Kapitel 84

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Kapitel 83

Travis und ich lagen noch lange einfach im Bett und lauschten den Geräuschen der Natur, jedoch musste ich circa eine Stunde später los zur Arbeit, während er heute frei hatte und mich mit Essen verwöhnen würde, sobald ich zuhause sein werde.

"Na, wie geht es der Schwangeren?", fragt Susanne grinsend.

"Das geht jetzt echt schon lange genug so, Susi. Entweder hörst du auf mich jeden Tag so zu begrüßen oder.", drohte ich ihr.

"Wow, deine Hormone, was?", sagte sie mitfühlend.

"Ich sage dir eins, ich hasse es schwanger zu sein. Klar, es hat auch seine Vorteile: Du wirst von hinten bis vorne bedient und um dich wird sich gekümmert. Allerdings überschattet diese ganzen anderen Dinge das Gute: Du musst ständig pinkeln, einmal habe ich mir sogar in die Hose gepinkelt. Ich bin nicht mehr Herr meiner eigenen Blase. Meine Füße tun eigentlich nur noch weh, aber sobald ich länger als eine Minute auf einer Stelle liege, muss ich die Position wechseln. Außerdem wird mir öfters mal schlecht und dann muss ich mich übergeben. Dazu kommt auch noch, das kein Mensch dich mehr für eine zurechnungsfähige Frau hält, sondern nur noch das Baby in dir sieht, das unbedingt überleben muss. Am allerschlimmsten sind aber die Hormone, in einer Sekunde da bin ich super happy und in der nächsten hasse ich jeden und alles. Ich glaube, ich habe noch nie etwas so sehr gehasst, wie schwanger zu sein. Das Kind liebe ich jetzt schon, aber nicht dafür was es mit mir macht.", heule ich mich bei ihr aus.

"Das ist ganz normal. Bei meinen Kindern war es auch so, aber das wird schon. Allerdings hast du da etwas auf deinem Busen.", macht mich Susanne auf die Spritzer, die aus meiner Brust gekommen sind, aufmerksam.

"Das ist übrigens noch so etwas. Deine Brustwarzen heulen mit dir. Das ist das dritte Top, allein heute!", beschwere ich mich.

"Am besten gehst du eben zur Toilette. Ich halte so lange Stellung.", sagt Susanne mitfühlend.

"Danke.", sagte ich lächelnd und verschwand auf die Toilette.

Im Spiegel schaute ich mir die nassen Flecken auf der Bluse an, versuchte sie so gut wie möglich rauszubekommen. "Fuck.", sagte ich zu mir selber. Kann diese Scheiße bitte mal jemand abschaffen? Jetzt durfte ich den ganzen Tag mit Milchflecken auf der Brust rumlaufen.

"Hast du irgendeinen Geheimtipp, womit die Flecken raus gehen?", fragte ich Susanne, die mich lächelnd zu sich her winkte.

Wir verbrachten die Hälfte der Arbeitszeit damit, einfach zu quatschen und uns über Schwangerschaft und all dem Zeugs auszutauschen. Nach diesem Tag wusste ich allerdings nur noch mehr, wie schwer es für uns werden würde, als frischgebackene Eltern.

"Baby?", rufe ich durch die Wohnung.

Da ich keine Antwort bekam, schaltete ich die Lichter an und legte meine Tasche vorsichtig an die Seite. So viel dazu, das er für uns beide kochen wollte. Seine Schuhe waren ebenfalls nicht da, wo sie immer standen. Wahrscheinlich musste er "ganz dringend" zur Kanzlei, so wie immer eben. Ich ertrage dieses hin und her bei ihm einfach nicht mehr, ständig geht er in die Kanzlei, bleibt dort länger als versprochen und lässt mich sitzen.

"Wo warst du?", frage ich ihn, als er knapp zwei Stunden später durch die Türe kommt.

"Ich musste noch einmal in die Kanzlei, das ist dort aus dem Ruder gelaufen und ich musste das wieder in Ordnung bringen.", erklärte er mir.

"Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Travis. Du hättest mir wenigstens eine Nachricht schicken können, stattdessen lässt du mich nichtsahnend und dann werde ich so von dir sitzen gelassen. Weißt du was, ich habe darauf keine Lust mehr. Am besten bleibe ich für ein paar Tage bei meinen Eltern, damit du mal mitkriegst, was du da eigentlich tust!"

"Aber du bist schwanger, du kannst mich doch jetzt nicht einfach so alleine lassen."

"Ich kann das, Travis. Denn wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Lust, das unsere Zukunft mit einem schreienden Baby genau so aussiehst, das du dich einfach verpisst, weil die in der Kanzlei mal wieder zu blöd sind.", wurde ich lauter und stampfte ins Schlafzimmer.

In eine Sporttasche legte ich genug Sachen für ein paar Tage rein, so dass ich mich von hier fernhalten konnte.

"Lass jetzt bitte den Scheiß, Liz.", versuchte er es mit ruhiger Stimme.

"Nein, weder ich noch sonst irgendjemand hat Bock darauf, von dem Verlobten ständig sitzen gelassen zu werden. Denkst du etwa, du kommst einfach damit durch? Als wäre es nicht schlimm? Lieber zieh ich das Kind alleine auf, als das ich mir das noch länger gefallen lasse.", gebe ich wütend zu.

"Übertreibst du es jetzt nicht vielleicht ein wenig?", fragt er mich.

"Vielleicht, aber anscheinend lernst du es nur so und bis du es kapiert hast, werde ich bei meinen Eltern bleiben.", erklärte ich ihm und ging mit der gepackten Tasche zum Ausgang.

"Liz!", schrie er mir nach, bevor ich die Tür hinter mir schloss.

Ich war schon etwas verheult als ich bei meinen Eltern ankam und die mich sofort aufnahmen, auch wenn sie etwas erschreckt aussahen. Wem kann man dies auch verübeln, sie würden um diese Uhrzeit ja auch nicht ihre Tochter erwarten, die auch noch mit verheultem Gesicht und Gepäck dort an der Tür steht.

"Was ist passiert?", fragen die beiden besorgt.

Ich erzählte den beiden also, was los war. Das Travis mich sitzen gelassen hatte und alles was dazu gehörte natürlich ebenso.

"Du hast schon ein wenig überreagiert.", gibt meine Mutter zu

"Oh danke, jetzt fangt ihr auch noch an, oder was? Wisst ihr was, ich will von euch beiden ebenso nichts mehr hören für heute, Ich gehe jetzt schlafen."; sage ich wütend und nehme meine Tasche mit in mein altes Zimmer.

Seit meinem Auszug war ich eigentlich gar nicht mehr hier gewesen, umso mehr wird mir bewusst wie erwachsen und alt ich in den letzten Jahren geworden bin. Das hier war mein Zuhause, aber schon lange ging ich zu einer anderen Adresse, wenn ich sagte, dass ich nachhause ging. Ich wollte wieder siebzehn sein und meine lächerlichen Probleme mit Jungs haben, mit Ella darüber lachen und zusammen Filme schauen. Dabei waren wir erwachsen geworden, hatten uns auseinander gelebt, sie lebte ihr Leben als Verlobte von irgendwem, der schon ein vierjähriges Kind hat und ich bekam als Verlobte von Travis mein erstes Kind. Bald wäre nichts mehr so einfach geregelt wie heute, bald mussten wir beide Verantwortung übernehmen und uns wie Erwachsene benehmen, aber ich wusste, das das nicht von einen auf den anderen Tag funktionierte. Wir würden ein paar Wochen brauchen, bevor wir das begriffen und uns auch so verhielten.

Well, that escalated quickly - ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt