht haben. ein paar Tage sollte ich die nicht quälen. Zuhause zog ich mir erstmal eine gemütliche Sportshorts an und ein einfaches Tanktop. Mama hatte Obstsalat gemacht und Eis gekauft. Wir aßen es zusammen auf dem Balkon und führten eines unserer innigen Gespräche, wie beste freunde.

"Wieso versteckst du deinen Freund vor uns?", fragt sie etwas gekränkt.

"Mama, es ist noch viel zu früh. Ich möchte erst sicher gehen, das es nicht nur eine dieser Kinderbeziehungen wird."

"Ich würde mich trotzdem freuen, ihn mal kennenzulernen.", sagt sie und isst ihr eis.

"was macht mein kleiner Bruder so?", frage ich um das Thema zu wechseln.

"Die Ärztin meint, er wird früher kommen, als der ursprüngliche Geburtstermin, vielleicht nen Monat."

"Das heißt, ich werde schon in 5 Monaten Schwester?", frage ich freudig.

"Wenn alles gut läuft, ja."; lächelt sie.

"Papa und ich passen ganz super auf dich auf, keine sorge, alles wird gut laufen."

In dieser heilen Sekunde, wo wir beide so glücklich waren, klingelte es und verwundert stand ich auf. Geschockt sah ich in das Gesicht von Niklas, der dort mit Rosen und Pralinen vor mir stand, gestriegelt in einem Hemd, das in die Jeans gestopft war.

"Verschwinde sofort, Niklas.", sage ich leise.

"Wieso es deinen Eltern nicht sagen? Es wird nur halb so schlimm, wie du es dir vorstellst."

"Und vor gericht? Da dürfen sie nicht lügen und dann wirst du verurteilt, weil sie dich schon vorher kannten."

"Mal dir doch nicht immer, das schlimmste aus.", sagt er mit ruhiger Stimme.

"Wer ist denn da?", fragt meine Mutter und kommt durchs Wohnzimmer an die haustür.

"Mama, also das ist..", fing ich an zu reden.

"Ich bin Niklas, der Freund von Feliz.", sagt Niklas plötzlich freudestrahlend.

Geschockt sah ich ihn an und konnte nicht glauben, das er das wirklich machte. Ich wollte mir eben noch eine Lüge einfallen lassen, da sagt er es einfach. Mama grinst plötzlich und gibt ihm die Hand. Er überreicht ihr die Blumen und die Pralinen.

"Die kann ich wohl gut gebrauchen.", sagt sie, als sie die Pralinen in die Hand nimmt.

"Schokolade mag wohl jede Frau.", sagt er lächelnd.

"Besonders schwangere Frauen.", sagt sie und tätschelt kurz ihren bauch.

"Oh, ich wusste gar nicht, das sie schwanger sind. Herzlichen Glückwunsch.", sagt er und lächelt nun mich an.

ich lächele nur kurz genervt zurück, weil ich es immernoch nicht verarbeitet habe, das mein Freund/Lehrer, gerade so locker mit meiner Mutter redet. Ohne mein Einverständnis hat er sich einfach meiner Mutter gestellt und gleich würde auch noch mein Vater kommen. Hat er denn gar nicht über die Konsequenzen nachgedacht? Denkt er wirklich, es wird alles so glatt laufen, wie er es gerne hätte?

"Feliz, dann könnt ihr ja immer zusammen auf Finn aufpassen.", stellt sie freudig fest.

"Also, ich weiß ja nicht, weil er muss ziemlich viel arbeiten und da hat er bestimmt keine Lust mehr, auf ein Kind aufzupassen.", versuche ich mich rauszureden.

"Ach was, das würde mir nicht ausmachen.", gibt er mir somit einen imaginären Schlag in den bauch.

"Als was arbeiten sie denn?", fragt meine Mutter.

"Ich bin Lehrer an einer Hauptschule etwas außerhalb von hamburg."

"Ach wirklich? Wie sind sie darauf gekommen lehrer zu werden?"

Er erzählt ihr die ganze lange Geschichte, bei der ich nicht zu hörte und froh war, als er aufhörte. Als die Haustür aufging und Papa im Anzug reinkam, wurde ich wieder so wütend auf Niklas.

"Schön sie kennenzulernen.", sagt Niklas und erwidert die Hand von meinem Vater.

"Lass uns duzen, ich bin Günther und meine Frau Linda.", sagt er herzlich.

"Wie kommt es, das du so kurzfristig da sind. Feliz hat uns erzählt, das du keine zeit hättest."

"Ich habe mir einfach mal frei genommen. man muss ja auch mal aus dem Alltag.", antwortet Niklas souverän.

"Also werden sie uns auf die Bahamas begleiten?", fragt meine mutter per sie.

Er schaute mich an und ich versuchte ihn gedanklich beizubringen, das er nein sagen sollte. Was er stattdessen sagte, kann man sich ja denken.

"Natürlich, es wäre mir eine freude.", sagte er wie ein richtiger Schleimer.

"Entschuldigt uns kurz ja?", funkte ich dazwischen und zog Niklas mit nach oben.

Als ich meine Zimmertür geschlossen habe, sehe ich zu Niklas, der immernoch am strahlen war. Ich ging zu ihm und tippte auf seine brust, während ich ihn anschrie.

"Was denkst du eigentlich, wer du bist?", schrie ich ihn an.

"ich bin dein Freund.", sagt er lächelnd.

"Ich hab dir gesagt, das du es lassen solltest und du? Du gehst einfach zu meiner Mutter, als wäre es das normalste auf der Welt.", schrie ich weiter.

ich musste meine Wut einfach auslassen an ihm, schließlich galt sie auch ihm.

"Deine Eltern sitzen unten und können uns hören, Liebling.", sagt er ruhig.

"Mir ist sowas von scheiß egal, ob die uns hören können. Was hast du dir dabei gedacht, einfach mal meinen Eltern vorzustellen? Findest du es gut, sich mir zu wiedersetzen?"

"Sei doch nicht so laut."

"Verschwinde aus meinem Zuhause, sofort!", schrie ich und öffnete die Tür.

Mit geknickter Haltung ging er durch meine Zimmertür. Bevor ich die Tür schloss, sah ich noch wie er die Treppen runter ging. Ich schmiss mich auf mein bett und schloss die Augen, ich konnte nicht glauben, das wir so schnell streit hatten, obwohl ich ja eigentlich nur ich mit ihm streit hatte. Er sah das ganze einfach zu gelassen. Vielleicht war es auch zu schön um wahr zu sein mit ihm.

Well, that escalated quickly - ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt