Kapitel 36

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Kapitel 36

Nach der Arbeit fahre ich direkt zu Chloe, denn ich muss das jemanden erzählen. Ich brauche jemanden der bei mir ist und mir einen Rat gibt. Da ist Chloe einfach die einzige, die mir helfen kann.

"Hey, was ist los?", fragt sie besorgt.

"Können wir erstmal rein?", frage ich.

Wir gehen in ihr Zimmer und setzen uns auf ihr Bett. Sie reicht mir ein Taschentuch, da ich schon spüre wie mir die Tränen kommen, schließlich hatte ich bisher noch nie Glück mit einem Mann.

"Ich hab dir von dem Anwalt erzählt, Travis heißt er, ne?"

"Ja klar, was ist mit dem?"

"Ich habe gestern mit ihm geschlafen, weil ich dachte, er wäre kein Arschloch und er war wirklich nett zu mir und dann ist er raus, um zu telefonieren. Naja, nach einer halben Stunde ungefähr bin ich hinterher und habe gehört, wie er mit seiner Verlobten telefoniert hat."

"Das Schwein hat eine Verlobte und schläft einfach mit dir?", fragte sie wütend.

"Ja und als ich ihm heute gesagt habe, das ich es weiß, da hat er einfach gar nichts gesagt."

"Den musst du so zur Schnecke machen oder noch besser, du spürst dir die Verlobte auf und erzählst dir davon, wie ihr Mann ist."

"Wie soll ich denn bitte ihren namen herausfinden?", fragte ich nach.

"Keine Ahnung, aber irgendetwas wird uns einfallen, ok? Er kommt nicht ungestraft davon."

"Danke, wirklich du bist eine tolle Freundin. Das schlimme ist ja wirklich, ich dachte, das ich das erste Mal, seit langem einen anständigen mann gefunden hätte und dann stellt auch er sich als Enttäuschung heraus.", sage ich und seufze laut aus.

"Weißt du, irgendwann wird auch der richtige für dich kommen und dann machen wir ne Doppelhochzeit und bekommen gleichzeitig Kinder.", grinst sie.

"Dann müsst ihr beide noch lange auf mich warten.", lächle ich.

"Wer weiß, vielleicht ist dein Traummann in dieser Minute auf den Weg zu dir."

"Das glaubst du doch wohl selbst nicht.", lache ich darüber.

"Man weiß doch nie, was die Zukunft für einen bereit hält."

"Du Chloe? Wir sind doch beste Freundinnen richtig?"

"Natürlich sind wir das.", bestärkt sie mich.

Ich wollte ihr von Niklas erzählen, schließlich hat sie ein Recht darauf, aber ich kann es irgendwie nicht, es ist als ob mich etwas davon abhält.

Im nächsten Moment klingelt mein handy, etwas überrascht gehe ich ran.

"Können wir reden?", kommt von der anderen Leitung.

"Ich glaube, deine Frau erwartet einen Anruf von dir oder nicht?"

"Ich hatte keine Zeit, dir das zu erklären, glaub mir, das ist alles viel komplizierter als es scheint."

"Du brauchst mir nicht irgendeine Geschichte aufzubinden, Travis. Heirate Sie und sei glücklich, aber wenigstens betrüg sie nie wieder, das hat niemand verdient."

"Wenn du mir doch nur einmal zuhören würdest, Feliz."

"Warum, damit du mich wieder anlügen kannst? Ich habe deine Schauspielkünste erkannt, bravo."

"Man, ich liebe dich!", schrie er durch den Hörer.

"Oh warte, deine Frau ist gerade bei dir?", frage ich abwertend.

"Komm jetzt sofort runter oder ich brech in das Haus ein!"

"Ich bin nicht zuhause!", schrie ich ebenfalls.

"Wo bist du? lass uns reden."

"Bis dann, Travis.", sagte ich und legte auf.

Kurz war ich noch in Gedanken, während ich auf das Handy starrte. Wieso log der Kerl mich so dermaßen an? Den Typen wünschte man doch keiner Frau.

"Hat er wirklich gesagt, das er dich liebt?", grinst sie.

"Du hast es gehört?", frage ich.

"Das haben wahrscheinlich noch die Nachbarn gehört.", sagt sie lachend.

"Das ist doch eh wieder nur irgendeine blöde Masche.", murmelte ich.

"Was wenn nicht und er liebt dich wirklich?", fragt sie euphorisch.

"Selbst wenn, Chloe. Er ist verlobt, wie kann er sich dann in eine zweite Frau verlieben?"

"du wirst es nicht erfahren, wenn du nicht mit ihm redest."

"Ich muss nachhause, Arbeit ruft morgen schließlich wieder. Wir sehen uns ja?"

Wir verabschiedeten uns und ich ging zur S-Ban, wo ich innerhalb von 10 Minuten an meiner Haltestelle war. Wieso können Menschen nicht ohne Gefühle leben, ohne Liebe und Schmerz, was hat sich die Natur dabei gedacht? Wäre das leben von allen Menschen auf dieser Welt nicht um einiges einfacher ohne Liebe ohne Gefühle?

"Travis?", frage ich überrascht.

"Zum Glück, du bist endlich da.", sagt er und steht von den Treppen auf.

"Genau und jetzt muss ich rein."

"Lass mich das erklären.", bettelt er.

"Gut ok, aber nicht hier. Lass uns reingehen."

Widerwillig nehme ich ihn mit in die Wohnung, wo wir uns in meinem Zimmer auf die Couch setzen. Erwartungsvoll schaue ich ihn an, er allerdings schaut auf seine Hände und sieht irgendwie nachdenklich aus.

"Travis, rede jetzt.", drängte ich.

"Meine Verlobte und ich waren zusammen, aber eigentlich hatte ich sie nie geliebt, konnte bloß nie Schluss machen, weil sie diesen Blick drauf hat. Weißt du und dann erzählt sie von ihrem todkranken Vater, der sich als letzten Wunsch nimmt, das sie heiratet und ich weiß nicht mehr wieso, aber dann habe ich sie gefragt. Glaub mir bitte, ich liebe sie nicht, ich glaube ich bin einfach aus Mitleid mit ihr zusammen."

"Du kannst aber doch keine Ehe auf einer Lüge und ohne Gefühle führen.", ruf ich in sein Gedächtnis.

"Ich weiß, immer wenn ich kurz davor bin mit ihr Schluss zu machen, aber dann kommt immer etwas dazwischen."

"Das Schicksal versucht dir vielleicht was zu sagen, das du mit ihr zusammen bleiben sollst und dich irgendwann ja doch noch in sie verliebst."

"Wie soll ich das, wenn mein Herz bereits vergeben ist?"

"Für uns beide gibt es keine Zukunft so lange du verlobt bist, Travis. Ich hätte auch keinen Bock, das mein Verlobter eine Affäre hat.", wurde ich wütend.

"Guck sie dir doch an, sie hat Augen, bei denen man nicht nein sagen kann."

Innerhalb weniger Sekunden hielt er ein Foto in der Hand auf dem eine schwarzhaarige Frau zu sehen war, große, blaue Augen waren zu sehen und er hatte recht, ich musste ihm beipflichten, diesen Augen könnte ich ebenfalls kein Nein geben.

"Das ist ja schön, aber dann geh jetzt bitte."

"Ich liebe dich.", murmelt er, während er aufsteht.

"Sag das deiner Frau, nicht mir."

Er schaute mich einmal kurz an, zutiefst verletzt und traurig, bevor er aus meinem Zimmer ging und verschwand. An meinem Fenster sah ich noch, wie er kurz vor der Haustür halt machte und dann in sein Auto stieg.

Ich musste drüber stehen richtig? Meine Entscheidung war ja schließlich richtig, aber irgendwie fühlt es sich so falsch an. Mach dir keinen Kopf, Feliz, du hast die richtige Entscheidung getroffen, du weißt es. Versuchte ich mir einzureden, so gut wie es halt ging. Mein herz hing irgendwie an ihm,das war nicht gut, überhaupt nicht gut.

Well, that escalated quickly - ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt