Kapitel 86

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Kapitel 86

Aufgeregt standen wir zu viert im Brautmodengeschäft und warteten auf die Verkäuferin, die uns in ein abgetrennten Teil brachte. Immernoch konnte ich nicht fassen, das schon in anderthalb Wochen die Hochzeit stattfinden würde. Dazu kam die Geburt unseres Kindes in knapp drei Monaten, irgendwie geht das alles ziemlich schnell und zieht mehr an uns vorbei als das wir es wollen.

Die Verkäuferin brachte mir verschiedene Kleider mit verschiedenen Schnitten in die Umkleide, die den babybauch umschmeicheln sollen. In die engeren war es eine körperliche Höchstleistung überhaupt reinzukommen und in die anderen sah ich aus wie eine Sumoringerin. Erst als es langsam dunkel wurde und ich das siebte oder achte Kleid anzog, wusste ich, das es das ist was ich wollte. Es war perfekt und so würden es auch alle anderen sehen. Mein Bauch wurde betont, aber auch nicht zu sehr so das ich fett aussah. Ich war mir sicher, jetzt konnte die Hochzeit beginnen!

"Du siehst wunderschön aus, mein Schatz.", kam meine Mutter zu mir, die schon Tränen in den Augen hatte.

"Mama, hör auf zu weinen. Denk dir einfach dieses Hochzeitskleid weg. Ich will nicht, das das so ein blöder kitschiger moment mit der Mutter wird.", sagte ich zu ihr.

"Alles klar.", sagte sie und musste kurz über meine Aussage lachen.

Auch Chloe und Gertrud kamen zu mir und umarmten mich einmal. Irgendwie waren plötzlich so unglaublich rührselig und würden gerne anfangen zu heulen, aber ich verbot es ihnen. Würden sie anfangen zu heulen, müsste ich ebenfalls heulen und ich wollte nicht heulen, weil ich das bestimmt in hundert Liebesfilmen so gesehen habe und irgendwie mag ich das nicht so, dieses Gruppending.

"Was machen wir an deinen letzten Abend in Freiheit?", fragte mich Chloe nun.

"Ich hatte eigentlich vor, das die Truppe aus München einen Tag früher kommt und wir alle zusammen was trinken gehen.", erklärte ich ihr.

"Dann lerne ich die auch mal kennen, zumindest vor deiner Hochzeit.", scherzte Chloe.

"Ja, du wirst sie mögen. Sie sind toll. Wir werden alle viel Spaß haben.", lächelte ich.

"Freut mich, am Freitag oder wann?", fragt sie, während wir swchon auf den Weg zur Kasse waren.

"Am Sonntag ist ja die Hochzeit, also denke ich das Freitag am besten wäre. Travis wird ja bei euch am Samstag übernachten und du kommst am Morgen zu mir, nicht das du das vergisst ok?"

"Keine Sorge, so etwas wichtiges vergesse ich nicht. Marvin bleibt bei den beiden Männern, so dass wir uns ganz auf die Braut konzentrieren können.", lächelt sie.

"Mama, du weißt auch Bescheid oder?", frage ich sie.

"Am Sonntag Morgen. Ich vergesse doch nicht den wichtigsten Tag meiner Tochter."

"Sehr gut und jetzt lasst uns was essen gehen. Wir haben Hunger.", lache ich.

"Hier ist um die Ecke McDonalds.", schlug Gertrud vor.

"Super, fetter kann ich ja eh nicht werden.", scherzte ich.

Wir machten uns also auf den Weg zu McDonalds, den wir innerhalb von zehn Minuten erreichten. Wahrscheinlich wäre ich da nicht reingegangen, wenn das Kleid schon in meiner Hand gewesen wäre. Da hätte ich zuviel Angst, das es dreckig wird. Stattdessen wird es noch an meinen Körper angepasst, viel mehr an die Größe meiner Kugel und meiner Brüste, die inzwischen schon fast ein Körbchen größer sind als vor der Schwangerschaft. Am Mittwoch würden wir das Kleid noch einmal anprobieren müssen und dann würde es Mama mit zu sich nehmen, bevor sie es am Sonntag mit zu mir bringt. Travis durfte es vorher aufgarkeinenfall sehen.

"Also, wir sehen uns spätestens Sonntag wieder.", verabschiedete ich mich von ihnen und stieg aus dem Auto aus.

Travis hätte jetzt bestimmt gekocht und obwohl ich bei McDonalds war, hatte ich Hunger bekommen, denn das meiste von dem verschlungenen bekam das Kleine drinnen ab.

"Baby.", flüstert er, als ich mich an seinen Rücken schmiege.

"Es war so anstrengend, ich bin froh dich endlich wieder zu sehen.", murmle ich in seinen Rücken.

"Es war auch nur halb so schön hier in der Wohnung ohne dich.", sagt er, bevor er mir einen langen Kuss gab.

"Ich habe Hunger, diesmal bin das aber nur ich. Das Kleine hat mir das ganze Essen von McDonalds weggeschnappt.", erzähle ich ihm.

"Gut, das du einen Meisterkoch zuhause hat und er für uns gerade essen macht.", flüstert er und küsst mich zum wiederholten Male. "Habt ihr eigentlich ein schönes Kleid gefunden?", fragte er und deutete auf meine leeren Hände.

"Das wird noch angepasst, ich muss Mittwoch noch einmal hin, aber vor Sonntag wirst du es ganz bestimmt nicht sehen."

"Du wirst unwahrscheinlich schön aussehen.", flüstert er.

"Können wir jetzt essen?", frage ich ungeduldig.

"Ist gleich fertig. Du kannst ja schon einmal decken.", schlug er vor.

Seufzend nahm ich zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch der vor uns stand. Kurz nachdem ich mit decken fertig war, schaufelte mir Travis das Essen auf den Teller. Also nicht alles, aber mehr als genug.

"Ich bin so vollgefressen, am liebsten würde ich gar nicht mehr aufstehen.", sagte ich, nachdem ich den letzten Bissen des Essens in den Mund geschoben hatte und mich in den Stuhl lehnte,

"Eigentlich hatte ich da noch etwas geplant.", schmunzelte er egheimnisvoll.

"Können wir das auf Morgen verschieben?", seufzte ich genervt.

"Komm, ich trage dich auch.", lächelt er.

"Dann könnte ich das vielleicht sogar ertragen.", lächelte ich und hielt ihm meine Arme hin.

Mit einem schnellen Ruck und kurzem Stöhnen seinerseits, landete ich an seinen Schultern, die sich taktvoll mit seinem Gang bewegten. Dieser Typ war meine Definiton von Perfektion. Wir blieben im Schlafzimmer stehen und als er mich runterließ bemerkte ich warum. Der Raum war ausgeschmückt mit unzählbar vielen kleinen Lämpchen und Stoffen. Sofort bekam man das Gefühl als wäre man direkt aus '1001 Nacht' entsprungen.

"Hast du das gemacht?", fragte ich erstaunt.

"Ich könnte jetzt lügen und ja sagen, aber ich habe jemanden dafür bezahlt, das er mir das genau so herrichtet."

"Es ist trotzdem schön, das du dir so Gedanken machst.", lächelte ich und küsste ihn kurz auf den Mund, um das Zimmer weiter zu betrachten.

"Jetzt kannst du dich hinlegen, ein Buch lesen und ich mache dir noch einen Tee?"

"Du musst das nicht für mich machen, mir geht es auch ohne super."

"Ich möchte das aber so, wir beide wissen, das du in Stresssituationen schnell aufgebracht wirst. Deswegen soll dieser Raum ein Rückzugsort sein, wo wir wissen, das wir hier entspannen können."

"Gott, würde ich dich nicht kennen, würde ich doch glatt sagen, das du schwul bist.", musste ich lachen.

"Dankeschön.", murmelt er angefressen.

"Es ist dennoch süß, aber ich mochte auch unser altes Schlafzimmer wie es war. Aber ich denke, das wir es verdient haben beide ein wenig zu entspannen. Lass uns den Fernseher anschalten und kuscheln, ok?"

"Nur kuscheln?", fragt er vorsichtig nach.

"Nur kuscheln.", lächelte ich.

Well, that escalated quickly - ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt